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04.09.2023 | 00:08 | Thünen-Analyse 

Molkereien mit wenig Spielraum beim Milchgeld

Braunschweig - Molkereien haben bei der Preissetzung für das Milchgeld nur geringen Spielraum.

Milchverarbeitung
Studie zur Preisfindung im Milchmarkt – Molkereien sind starken Wettbewerb ausgesetzt – Rohmilchpreis weitgehend von internationalen Märkten abhängig – LEH übt Preisdruck auf Molkereien aus – Erzeuger können eigene Situation durch Effizienzsteigerungen oder Qualitätsdifferenzierung verbessern. (c) proplanta
Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Thünen-Instituts für Marktanalyse im Rahmen einer Evaluierung der Lieferbeziehungen zwischen milcherzeugenden Betrieben und Molkereien. Denn die Molkereien stünden nicht nur selber unter Wettbewerbsdruck; sie könnten es sich angesichts der positiven Größeneffekte in der Produktion auch nicht leisten, Liefermengen zu verlieren, indem sie die Auszahlungspreise unter die Kosten der effizienten Erzeuger sinken lassen.

Die Forscher widersprechen damit dem Vorwurf, Molkereien würden ihre Marktmacht nutzen, um Rohmilchpreise zu drücken. Für ihre Studie befragten die Thünen-Wissenschaftler Expertinnen und Experten aus Molkereien und Milcherzeugergemeinschaften nach möglichen Stellschrauben, um die Preisfindung stärker im Interesse der Milcherzeuger zu gestalten.

Internationale Märkte bestimmen Rohmilchpreis



Laut den Thünen-Marktexperten stehen die Molkereien unter erheblichem Preisdruck, weil der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) vor allem die Preise der Nicht-Markenprodukte unter den direkt von den Molkereien bezogenen Spezialitäten drückt. Die Preise für die Massenware würden weitgehend an den internationalen Märkten bestimmt, heißt es in der Thünen-Analyse.

Je nach Lage an diesen Märkten und Ausrichtung der Molkereien zahlten mal die einen und mal die anderen Molkereien mehr für die Rohmilch. Für die Forderung, den Milchpreis stärker an den Produktionskosten zu orientieren, sehen die Wissenschaftler daher wenig Umsetzungspotential. Sie weisen darauf hin, dass die Produktionskosten ohnehin indirekt in die Preisbildung eingingen.

Ihrer Einschätzung nach würde eine direkte Berücksichtigung hingegen mit hohen Transaktionskosten einhergehen und Fragen aufwerfen, wie die jeweils maßgeblichen Produktionskosten zu bestimmen seien. Außerdem würden die Marktteilnehmer solche individuelle Vertragsvereinbarungen aus Gründen der Transparenz und des Vertrauens überwiegend ablehnen.

Preiszuschläge für Qualitäten



Den Autoren zufolge haben die Milcherzeuger dennoch Möglichkeiten, Einfluss auf ihre Stellung in der Wertschöpfungskette zu nehmen. Sie könnten beispielsweise Zuschläge erhalten, wenn sie besondere Qualitäten liefern oder an freiwilligen Programmen teilnehmen, die der Qualitätsdifferenzierung dienen. Diese Preiszuschläge hätten den zusätzlichen Vorteil, dass sie weniger volatil seien als der von den Molkereien gebotene Grundpreis.

Manche Molkereien böten ihren Zulieferern demnach Festpreismodelle zur Absicherung gegen Preisschwankungen. Das gehe allerdings mit teilweise erheblichen Abschlägen an den Auszahlungspreis für die Erzeuger einher. Normalerweise gäben die Molkereien die Auszahlungspreise kurzfristig bekannt. Die Erzeuger akzeptierten diese Preise auch deshalb, weil sie die Liefermengen kurzfristig nur geringfügig beeinflussen könnten.

Produktivitätssteigerungen sind größere Stellschraube



Betriebsvergleiche zeigten zudem, dass viele Betriebe noch erhebliche Produktivitätsreserven hätten. Die Wissenschaftler sehen darin eine wichtigere Stellschraube als die Beeinflussung der Auszahlungspreise, um die Wettbewerbsfähigkeit auf der Erzeugerseite insgesamt zu steigern. Dies gelte selbst dann, wenn Molkereien über eine gewisse Marktmacht gegenüber ihren Zulieferern verfügen.
AgE
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