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19.09.2013 | 19:44 | Milchpolitik 

Milchviehhalter kritisieren Studienergebnisse zur Milchkonferenz

Freising - Bereits im Vorfeld der am 24. September stattfindenden Milchkonferenz in Brüssel werden erste Ergebnisse einer bisher unveröffentlichten Studie lanciert, die die EU-Kommission für diese Konferenz bei einem bekannten Wirtschaftsberatungsunternehmen in Auftrag gegeben hatte.

Milchmarkt
(c) proplanta
Drei Agrarökonomen, die dabei mitgearbeitet haben, hätten mit Blick auf künftige Marktschwankungen zwar die Notwendigkeit eines Sicherheitsnetzes bestätigt, wollten es im Wesentlichen aber beim bisher vorhandenen Instrumentarium mit Intervention und Beihilfen für die private Lagerhaltung belassen. Einem Marktkriseninstrument, das eine zeitweise Verringerung des Milchangebots bewerkstelligen könnte, erteilten sie hingegen offenbar eine Absage.

Nach Meinung der Agrarprofessoren bringe ein befristeter Produktionsverzicht nicht die gewünschten Ergebnisse und koste zu viel. Nützlich seien hingegen die weitere Unterstützung von Erzeugerorganisationen und Genossenschaften sowie die Förderung von Produkten mit hohem Mehrwert, insbesondere auch mittels geschützter Ursprungsbezeichnungen (g.U.) und geschützter geographischer Angaben (g.g.A.).

Nach Ansicht des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter BDM e.V. zeigen diese vorab veröffentlichten Ergebnisse einmal mehr das mangelnde Marktverständnis der vermeintlichen Experten und die alleinige Ausrichtung der Studie auf die Interessen der Molkereiindustrie. „Einmal mehr geht es offenbar nur darum, wie die Molkereikonzerne mit bester finanzieller Unterstützung durch künftige Krisen kommen. Die Interessen der Erzeuger spielen dabei keine oder allenfalls eine völlig untergeordnete Rolle“, kritisiert BDM-Vorsitzender Romuald Schaber.

„Und einmal mehr lässt man sich durch die aktuelle positive Marktentwicklung dazu verleiten, die Zukunft durch die rosarote Brille zu sehen. Unabhängig davon, wie sich die Marktsituation zum Wegfall der Milchquote 2015 konkret darstellt, ist festzuhalten, dass sich alle Marktexperten einig sind, dass der Milchmarkt volatiler wird und die Krisenhäufigkeit zunehmen wird. Diese Entwicklung lässt sich schon jetzt seit der Aufweichung der Quotenregelung feststellen. Da ist es geradezu fahrlässig so zu tun, als gäbe es keinen weiteren Handlungsbedarf für den Krisenfall.“

Noch ist nicht klar, auf welcher Basis und mit welchen Annahmen die Agrarökonomen zu dem Ergebnis gekommen sind, dass der Freiwillige Produktionsverzicht gegen Ausfallentschädigung nicht zielführend sei. Der BDM hält es daher für höchst unseriös, dass die Ergebnisse der Studie schon im Vorfeld der Konferenz, die dem Austausch und der Diskussion der verschiedenen Standpunkte dienen soll, publiziert werden. Es liegt die Vermutung nahe, dass damit das Ergebnis der Konferenz schon vorweggenommen werden soll.

Ein echter Austausch der Argumente und eine sachliche, fachgerechte Diskussion sind auf dieser Basis nur schwer möglich. „Wer ehrlich daran interessiert ist, wirksame Kriseninstrumente zu entwickeln, die den Milcherzeugern helfen, kann nicht auf die Fachkompetenz der Milchviehhalter verzichten.

Eine Studie, die ohne die fachliche Mitwirkung der landwirtschaftlichen Praxis erstellt wurde, kann immer nur eines sein: Ein Standpunkt der Molkereiwirtschaft, der noch zu diskutieren ist. Ein Ergebnis, das aufgrund eines echten Miteinanders und sachgerechten Kompromisses entstanden ist, ist es jedenfalls nicht“, stellt Romuald Schaber mit Blick auf die Milchkonferenz am 24. September fest. (bdm)
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