«Zu den Preisen kann niemand existieren», sagte der Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher
Milchviehhalter und des Europäischen Milch-Boards, Romuald Schaber, am Freitag in Berlin. Wenn sich die Situation nicht schnell ändere, würden Betriebe «massenweise» in die Pleite getrieben. Die Bauern in Deutschland bekämen derzeit 18 bis 24 Cent pro Liter im Durchschnitt für die Milch. Die Zahl der
Milchkuhhalter war nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent auf 97.000 zurückgegangen.
Ein Bündnis von neun Verbänden forderte die
EU-Kommission und Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse
Aigner (CSU) auf, die Milchmenge zu senken. «Zehntausende europäische Milchbauern sind in ihrer wirtschaftlichen Existenz akut gefährdet», erklärte das Bündnis. Dazu gehören die Milchviehhalter, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Deutsche Tierschutzbund, die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Oxfam und andere. Der Preisverfall habe sich mit mehr EU-Exportsubventionen und der Ausweitung der Produktion nicht aufhalten lassen, obwohl dies die Steuerzahler rund 600 Millionen Euro in diesem Jahr koste.
Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, der Grünen-Politiker Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf, betonte, es gehe nicht um einen Garantiepreis für Milch. Das Ziel sei, dass die Bauern ihre Produktion stärker an der Nachfrage ausrichten. An diesem Montag treffen sich in Brüssel die Agrarminister der Europäischen Union (EU). Aigner fordert wie der Deutsche
Bauernverband mehr Exporthilfen. Der Bauernverband lehnt eine Mengensteuerung ab. Er sieht nach dem monatelangem Tief ebenso wie die Molkereien wieder Chancen für höhere Milchpreise. (dpa)