Diese würden angesichts der Größe des Betriebs auch noch dauern, sagten zwei Vertreterinnen des Umweltministeriums am Donnerstag im
Umweltausschuss des Landtags. Es handle sich um etwa 1.800 Milchkühe und darüber hinaus um zahlreiche
Jungrinder und
Kälber an mehreren Standorten, zusammen um mehr als 3.500 Tiere. «Die Kontrollen sind voll am Laufen», hieß es. Auch das zuständige Landratsamt gerät in dem Fall unter Druck.
Anfang der Woche waren massive Vorwürfe von
Tierquälerei gegen einen der größten Milchviehbetriebe im Freistaat bekannt geworden. Der Tierrechtsverein «Soko Tierschutz» hatte der «Süddeutschen Zeitung» und der ARD Videoaufnahmen zugespielt, die dies belegen sollen. Der
Betrieb war zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Dezidierte Bewertungen wollten die Vertreterinnen des Umweltministeriums angesichts der laufenden Kontrollen nicht abgeben. Es gebe aber tiergesundheitliche Probleme und einen hohen Anteil an «lahmen Tieren». Nach Abschluss aller Kontrollen werde es eine «Gesamtschau der Situation» geben, im Hinblick auf
Tiergesundheit, Tierschutz und Lebensmittelhygiene.
Der Umweltausschuss ordnete für den 25. Juli eine Sondersitzung an. Diese wurde von der Opposition gefordert und soll ein funktionierendes Kontrollsystem zur
Überwachung von Großbetrieben und zur personellen Überlastung von Amtsveterinären beinhalten.
Dem zuständigen Landratsamt wird von Tierschützern vorgeworfen, Kontrollen beim Betrieb vorab angekündigt zu haben. Das Landratsamt Unterallgäu bestreitet den Vorwurf: «Selbstverständlich erfolgen unsere Kontrollen ohne Vorankündigung. Alle anderen Behauptungen weisen wir auf das Schärfste zurück.»
In den vergangenen fünf Jahren gab es dem Landratsamt zufolge 34 Kontrollen beim betroffenen Milchviehbetrieb. Neben 19 Regelkontrollen waren 15 Kontrollen anlassbezogen - unter anderem wegen Tierschutz-Beschwerden. Bei den Überprüfungen konnten Verstöße gegen das Tierschutzrecht festgestellt werden. Es seien mehrfach Bußgelder verhängt worden und die festgestellten Mängel nach Angaben des Veterinäramts nachfolgend immer beseitigt worden.
Tierschützer sprechen von «gewaltigem Versagen beim Landratsamt» und erheben «den massiven Verdacht, dass der Betrieb bewusst geschont wurde». Das zuständige Landratsamt bestreitet dies und lässt in einer Stellungnahme verlauten: «Von der Dimension der Verstöße haben wir durch Bildmaterial der Tierschutzorganisation erfahren. Diese waren bei keiner Kontrolle ersichtlich.»
Nachdem die Anschuldigungen am Dienstag öffentlich bekannt wurden, haben ein
Schlachtbetrieb und eine
Käserei aus dem Allgäu die Verträge mit dem Landwirt gekündigt. «Die gelieferte Milch des betreffenden Milchviehhofes war und ist von einwandfreier Qualität», heißt es in einer Mitteilung der Käserei. Dennoch werde «aus ethischen und moralischen Gründen, ab sofort keine Milch mehr von diesem Hof» angenommen und verarbeitet.
Seit Bekanntwerden der Vorwürfe steigt auch der Druck auf den
Milchviehbetrieb in sozialen Netzwerken. Es kam zu Drohungen. Zudem wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft ein Gebäude mit «Hassbotschaften» beschmiert. Am Mittwoch wurde außerdem ein Mensch aus dem Umfeld des Landwirts mit einem Messer bedroht. Nach Angaben eines Sprechers der Staatsanwaltschaft Memmingen fuhr ein Mann auf das Anwesen der Betreiber. Dieser habe mit dem Messer «herumgefuchtelt» und gesagt: «Ich habe etwas zum Schlachten dabei.»