Die Quotenregelung hat seit einigen Jahren ihre Funktion nicht mehr erfüllt. Sowohl Landwirte als auch politische Entscheidungsträger haben sie nicht mehr gelebt. So gab es in der Vergangenheit bereits Jahre, in denen mehr produziert wurde, als die Quote vorgab. „Die Erfahrung zeigt, dass auch ein quotenregulierter Markt unsere Milcherzeuger nicht vor niedrigen Preisen schützt“, stellt Räpple fest. In Zukunft müssen
Milchviehhalter schwankende Milchpreise stärker berücksichtigen. Daher fordert der BLHV von der Politik für seine Landwirte die Möglichkeit, steuerfreie Risikoausgleichsrücklagen bilden zu können.
Regionen mit schwierigen Produktionsbedingungen brauchen zusätzlich Unterstützung. Der BLHV kritisiert auch Billigpreispolitik, die Discounter bei Milchprodukten verfolgen. „Mit radikalen Preissenkungen nutzen die Akteure des Lebensmitteleinzelhandels ihre starke Marktmacht aus“, moniert Räpple. Nach Ansicht des BLHV reicht es jedoch nicht aus, nur über den Lebensmittelhandel zu klagen. Es sei notwendig, neue Wege der Vermarktung für Milch und Milchprodukte zu finden, so Räpple. Die Wertschöpfung heimischer Milchprodukte kann verbessert werden, indem bei der Vermarktung noch stärker auf Regionalität gesetzt wird. „Die Erfahrung zeigt, dass regionale Markenprodukte bei Konsumenten gefragt sind. Verbraucher können durch den Griff zu regionalen Milchprodukten im Kühlregal heimische Strukturen unterstützen“, betont Räpple.
Ob sich in der Zukunft eine größere Milchmenge positiv oder negativ auf den Milchpreis auswirkt, hängt vor allem vom Export ab. Denn letztlich muss alles, was exportiert wird, nicht mehr über den Binnenmarkt in Deutschland abgesetzt werden. Potentiale für den Export hochwertiger Milchprodukte aus Deutschland liegen zum Beispiel in Schwellenländern wie China oder Indien. Sobald allerdings ein Absatzmarkt – wie zum Beispiel Russland durch das Handelsembargo – wegbricht, drückt dies wiederum auf den Preis. Politik und Wirtschaft müssen daher verstärkt Anstrengungen unternehmen, um neue Absatzmärkte zu erschließen.
Handelshemmnisse müssen abgebaut und zusätzlicher Export angekurbelt werden, fordert der BLHV. Diese Anstrengungen sind auch vor dem Hintergrund einer wachsenden Weltbevölkerung notwendig. Hintergrund Die Europäische Gemeinschaft führte die
Milchquote im Jahr 1984 ein. Sie regelt, wie viel Milch in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten produziert werden darf. Während es in den 1950er Jahren noch eine Unterproduktion von Milch und Butter gab, wurde die Produktion gegen Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre enorm gesteigert. „Milchseen“ und „Butterberge“ waren die Folge.
Mithilfe der Milchquote gelang es, diesem Trend entgegen zu steuern. Die Quotenregelung sollte die Produktion auf gleichbleibendem Niveau halten. Wenn sich also ein Landwirt in den vergangenen 30 Jahren vergrößern und mehr Milchkühe melken wollte, musste er zugleich Milchquote erwerben, um zusätzlich Milch produzieren zu dürfen. Diese Regelung endet am 31. März 2015. Der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband e.V. (BLHV) vertritt rund 17.000 Mitglieder. 17 Kreisverbände mit über 500 Ortsvereinen nehmen auf regionaler Ebene die Interessen des bäuerlichen Berufsstandes war. Dem BLHV-Präsidenten Werner Räpple stehen die drei Vizepräsidenten Karl Rombach, Franz Käppeler und Karl Silberer zur Seite. (PD)