Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
18.09.2021 | 14:56 | Teigwarenhersteller 
Diskutiere mit... 
   2   2

Mühlen suchen verzweifelt nach Hartweizen

Berlin - Hartweizenmühlen und Teigwarenhersteller klagen über einen akuten Mangel an Hartweizen als Folge einer miserablen Ernte in wichtigen Anbaugebieten.

Hartweizen
(c) proplanta
Der Geschäftsführer des Verbandes der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS), Peter Haarbeck, bezeichnete die Lage am Freitag (17.9.) in Berlin als „dramatisch“. „Verzweifelt“ werde nach Hartweizen gesucht, der aktuell fast drei Mal so viel koste wie sonst - wenn er überhaupt zu bekommen sei.

Bei der Herstellung von Teigwaren mache der Rohstoffeinkauf den wichtigsten Posten in der Kalkulation aus. Laut VGMS-Vorstandsmitglied Guido Jeremias werden die Nudeln zwar sicher nicht ausgehen. Aber ob in diesem Jahr alle Regale mit Nudeln so gut gefüllt sein würden wie in der Vergangenheit, sei nicht vorhersehbar“.

Nach Einschätzung von Jeremias wird es wegen der globalen Erderwärmung vermehrt zu extremen Wetterereignissen kommen, was Auswirkungen auf die Getreideernten und deren Qualität haben wird. Laut VGMS ist die Hartweizenerzeugung in Folge von Dürre und Hitze in den USA und Kanada, Überschwemmungen in Frankreich und zu viel Regen in Mitteleuropa zuletzt dramatisch geschrumpft.

Kanada sei in normalen Jahren der wichtigste Exporteur für Hartweizen. Dort seien in diesem Jahr aber nur 3,5 Mio t geerntet worden; das seien 46 % weniger als 2020. Im vergangenen Jahr habe das nordamerikanische Land noch 5,8 Mio t Hartweizen und damit 90 % seiner Ernte exportiert, und zwar vor allem in die USA, den Maghreb und nach Europa. „Dieses Jahr wird Kanada die in Europa benötigten Mengen bei weitem nicht zur Verfügung stellen können“, so Jeremias. Dem VGMS zufolge fehlt Hartweizen auch in Osteuropa. Derweil hätten die Landwirte in Italien und die Türkei zwar eine „ordentliche“ Ernte eingefahren.

Als große Nudelproduzenten seien beide Länder aber darüber hinaus auf Importe angewiesen. Die mengenmäßig gute Ernte in Mitteleuropa habe keine guten Qualitäten hervorgebracht, weil Regen zur Erntezeit vielerorts zu Auswuchs geführt habe. Auch in Frankreich sei nur wenig Ware mühlenfähig. In Deutschland sei zwar wegen eines erfreulichen Ertrags- und Anbauflächenzuwachses eine Ernte von 215.000 t Hartweizen erzielt worden.

Der Bedarf könne damit aber bei weitem nicht gedeckt werden; die acht Hartweizenmühlen in Deutschland benötigten nämlich jährlich insgesamt rund 400.000 t. Derweil seien die globalen Lagerbestände an Hartweizen im Zuge der seit Jahren steigenden Nachfrage auf einem 14-Jahrestief angelangt, so der VGMS.
AgE
Kommentieren Kommentare lesen ( 2 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 19.09.2021 08:33 Uhrzustimmen(36) widersprechen(10)
Noch eine nicht unwichtige Randnotiz:

Das Zeitfenster für die Durumernte ist extrem eng. Für die entsprechend definierten hohen Qualitätsstandards wird gerade im gelobpreisten Kanada die Sikkation eingesetzt, um eine homogene Abreife zu beschleunigen. - Die nicht unmaßgebliche Voraussetzung für die gülden erstrahlenden Durumkörner.

