Politik liberalisiert die Märkte - Molkereien stellen sich auf "Die Herausforderung der Zukunft für die Milchbranche besteht im erfolgreichen Umgang mit den seit letztem Jahr schwankenden Märkten", so Dr. Engel. "Was bei Getreide, Schweinen oder Kälbern funktioniert, kann und wird für Milch kein Tabu sein!" Denn mit der Brüsseler Reform der
Agrarreform, dem sog. "Health Check", wird die
Milchquote im Jahre 2015 endgültig auslaufen.
Darüber hinaus möchte die
EU-Kommission bis dahin die Milchmengen erhöhen, um den Quotenwert zu senken. Traditionelle Milchmarktelemente, wie Ausfuhrerstattungen, Beihilfen usw., spielen schon derzeit keine Rolle mehr, weitere Instrumente werden im "Health Check" abgeschafft. Damit wird der
Milchmarkt endgültig liberalisiert. Die freien Kräfte von Angebot und Nachfrage wirken heute schon sehr deutlich. "Darauf haben wir uns als deutsche Milchindustrie eingestellt und werden den neuen internationalen Herausforderungen mit verstärkten Absatzbemühungen, Optimierung der Verarbeitung und struktureller Anpassung begegnen", betonte Dr. Engel. Zudem will die deutsche Milchindustrie mit innovativen und modernen Produkten die Lust der Verbraucher auf Milchprodukte wieder zurückgewinnen: "Milchprodukte sind nicht nur gesund und trendig, sondern ihren Preis wert!", hob der Verbandsvorsitzende hervor.
Das Auf und Ab der Märkte Im Jahr 2007/2008 konnten die Milchverarbeiter und damit auch die Milchbauern vernünftige Betriebsergebnisse erzielen. Nach derzeitigen Einschätzungen dürfte in 2008 die Milchgeld-Auszahlung der Molkereien an die Milcherzeuger das gute Niveau des Vorjahres sogar leicht übertreffen.
Den natürlichen Marktgesetzen folgend, weisen nach der Hausse der letzten Monate weltweit die Notierungen für die wichtigsten Molkereiprodukte wieder nach unten. Aktuell haben am Weltmarkt die Preise zum Teil um bis zu 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr nachgegeben. Ursache hierfür sind die hohen Preise der letzten Monate, die zum einen produktionsstimulierend, gleichzeitig aber auch absatzdämpfend wirkten. So hat auch der deutsche Verbraucher trotz aller anderslautenden Bekenntnisse weniger Milchprodukte konsumiert und die industriellen Weiterverarbeiter wie Back- und Süßwarenhersteller in größerem Rahmen auf günstigere pflanzliche Rohstoffe umgestellt. Beim Export mussten die Euro-Staaten zudem wegen der Dollarschwäche erhebliche Marktanteile an Wettbewerber aus den USA oder Ozeanien abgeben.
Allerdings ist mit der aktuellen Steigerung des Dollarkurses um mehr als 25 Prozent gegenüber dem Tiefpunkt im Sommer in Verbindung mit den gesunkenen EU-Produktpreisen durchaus Licht am Absatz-Horizont zu erkennen. Auch die um bis zu 50 Prozent gesunkenen Energiepreise sowie rückläufige Notierungen für Futtermittel bedeuten für die Milcherzeuger trotz derzeit zurückgehender Einnahmen aus dem Milchgeld eine Kompensation beim Betriebsergebnis. "Längerfristiges Denken und entsprechendes unternehmerisches Handeln sind die Erfolgsfaktoren in liberalisierten Märkten", hob der MIV-Vorsitzende hervor. Mit kürzeren Kontraktlaufzeiten halten sich die Molkereien die Möglichkeit offen, schneller auf die Marktbewegungen zu reagieren. "Sowohl Preistäler als auch Hochpreisphasen gehören zu schwankenden Märkten und sind als solche nicht verwerflich!" betonte Dr. Engel.
Erschwernisse befürchtet Von zunehmender Wichtigkeit für den milchwirtschaftlichen Sektor sind auch die Entscheidungen der Europäischen Kommission in Bezug auf die Nachhaltigkeitskriterien. Nicht auszuschließen ist, dass in Zukunft Produkte über eine Kennzeichnung ihre CO2-Bilanz ausweisen müssen. Der MIV sieht dies sehr kritisch: "Durch differenzierte Kennzeichnung von Lebensmitteln kann das Weltklima wohl kaum verändert werden", so der Verbandsvorsitzende Dr. Engel. (ots)