Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
11.07.2019 | 16:08 | Versagen beim Landratsamt? 

Kontrollen zu Tierquälerei im Allgäu voll am Laufen

München/Bad Grönenbach - Nach Vorwürfen der Tierquälerei gegen einen Milchviehbetrieb im Allgäu laufen die Kontrollen der Behörden auf Hochtouren.

Tierquälerei
Werden auf einem großen Milchviehbetrieb im Allgäu Tiere massiv gequält? Der Vorwurf beschäftigt neben Tierschützern und Justiz nun auch den Landtag. Und zieht seine Kreise in sozialen Netzwerken. (c) proplanta
Diese würden angesichts der Größe des Betriebs auch noch dauern, sagten zwei Vertreterinnen des Umweltministeriums am Donnerstag im Umweltausschuss des Landtags. Es handle sich um etwa 1.800 Milchkühe und darüber hinaus um zahlreiche Jungrinder und Kälber an mehreren Standorten, zusammen um mehr als 3.500 Tiere. «Die Kontrollen sind voll am Laufen», hieß es. Auch das zuständige Landratsamt gerät in dem Fall unter Druck.

Anfang der Woche waren massive Vorwürfe von Tierquälerei gegen einen der größten Milchviehbetriebe im Freistaat bekannt geworden. Der Tierrechtsverein «Soko Tierschutz» hatte der «Süddeutschen Zeitung» und der ARD Videoaufnahmen zugespielt, die dies belegen sollen. Der Betrieb war zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Dezidierte Bewertungen wollten die Vertreterinnen des Umweltministeriums angesichts der laufenden Kontrollen nicht abgeben. Es gebe aber tiergesundheitliche Probleme und einen hohen Anteil an «lahmen Tieren». Nach Abschluss aller Kontrollen werde es eine «Gesamtschau der Situation» geben, im Hinblick auf Tiergesundheit, Tierschutz und Lebensmittelhygiene.

Der Umweltausschuss ordnete für den 25. Juli eine Sondersitzung an. Diese wurde von der Opposition gefordert und soll ein funktionierendes Kontrollsystem zur Überwachung von Großbetrieben und zur personellen Überlastung von Amtsveterinären beinhalten.

Dem zuständigen Landratsamt wird von Tierschützern vorgeworfen, Kontrollen beim Betrieb vorab angekündigt zu haben. Das Landratsamt Unterallgäu bestreitet den Vorwurf: «Selbstverständlich erfolgen unsere Kontrollen ohne Vorankündigung. Alle anderen Behauptungen weisen wir auf das Schärfste zurück.»

In den vergangenen fünf Jahren gab es dem Landratsamt zufolge 34 Kontrollen beim betroffenen Milchviehbetrieb. Neben 19 Regelkontrollen waren 15 Kontrollen anlassbezogen - unter anderem wegen Tierschutz-Beschwerden. Bei den Überprüfungen konnten Verstöße gegen das Tierschutzrecht festgestellt werden. Es seien mehrfach Bußgelder verhängt worden und die festgestellten Mängel nach Angaben des Veterinäramts nachfolgend immer beseitigt worden.

Tierschützer sprechen von «gewaltigem Versagen beim Landratsamt» und erheben «den massiven Verdacht, dass der Betrieb bewusst geschont wurde». Das zuständige Landratsamt bestreitet dies und lässt in einer Stellungnahme verlauten: «Von der Dimension der Verstöße haben wir durch Bildmaterial der Tierschutzorganisation erfahren. Diese waren bei keiner Kontrolle ersichtlich.»

Nachdem die Anschuldigungen am Dienstag öffentlich bekannt wurden, haben ein Schlachtbetrieb und eine Käserei aus dem Allgäu die Verträge mit dem Landwirt gekündigt. «Die gelieferte Milch des betreffenden Milchviehhofes war und ist von einwandfreier Qualität», heißt es in einer Mitteilung der Käserei. Dennoch werde «aus ethischen und moralischen Gründen, ab sofort keine Milch mehr von diesem Hof» angenommen und verarbeitet.

Seit Bekanntwerden der Vorwürfe steigt auch der Druck auf den Milchviehbetrieb in sozialen Netzwerken. Es kam zu Drohungen. Zudem wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft ein Gebäude mit «Hassbotschaften» beschmiert. Am Mittwoch wurde außerdem ein Mensch aus dem Umfeld des Landwirts mit einem Messer bedroht. Nach Angaben eines Sprechers der Staatsanwaltschaft Memmingen fuhr ein Mann auf das Anwesen der Betreiber. Dieser habe mit dem Messer «herumgefuchtelt» und gesagt: «Ich habe etwas zum Schlachten dabei.»
dpa/lby
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Verweste Schweine - Behörde prüft Entzug von Schlachtzulassung

 Kleingärtner soll Schafe ohne Betäubung getötet haben

 Justiz ermittelt wegen erfrorener Kühe - Behörde: Keine Verstöße

 Verstöße am Schlachthof Aschaffenburg Behörden lange bekannt

  Kommentierte Artikel

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet