Die Obstbaubetriebe sind mit einem Minus von rund 43 Prozent massiv eingebrochen. Das erklärt
Joachim Rukwied, Präsident des Landesbauernverbandes (LBV), zu den Unternehmensergebnissen im Wirtschaftsjahr 2018/19 (1. Juli 2018 bis 30. Juni 2019) am 17. Dezember 2019 in Stuttgart. Im
Schnitt betrug das Ergebnis je Familienarbeitskraft 34.275 (2017/18: 37.465) Euro.
Futterbaubetriebe verlierenDie Einkommen der Milchviehbetriebe sind um 13,3 Prozent auf 45.747 (52.752) Euro je Familienarbeitskraft zurückgegangen. Dies lässt sich vor allem auf gestiegene Kosten insbesondere bei Futtermitteln, niedrige Rinderpreise und leicht gesunkenes Milchgeld zurückführen. Futterbaubetriebe mit
Rindermast und Mutterkühen liegen bei 24.233 (27.525) Euro je Familienarbeitskraft, was einem Rückgang von zwölf Prozent entspricht. Die Gemischtbetriebe müssen ebenfalls ein um 12,1 Prozent niedrigeres Einkommen von 22.514 (25.649) Euro je Familienarbeitskraft hinnehmen.
Veredelung mit leichter ErholungIn den vergangenen Jahren hatten die Schweine haltenden
Betriebe im Land mit schlechten Schweinepreisen in Verbindung mit höheren
Produktionskosten zu kämpfen. „Erfreulicherweise haben die Einkommen im Veredlungsbereich zulegen können.
Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr haben die
Veredelungsbetriebe ein Plus von 8,4 Prozent auf 41.842 (38.619) Euro je Familienarbeitskraft erzielt. Die Nachfrage beim
Schweinefleisch ist deutlich gestiegen, sodass der Preis derzeit über zwei Euro je Kilogramm Schlachtgewicht liegt“, sagt der Bauernpräsident. Sorge bereite den Schweinehaltern die drohende Einschleppung der Afrikanischen
Schweinepest (ASP).
Ackerbau minimal im Plus Seit mehreren Jahren verharren die Unternehmensergebnisse der
Ackerbaubetriebe auf niedrigem Niveau. „Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr konnten die Ackerbauern das niedrige Einkommensniveau nicht wesentlich verbessern“, sagt Rukwied.
„Die Betriebe konnten einen leichten Zuwachs um 3,3 Prozent auf lediglich 31.545 (30.525) Euro je Familienarbeitskraft verzeichnen.“ Im Gegensatz zu Nord- und Ostdeutschland seien die
Bauern im Südwesten im Trockenjahr 2018 mit der Höhe der Ernteerträge noch glimpflich davon gekommen.
Weinbau legt wieder zu Nach dem schlechten Erntejahr 2017, bedingt durch
Frostschäden, war die Ernte 2018 im Weinbau hinsichtlich Qualität und Ertrag sehr gut. „Die Weinbaubetriebe konnten wieder zulegen und erwirtschafteten ein Plus von 25,4 Prozent auf 36.764 (29.330) Euro je Familienarbeitskraft“, erklärt Rukwied.
Obstbaubetriebe brechen ein Vergangenes Wirtschaftsjahr mussten die
Obstbauern ein zweites schwieriges Jahr in Folge verkraften. Trotz einer sehr guten
Apfelernte 2018, im Vergleich zur frostbedingt extrem kleinen Ernte des Vorjahres, brachen die Unternehmensergebnisse ein.
„Ein dramatisch eingebrochener Apfelpreis sowie in Verbindung mit dem gestiegenen Mindestlohn und deutlich erhöhten Personalkosten für die Erntearbeiten waren die Ursachen des massiven Gewinnrückgangs. In Summe müssen die Obstbauern ein Minus von 43,3 Prozent auf 19.153 (33.698) Euro je Familienarbeitskraft verkraften“, erklärt Rukwied.
Unternehmensergebnisse der einzelnen Betriebsformen- In den
Milchviehbetrieben sinkt das Unternehmensergebnis 2018/19 im Durchschnitt um 13,3 Prozent auf 45.747 (52.752) Euro je Familienarbeitskraft.
- Bei den
Futterbaubetrieben mit Rindermast und Mutterkühen lagen die Ergebniseinbußen bei 12 Prozent und somit 24.233 (27.525) Euro je Familienarbeitskraft.
- Bei den
Gemischtbetrieben nahm das Ergebnis um 12,1 Prozent auf 22.541 (25.649) Euro je Familienarbeitskraft erneut ab.
- In der
Veredlung erholten sich die Unternehmensergebnisse 2018/19 leicht um 8,4 Prozent auf 41.842 (38.619) Euro je Familienarbeitskraft.
- Das durchschnittliche Ergebnis je Familienarbeitskraft bei den
Ackerbaubetrieben stabilisiert sich auf niedrigem Niveau bei 31.545 (30.525) Euro.