Im heimischen Durumanbau ist das strengstens verboten!!! ...Aber das wissen mittlerweile doch alle, oder?
agricola pro agricolas schrieb am 18.09.2021 17:13 Uhrzustimmen(32) widersprechen(3)
Ihr Pharisäer - die letzten 20 Jahre haben SIE(!) daselbst die Durum-Anbauer äußerst schmerzhaft mit Füßen getreten, deren Ware gestoßen, was das Zeug hielt. - Aus Übersee kam/kommt dem Vernehmen nach -auch obig stehend wieder theatralisch inszeniert u. entsprechend herzzerreißend medial kommuniziert- immer „die beste Ware“ und das in unvorstellbaren Mengen, zu Preisen, wo jeder deutsche Müller nur noch ins Schwärmen geraten kann. - „Kommt ein Schiffchen beladen, beladen mit reinstem DURUM-GOLD“...

Wie hat man dabei den heimischen Bauern kontinuierlich zugesetzt, nicht selten produzierten wir nach Ihrer Überzeugung ausschließlich „Sondermüll“! Der Totalausfall auf unserem Acker!

Wie oft haben Sie klammheimlich den Durum-Weizen mit Monopol-Weizen (E-Weizen/Keksweizen) aufgemischt, in bildlichen Attitüden gesprochen weitaus billigeres „Wasser“ in das beste Tröpfchen hinzugemischt!?

Sowohl der DURUM- als auch der Monopol-Weizen sind mittlerweile nahezu komplett auf unseren Äckern verschwunden. - Hochverehrte Durum-Müller, nach mehr als 30 Jahren Durumanbau kann der Unterfertigte grundehrlichen Gewissens behaupten, hätte es keine Biogasanlagen gegeben, wäre die Lust an einem solchen alleinigen Bauern-Hochrisiko-Segment schon weitaus früher vor dem AUS gestanden. - Nun aber, nachdem von etwa 30 Anbaujahren mindestens 10 Jahre in die Hose gingen (was durchaus die Realitäten im Durum-Anbau widerspiegelt) sowie auch unter den aktuellen sich verschärfenden Gegebenheiten, wo nichtsdestotrotz noch nicht ein Müller oder Nudelhersteller bereit ist, sich an einem sogar darüber hinaus verstärkenden Risiko zu partizipieren, ist SCHLUSS, endgültig SCHLUSS!!! Kaufen Sie sich hochwertige Buntstifte - malen Sie sich Ihren „Bilderbuch-Durum“ selbst!!!

...Der gelieferte Durum wurde übrigens über einen extrem langen Zeitraum mit einem 22er Sieb gereinigt; alles was durchgefallen ist, wurde den Bauern als Ausputz verrechnet, gängige Praxis war, dass dieser „Ausputz“ jedoch wiederum zu Nudeln verarbeitet wurde, zu was auch sonst!?

Jeder der damit seine eigenen Anbauerfahrungen gemacht hat weiß ganz sicher, wovon ich hier spreche...

Liebe Hartweizenmüller und Teigwarenhersteller, „Ich kann Ihren grandiosen Frust sogar aus zwei Perspektiven heraus nur zu gut nachvollziehen, stand auch auf unserem Esstisch schon eine eher pampig klebrige Nudelmasse; „Nudel-Leckerli“ in edelster Verpackung, aber leider ohne Durumweizen „kreiert“. - Mein sicherlich gut nachvollziehbarer Wunsch an meine Küchenfee: Wiederholung ist nicht gewünscht!...
  Weitere Artikel zum Thema

 Mehr Spätzle und Nudeln aus Riesa

  Kommentierte Artikel

 Greenpeace fordert Grünfütterung für Milchkühe zu forcieren

 Größere Flächen, weniger Höfe - Agrarstrukturwandel in vollem Gange

 Ökowinzer drängen auf Zulassung von Kaliumphosphonat

 FDP fordert Lösungen für Landwirte

 Özdemir will Landwirte entlasten

 Gastronomie-Krise: Ein Zehntel der Betriebe hat 2023 aufgegeben

 GLYPHOSAT - Opfer oder berechtigtes Feindbild in unserer Küche, wo Wünsche u. Erfüllung aufeinandertreffen

 K+S macht 2023 ein Drittel weniger Umsatz - Schafft Aktie Turnaround?

 Milchbauern verlangen Kurswechsel in der Agrarpolitik

 Schnupfen, Allergie & Co. - Wundermittel Salzspielplatz?