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01.12.2012 | 12:31 | Schlachtschweinemarkt 

Agrarmarkt aktuell: Unsicherheit am Markt für Schlachtschweine

Schwäbisch Gmünd - Bis Ende September waren Schlachtschweine am Markt äußerst rege nachgefragt.

Schlachtschweine
(c) contrastwerkstatt - fotolia.com
Die Schlachtmengen waren besonders im August häufig zu knapp, um den Bedarf der Schlachtunternehmen zu decken. Entsprechend zog der Vereinigungspreis bis Ende September auf ein auskömmliches Maß von 1,93 €/kg an.

Das hohe Preisniveau hat danach einen deutlichen Einbruch des Verbrauchs und der Exportnachfrage ausgelöst und die Schlachtunternehmen klagten zunehmend über unbefriedigende Fleischgeschäfte. Ab Mitte Oktober kamen die Preise ins Rutschen. Inzwischen ist der Vereinigungspreis wieder bei 1,78 €/kg angelangt. Die drei großen Schlachtunternehmen Tönnies, Vion und Westfleisch haben seither den Druck dreimal über Hauspreise verstärkt und den Rückgang beschleunigt, zuletzt in dieser Woche mit 1,75 €/kg. Derzeit ist die Marktlage als unsicher einzustufen. Vermutlich werden die Preis nochmals zumindest auf das Hauspreisniveau nachgeben.

Eine weitere Ursache der desolaten Lage ist das in den letzten Wochen deutlich zunehmende Angebot an schlachtreifen Schweinen, die auch noch schwerer wurden. Besonders in Bayern wurde zuletzt von bis zu 99 kg Schlachtgewicht berichtet, was den Angebotsdruck zusätzlich erhöht und auf schlechte Exporte nach Italien hinweist, wo französische und belgische Exporteure mit billigerem Schinken derzeit im Vorteil sind.

Das aktuelle Preisniveau ist vor dem Hintergrund der weiter hohen Futterkosten und im Vorfeld der Weihnachtszeit für die Mäster alles andere als befriedigend.

Von Januar bis September wurden in Deutschland 43,4 Mio. Schweine geschlachtet (-2,4 % gg. Vj.). Damit gehen die Schlachtzahlen 2012 erstmals seit 12 Jahren wieder zurück. Die Schweinefleischerzeugung wird für 2012 auf 5,5 Mio. t (-2,6 %) geschätzt, für 2013 wird ein weiterer Rückgang von 2,7 % erwartet.

Aus den Niederlanden wurden bis KW 46 2,8 Mio. lebende Mastschweine (-2,3 % gg. 2011) nach Deutschland importiert. Auch die Einkäufe aus Dänemark bis einschließlich September sind mit 81.328 Tieren (-63,8 %) weiterhin stark rückläufig. Beides sind Gründe für die rückläufigen Schlachtzahlen.

Von deutschen Privathaushalten wurde 2012 bis Oktober gg. Vj. 3,3 % weniger Schweinefleisch eingekauft. Dafür musste wegen der gestiegenen Verbraucherpreise 3 % mehr ausgegeben werden. Die Verbraucher reagierten mit dem Umstieg auf preiswertere Ware, wie gemischtes Hackfleisch (Nachfrage +2,1 %), dessen Verbraucherpreis im Oktober mit 5,02 €/kg aber auch um überdurchschnittliche 11,3 % über dem Vorjahr lag. Ein weiterer Grund für die nur schwache Nachfrage dürfte im wenig grilltauglichen Sommerwetter gelegen haben. Im 3. Quartal verlor Schweinefleisch sogar 6,9 % gg. Vj.

Aus Deutschland wurde von Jan. - Sept. gegenüber dem Vorjahr 1,4 % weniger Schweinefleisch exportiert. Dabei ging die innergemeinschaftliche Ausfuhr um 3,9 % zurück, besonders die mengenmäßig bedeutenden Lieferungen nach Italien (-10,8 %), Österreich (-11,9 %), Polen (-8,2 %) und Holland (-1,7 %) brachen z.T. deutlich ein. Ein starker Anstieg konnte bei den Ausfuhren nach Großbritannien (+14,1 %) und Dänemark (+18,4 %) verzeichnet werden. Im September 2012 lagen die EU-Exporte sogar 28,5 % unter Vorjahr, offenbar eine Folge der Finanzkrise und der schlechte Konjunkturdaten der EU-Nachbarn.

Der Absatz in Drittländer wurde von Jan. - Sept. dagegen um 5,3 % gesteigert, wobei der bisherige Hauptkunde Russland deutlich weniger importierte (-19,4 %). Kompensiert wurde dies durch bessere Verkäufe nach China und Hongkong (+21,0 %), Südkorea (+14,6 %), die Ukraine (+94,5 %), Weißrussland (+150,3 %) und Kroatien (+25,8 %). Damit hat Deutschland international von Dänemark weitere Marktanteile übernommen. Russlands Importbedarf ist in den ersten 9 Monaten weiter angestiegen (+2,8 %), allerdings kommen hier wegen niedrigerer Zollsätze durch den WTO-Beitritt nun Kanada (+66 %), die USA (+42 %) und Spanien (+40 %) stärker zum Zuge.

Bio-Schlachtschweine kosteten im Oktober 3,20 €/kg frei Schlachtstätte.

Quelle: LEL Schwäbisch Gmünd
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