- Der
Weinbau kann im Durchschnitt mit einem Plus von 25,4 Prozent rechnen. Die Weinbaubetriebe erwirtschafteten 36.764 (29.330) Euro je Familienarbeitskraft.
- Der
Obstbau muss den höchsten Ergebnisrückgang verbuchen. Die Unternehmensergebnisse brachen um 43,2 Prozent auf durchschnittlich 19.153 (33.698) Euro je Familienarbeitskraft ein.
Bauernfamilien benötigen Zukunftsperspektiven „Unsere Bauern brauchen dringend verlässliche Rahmenbedingungen, um ihre Betriebe nachhaltig weiterentwickeln zu können“, sagt Rukwied. „Wir Landwirte sind bereit, uns weiteren gesellschaftlichen Forderungen zu stellen, allerdings muss die Umsetzung praktikabel sein und entsprechend zusätzlich honoriert werden.“ Daten zu den Unternehmensergebnissen 2018/19 (1. Juli 2018 bis 30. Juni 2019)
DatenbasisDie Ermittlung der Einkommenssituation basiert auf den Buchführungsergebnissen von 1.627 landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieben, welche die baden-württembergische Landwirtschaft im Haupterwerb repräsentieren.
UnternehmensergebnisDas Unternehmensergebnis (Bruttoeinkommen) muss neben der Entlohnung für die Familien-Arbeitskräfte sowie die unternehmerische Tätigkeit auch die Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals abdecken. Zusätzlich gehen davon die Sozialabgaben, persönliche Steuern, Tilgung für Fremdkapital und finanzielle Verpflichtungen gegenüber der Vorgängergeneration ab. Ein Teil des Unternehmensergebnisses ist für die Finanzierung von Ersatz- und Neuinvestitionen aufzuwenden.
Arbeitskräfte (AK)Der Arbeitskräfteeinsatz je ausgewertetem
Betrieb liegt bei 2 Arbeitskräften je Unternehmen oder 2,7 AK je 100 Hektar (Familien-AK: unverändert 1,5 Familienarbeitskräfte/Betrieb). Der durchschnittliche AK-Besatz, bezogen auf die Fläche, liegt damit in Baden-Württemberg bei rund 29 Prozent über dem Bundesdurchschnitt (2,1 AK je 100 Hektar).
FlächeDie landwirtschaftlich genutzte Fläche der ausgewerteten Betriebe beträgt knapp 75 Hektar pro Betrieb. Der Anteil der Pachtflächen liegt im Durchschnitt dieser Betriebe bei 72 Prozent (rund 54 Hektar). Die durchschnittlichen Pachtkosten der ausgewerteten Betriebe betragen rund 14.000 Euro pro Jahr (ca. 260 Euro je Hektar). Die Pachtquote im Land liegt bei 61 Prozent.
EigenkapitalbildungIm Wirtschaftsjahr 2018/19 konnte von den ausgewerteten Betrieben rund 9.800 Euro Eigenkapital gebildet werden. Dieser Wert hat sich im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert (Wirtschaftsjahr 2017/18: + 9.150 Euro). Im Hinblick auf eine dauerhafte Sicherung der betrieblichen Existenz beträgt die anzustrebende Zielgröße mindestens 10.000 bis 15.000 Euro je Betrieb.
InvestitionenDie Bruttoinvestitionen, das heißt der gesamte Zugang an Vermögensgegenständen, nahmen im Wirtschaftsjahr 2018/19 um knapp 10 Prozent zu und lagen bei 54.000 Euro je Unternehmen. Die Investitionen in Maschinen erhöhten sich ebenfalls (um knapp zehn Prozent auf circa 30.000 Euro). Die Nettoinvestitionen stiegen im abgelaufenen Wirtschaftsjahr deutlich (+ 68 Prozent) und lagen im Durchschnitt der baden-württembergischen Haupterwerbsbetriebe bei 9.800 Euro.
Betriebe im Land nach der amtlichen StatistikIn Baden-Württemberg gibt es nach der amtlichen Statistik 39.600 Betriebe. Die durchschnittliche
Betriebsgröße beträgt knapp 36 Hektar pro Betrieb (D rund 62 Hektar). Die überwiegende Mehrheit (89 Prozent) der landwirtschaftlichen Betriebe wird als
Familienbetrieb, als sogenanntes Einzelunternehmen, geführt. In Baden-Württemberg wirtschaften ein Drittel dieser Einzelunternehmen im Haupterwerb und knapp zwei Drittel im Nebenerwerb. Gemeinschaftliche Betriebsformen gewinnen zunehmend an Bedeutung, darunter Gesellschaften bürgerlichen Rechts (GbR) mit einem Anteil von knapp neun Prozent.
HintergrundDer
Landesbauernverband in Baden-Württemberg e. V. (
LBV) vertritt rund 36.000 Landwirte aus Baden-Württemberg. 23 selbstständige Kreisbauernverbände nehmen auf regionaler Ebene die Interessen des bäuerlichen Berufsstandes wahr. Insgesamt ist jeder zehnte Arbeitnehmer in Baden-Württemberg direkt oder indirekt von der Landwirtschaft abhängig.