Der Selbstversorgungsgrad von Futtergetreide liegt jedoch unter 50%, beim Kraftfutter sogar unter 40%. Die Branchenorganisation swiss granum tritt diesen Entwicklungen mit einem Massnahmenplan entgegen. Ziel ist die langfristige Erhöhung des Selbstversorgungsgrads sowie der Wirtschaftlichkeit von Getreide und Futtermittelrohstoffen.
Weltweit nimmt die Nachfrage nach Lebensmitteln aufgrund der zunehmenden Bevölkerung, der längeren Lebenserwartung und den veränderten Ernährungsgewohnheiten stetig zu. Eine Studie der FAO geht davon aus, dass die weltweite Nachfrage im Jahr 2050 um Faktor 2.25 höher sein wird. Gleichzeitig sind in den letzten Jahren die Preise für Energie- und Eiweissträger auf den internationalen Rohstoffmärkten stark angestiegen. Von diesen Herausforderungen ist auch die Schweiz betroffen. Swiss granum, die Branchenorganisation Getreide, Ölsaaten und Eiweisspflanzen, hat dazu einen Massnahmenplan aufgestellt, um die Wertschöpfungskette Getreide zu unterstützen.
Sinkende Getreideanbauflächen - zunehmende Importanteile
Die Anbaufläche von Getreide ist in den letzten 20 Jahren insgesamt um rund 25% zurückgegangen. Die Futtergetreidefläche sank im gleichen Zeitraum alleine um mehr als 46‘000 ha (- 42%) während die Kunstwiesenfläche im gleichen Mass anstieg. Gleichzeitig ist der Importanteil von Futtermittelrohstoffen von 28.1% (1990) auf 58.4% (2010) gestiegen.
„Bei einem Futtergetreidepreis von Fr. 38.- / 100 kg und einem Volumen von 300‘000 t verschenkt die schweizerische Landwirtschaft jährlich 120 Mio. Franken an die Lieferantenländer in Europa" sagt Rudolf Marti, Direktor der Vereinigung Schweizer Futtermittelfabrikanten. Der Selbstversorgungsgrad beim Futtergetreide ist dadurch auf unter 50% gefallen, derjenige von Kraftfutter (inkl. pflanzliche Eiweissträger wie Rapskuchen, Sojaschrot etc.) liegt heute unter 40%.
Diese Entwicklungen haben mehrere Ursachen. Mit dem heutigen Direktzahlungssystem wird ein Fokus auf Ökologie gelegt. Dadurch sinkt die Attraktivität des Futtergetreides gegenüber den anderen Betriebszweigen. Aufgrund fehlender Wirtschaftlichkeit ist der Anbau von Futtergetreide oder Eiweisspflanzen heute nicht rentabel und führt unter Berücksichtigung aller Kosten zu negativen Erlösen. „Dies wird durch die geplanten Änderungen im Rahmen der Agrarpolitik 2014-17 noch verschärft", warnt Fritz Glauser, Präsident des Schweizerischen Getreideproduzentenverbandes. Daneben löste das Verbot der Verfütterung von tierischen Eiweissen (Fleisch- und Fleischknochenmehl, Fleischsuppe) als Folge der BSE-Massnahmen einen Sojaschrot-Mehrbedarf von jährlich über 200‘000 t aus.
Nicht zu vergessen ist der Rückgang der landwirtschaftlichen Nutzflächen durch die zunehmenden Siedlungs- und Wirtschaftsflächen. Damit gehen der Schweizer Landwirtschaft oftmals ackerbaulich nutzbare Flächen höchster Qualität verloren.
Zunehmende Sensibilität der Konsumenten
Die Produkteherkunft ist in der Schweiz neben der Qualität ein zentrales Vermarktungsargument. Schweizer Konsumenten sind betreffend die Herkunft sowie die Produktionsmethode der Rohstoffe aber auch die zur Erzeugung nötigen Futtermittel zunehmend sensibilisiert. Dieser Sensibilität begegnet die Branche seit mehreren Jahren mit Transparenz bei der Warenbeschaffung. So wird etwa ein Grossteil der Sojafuttermittel gemäss definierten Leitstandards importiert (z.B. Basler Kriterien). Damit wird gewährleistet, dass Nachhaltigkeit mehr als nur ein Schlagwort darstellt.
Peter Röthlisberger, Präsident der Schweizer Geflügelproduzenten, weist darauf hin, dass die Konsumenten auch bereit sein müssen, „einen verglichen mit dem importierten Geflügel höheren Preis für Schweizer Geflügel zu bezahlen". Dass dies der Fall ist zeigen die seit mehreren Jahren zunehmenden Verkaufszahlen von Schweizer Geflügel.
Branche will Wirtschaftlichkeit vom Getreideanbau verbessern
„Ziel der Branche ist es, den Selbstversorgungsgrad sowie die Wirtschaftlichkeit von Getreide und Futtermittelrohstoffen langfristig zu erhöhen. Um diese Ziele zu erreichen, sind Massnahmen auf mehreren Ebenen notwendig", stellt Olivier Sonderegger, Präsident von swiss granum, klar. Diese können wie folgt zusammengefasst werden:
- Einführung eines spezifischen Beitrags für den Anbau von Futtergetreide
- Angemessene Unterstützung für den Anbau von Ackerkulturen
- Erhaltung des aktuellen Grenzschutzes für Brotgetreide
- Schutz der landwirtschaftlichen Nutzfläche (sowohl Umfang wie Qualität)
- Ausdehnung der Produktionsflächen auf Kosten der Fläche für Grünland bis 2025
- Prüfung der Zulassung von tierischen Eiweissen zur Verfütterung an Geflügel und Schweine sowie von Nebenprodukten aus der Ernährungswirtschaft
- Intensivierung von Forschung und Züchtung im Bereich Futtergetreide / Eiweisspflanzen
Neben diesen Massnahmen prüft und unternimmt die Branche zusammen mit ihren Partnern weitere Massnahmen zur Förderung des Anbaus und damit der Versorgung mit Futtermittelrohstoffen aus der Schweiz. (swiss-granum)