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30.11.2020 | 11:05 | Bauernproteste 
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Landwirte blockieren Zufahrt zu Lidl-Lager mit Traktoren

Cloppenburg - Aus Protest gegen aus ihrer Sicht existenzgefährdende Niedrigpreise im Lebensmittelhandel haben Hunderte Landwirte in Niedersachsen Lager des Discounters Lidl blockiert.

Bauernproteste November 2020
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Die Wut der Bauern auf die Handelskonzerne ist groß - mit riesigen Treckerblockaden legen sie die Zufahrten zu Lidl-Lagern lahm. (c) proplanta
Die Protestaktion begann am frühen Montagmorgen und dauerte bis zum Abend an. Betroffen waren Lager in Cloppenburg und Emstek, sagte eine Polizeisprecherin. In Cloppenburg blockierten ihren Angaben zufolge 120 Traktoren die Zufahrt des Zentrallagers, in Emstek 30 Traktoren. In Cloppenburg versammelten sich Hunderte Landwirte vor dem Lager an der Bundesstraße 72, umfuhren mit ihren Traktoren Polizeiabsperrungen und stellten sich in die Ein- und Ausfahrt.

«Die Landwirte sagen, wir fahren nicht eher weg, bis der Chef von Lidl mit uns redet», sagte ein Sprecher der Bauern-Initiative «Land schafft Verbindung» in Niedersachsen. Die Landwirte hätten sich den Tag über bei der Blockade abgelöst. Auch weitere Lidl-Lager wie das in Schwanewede wollten seinen Angaben zufolge Landwirte mit Traktoren blockieren.

Dem Sprecher zufolge sind die Landwirte wütend über einen Brief der großen deutschen Handelsketten an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Darin hatten sich die Topmanager der Konzerne Edeka, Rewe, Aldi und der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) über Äußerungen von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner beschwert. Die CDU-Politikerin hatte vorvergangene Woche einen Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht, mit dem Landwirte und kleinere Lieferanten besser vor dem Preisdruck der Handelsriesen geschützt werden sollen und von teils unfairen Bedingungen gesprochen. Klöckner habe ein Zerrbild der Handelsunternehmen gezeichnet, klagten die Supermarkt-Ketten.

Ein Sprecher Lidl von Lidl teilte am Abend mit, weiterhin zu Gesprächen mit den Landwirten bereit zu sein. «Um dem Anliegen der gesamten Landwirtschaft am ehesten gerecht zu werden, brauchen wir einen sektorweiten Dialog, der mit allen Verhandlungspartnern entlang der Lieferkette geführt wird», hieß es. Die protestierenden Bauern müssten für Gespräche Vertreter benennen. Lidl sehe sich als starker Partner der deutschen Landwirtschaft und exportiere deutsche Produkte in mehr als 30 Länder. Um den derzeitigen Überhang bei Schweinefleisch zu regulieren, solle es Sondervermarktungen geben.

«Für diese Tiere sollen die Landwirte einen finanziellen Ausgleich und damit den marktüblichen Preis erhalten.» Nach Angaben von «Land schafft Verbindung» sollen die Proteste auch in Schleswig-Holstein bei Rewe und am Donnerstag in Hamburg bei Edeka fortgesetzt werden.
dpa/lni
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Kommentare 
Dulijä schrieb am 07.12.2020 23:24 Uhrzustimmen(1) widersprechen(2)
Muss denn Frischware überhaupt in diesen „Supermärkten“ verkauft werden? Wenn ich oft so beobachte, wie mit den Waren umgegangen wird (Kundschaft und Personal), kaufe nichts mehr.
Aldi, Lidl etc. sind keine Lebensmittelmärkte, denn dann müsste alle Non-Food-Ware daraus verschwinden! Tja, was sind die? Preisdrücker und Qualitätszerstörer.
Frage: Wäre es möglich, dass sich alle Erzeuger zusammenschließen und selbst die Vermarktung vor Ort oder in der nächstgrößeren Gemeinde dauerhafte Märkte (Markthalle) organisieren, aber so, dass auch die Vollzeit arbeitenden Menschen Gelegenheit haben, frische, regionale Waren zu fairen Preisen erwerben können?
Eier, Milchprodukten, Butter, Fleisch, Obst, Gemüse, Fisch, Backwaren etc. Da gibt es ein paar kundige Verkäufer‘innen, nur die kommen in Kontakt mit der Ware. Ist hygienisch und die ständige Rumbatzerei der Kundschaft am Obst gehört endlich der Vergangenheit an. Finde das so widerlich, wer weiß, wo die vorher mit ihren Händen waren... iiiiiieeeh.
Bei den Wochenmärkten haben die Ganztagsarbeitenden immer das Nachsehen, weil diese Märkte viel zu früh abbauen (Freitagmittag) da arbeiten die meisten noch, zumindest in meiner Region.
Noch eine Frage: In fast jedem Ort gab es eine Molkerei, warum aktiviert man diese Gebäude nicht wieder und erweitert das Angebot?
Das wär mein Traum.
agricola pro agricolas schrieb am 03.12.2020 09:18 Uhrzustimmen(11) widersprechen(2)
„plenus venter non studet libenter“

