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04.05.2019 | 18:07 | Ausstiegsszenarien 

Ungeordneter Brexit verheerend für britische Landwirte

Kenilworth - Ein ungeordneter Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union hätte mittelfristig erhebliche Einkommenseinbußen der britischen Landwirte zur Folge.

Ungeordneter Brexit Landwirtschaft
(c) proplanta
Das geht aus einer aktuellen Folgenabschätzung der Absatzförderungsorganisation für Landwirtschaft und Gartenbau (AHDB) hervor. Demnach würde das durchschnittliche Betriebseinkommen von derzeit gut 42.700 £ (49.455 Euro) im Jahr 2022 nur noch etwa 26.000 £ (30.113 Euro) betragen, sollten die EU und Großbritannien keinerlei Übereinkunft schließen.

In diesem Szenario wird in der Analyse davon ausgegangen, dass der Handel nach den Richtlinien der Welthandelsorganisation (WTO) und dem Meistbegünstigungsprinzip erfolgt und sich die Preise aufgrund von zusätzlichen Kontrollen und ähnlichen Hemmnissen um 8 % bei Veredlungsprodukten und 4 % bei pflanzlichen Erzeugnissen verteuern.

Bei Abschluss eines Handelsabkommens geht die Prognose von einem Rückgang des mittleren Betriebseinkommens auf rund 32.000 £ (37.062 Euro) aus; hier legt die Folgenabschätzung zusätzliche Kosten von 5 % beziehungsweise 2 % zugrunde.

Unabhängig von den Handelsmodalitäten müssen die Betriebe nach einem Brexit vor allem höhere Arbeitskosten schultern; diese sollen der Prognose zufolge um durchschnittlich 12.000 £ (13.898 Euro) zulegen. Die AHDB geht dabei von einer Steigerung um 50 % bei den regulären Arbeitskosten aus; eine Verteuerung bei der Saisonarbeit wird in den Szenarien dagegen durch diesbezügliche Abkommen vermieden.

Deutlich eingeschränkt wird allerdings die Möglichkeit, Mitarbeiter ohne britischen Pass unbefristet zu beschäftigen. Ohne die GemeinsameAgrarpolitik (GAP) werden zudem die direkten Beihilfen bis 2022 um 150 Mio. £ (175 Mio. Euro) verringert und der Analyse zufolge zugleich die bislang aus der Zweiten Säule bestrittenen Zahlungen für gesellschaftliche Leistungen um die gleiche Summe aufgestockt.

Milchviehhalter kommen glimpflich davon

Besonders schwer würden bei einem harten Brexit die Schweinehalter getroffen, die laut AHDB dann tief in die roten Zahlen rutschen und im Schnitt gut 11.000 £ (12.740 Euro) Verlust einfahren würden. Die Prognose geht davon aus, dass die Erzeugerpreise durch billigere Importe unter Druck geraten würden. Derzeit liegt das mittlere Einkommen des Sektors bei etwa 36.500 £ (42.274 Euro).

Bei den Geflügelmästern rechnet die Absatzförderorganisation mit steigenden Fleischerlösen; trotzdem würden auch sie nicht vom Brexit profitieren. Momentan erzielen die britischen Geflügelhalter mit dem Absatz von 1.000 Tieren 30,55 £ (35,38 Euro) Gewinn; im Falle eines ungeordneten Austritts würde dieser aber komplett durch die steigenden Arbeitskosten kompensiert.

Noch schlechter stünden die Geflügelhalter der Prognose zufolge indes mit einem Freihandelsabkommen dar, weil dann der mit 1.000 Tieren zu erzielende Gewinn niedriger ausfallen würde. Der Prognose für die Geflügelhaltung liegt die Annahme zugrunde, dass Importe aufgrund der Transportwege vornehmlich aus der EU stammen würden.

Etwas weniger bedrohlich sind die Ausstiegsszenarien für die Milchviehhalter, obwohl auch diesemit spürbaren Einkommenseinbußen rechnen müssen. Laut den Berechnungen würde das durchschnittliche Einkommen der Milchbetriebe von derzeit etwa 70.600 £ (81.769 Euro) im Falle eines Austrittsabkommens auf knapp 58.000 £ (67.176 Euro) sinken; ohne eine Einigung wird ein Rückgang auf gut 55.000 £ (63.701 Euro) prognostiziert. Für Milch und Milchprodukte erwartet die AHDB dabei eine Verteuerung der Importe, was die heimischen Erzeugerpreise steigen lassen würde.

Umrechnungskurs: 1 £ = 1,1582 Euro
AgE
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