Er bat Kanzlerin Angela Merkel (
CDU) in einem Brief um die schnelle Einberufung einer Runde von Bundesregierung, Bauern und Einzelhandel. Der drastische Preisverfall bedrohe viele Milchbauern in ihrer Existenz, warnte der CSU-Chef am Mittwoch. Deshalb müssten sie mit nationalen Hilfen unterstützt werden.
Seehofer verlangte, die EU-weit beschlossene Erhöhung der Produktionsquote für Milch um fünf Prozent zu verschieben. Der Bundesverband Deutscher
Milchviehhalter will an diesem Donnerstag bei einem Aktionstag höhere Preise einfordern. Der Deutsche
Bauernverband nannte die Situation am
Milchmarkt «katastrophal».
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse
Aigner (CSU) plant nach dpa- Informationen derzeit kein Milch-Spitzentreffen wie im Sommer 2008. Allerdings soll es einen Runden Tisch der gesamten Lebensmittelkette von Erzeugern über Produktion bis zum Handel geben. Seehofer kritisierte den Einzelhandel: «Ich habe kein Verständnis dafür, dass vom Lebensmitteleinzelhandel Milchprodukte immer wieder als Lockangebote missbraucht werden.» Die Handelsketten müssten nach ihren Zusagen beim ersten
Milchgipfel 2008 in die Pflicht genommen werden, ihre «Niedrigstpreispolitik» zu überdenken. Der Handel hatte sich bei dem Spitzentreffen zu fairen Milchpreisen bekannt.
Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels wies die Vorwürfe zurück. In einem Brief an das Bundesagrarministerium, der der Deutschen Presse-Agentur dpa vorliegt, heißt es, der Handel sei nicht für die sinkenden
Milchpreise verantwortlich. Der Einzelhandel habe «ein sehr großes Interesse» daran, die heimische Produktion zu erhalten und zu stärken. Der Parlamentarische Agrarstaatssekretär Gerd Müller (CSU) hatte dem Handel Preisdiktat vorgeworfen, weil die Butterpreise in den Regalen aktuell unter dem Niveau von 1950 lägen. Derzeit laufen Preisverhandlungen zwischen Molkereien und Handelskonzernen über die Angebotspreise, die die Bauern bekommen.
Die Milchbauern wollen sich mit den Molkereien einigen. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (
BDM) kündigte für diesen Donnerstagabend Kundgebungen vor mehreren Molkereien in Niedersachsen an. Angesichts des Überangebotes liege der Milchpreis derzeit bei unter 20 Cent pro Kilogramm Milch, sagte der niedersächsische Verbandsvorsitzende Christian Niemann. «Daran verdient der Landwirt nichts.» Die Situation ist nach Einschätzung der Bauern schlimmer als vor dem Lieferboykott 2008. Die Milchpreise, die Bauern von Molkereien bekommen, lagen Anfang 2008 noch bei fast 40 Cent pro Kilogramm.
Der schleswig-holsteinische Bauernpräsident Werner Schwarz sagte auf einer Versammlung von Milcherzeugern in Neumünster: «Mit den derzeitigen Milchpreisen können wir nicht mehr länger leben.» In dieser Lage seien die Molkereien gefordert. (dpa)