Die Verhältnismäßigkeit ist bei den Bauern in der Urproduktion schon über einen sehr langen Zeitraum nicht mehr gewährleistet:

Im Eigentlichen müssen wir Bauern jetzt knallhart zur Kenntnis nehmen, dass, einzig und alleine noch immer in der Nahrungsmittelproduktion festzementiert, wir unsere Stalltüren schleunigst für immer schließen müssen; mittlerweile erreicht dieses dortige fatale Szenario sogar die größten deutschen Mastanlagen, die ihren Pachtzinsverpflichtungen teilweise lt. BVVG nicht mehr nachkommen können. Wie aberwitzig mutet es dabei doch an, wenn dieser Tage ein Prof. Spiller -seines Zeichens einer der namhaftesten Ökonomen in diesem Sektor, mit entsprechendem Renommee weit über die Grenzen Deutschlands hinaus, in beratender Funktion in Zuarbeit auch für unsere Bundesregierung tätig- sich jetzt in den öffentlich rechtlichen Fernsehanstalten wissenschaftlicherseits ganz ohne „mea culpa“ sichtlich hilflos positioniert, dass selbst eine solche Größe fatale, unvorstellbar anhaltend ruinöse Preisschlachten sich zu keinem Zeitpunkt hätte vorstellen können.

Trotz der nach wie vor in den heiligen Hallen unserer Discounter von den "BIG FOUR " im Oligopol verramschten Fleischprodukte in Vielzahl bleiben die Bauern dato auf ihren überfüllten Schweineställen sitzen, machen sich deshalb sogar strafbar, weil das Platzangebot nicht mehr der „NORM!!!“ entspricht und sie somit aktiv, VOLLKOMMEN UNVERSCHULDET übrigens, gegen geltende Auflagen verstoßen. Nicht ein einziger Tierschützer -wie erbärmlich- wäre jetzt bereit, von diesen gepeinigten Bauern nur 1(!) Schlachtschwein abzukaufen.

Uns Ackerbauern werden in Bälde ähnlich grausame Szenarien ereilen, wenn erst einmal die erheblich unausgegorene Konzeptlosigkeit, ein grundsolides Fundament entbehrend, bei den GREEN-DEAL- und FARM-TO-FORK-Strategien ganz brutal zurückschlagen. - Wie stellte dereinst Benjamin Franklin extrem geerdet fest: „Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.“

Ja leider, Deutschland schafft systematisch seine Bauern ab!!! Dieser Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Wie lange noch stehen täglich neue dumme Bauern auf - wie in vielen Manageretagen bei klingendem Edelkristall noch immer extrem elitär frohlockt wird!? Man verkennt dabei schlichtweg vollkommen die Zeichen der Zeit. - Viel zu spät kommt dabei oftmals früher als man denkt!
ich schrieb am 02.12.2020 13:22 Uhrzustimmen(1) widersprechen(1)
ist das alles noch verhältnismäßig ?
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