Der Endbestand zum 30.06.2022 fällt voraussichtlich auf 4,3 Mio. t (Vj. 6,0). Hauptgrund für dieses schwache Ergebnis war v.a. der Einbruch der kanadischen Ernte von 20 Mio. t auf 12,6 Mio. t.
Für 2022/23 erwartet das USDA in seiner ersten Schätzung mit 80,3 Mio. t eine
Rapsernte der Superlative. Bei einem Verbrauch von 78,4 Mio. t ergäbe sich ein Bestandsaufbau von +1,3 Mio. t auf 5,6 Mio. t. In Deutschland wird auf Basis einer um knapp 90.000 ha (Vj. 996.000 ha) ausgeweiteten Rapsfläche mit 3,822 Mio. t (Vj. 3,495) deutlich mehr Raps erwartet. Europaweit sollen es laut
Coceral mit 18,4 Mio. t (Vj. 17,05) knapp 8 % mehr sein.
Die defizitären Bilanzen 2020/21 und 2021/22 führten zu Höhenflügen der
Rapskurse und -preise. Entsprechend der fundamentalen Daten nahmen die Erzeugerpreise für Raps eine kaum überraschende Entwicklung. Mit exErnte-Preisen von rund 36 €/dt in 2020 gestartet, legte Raps aufgrund der defizitären Bilanz bis ins 2. Quartal 2021 auf 52 bis 53 €/dt zu. Die Hoffnungen auf die Ernte 2021 brachten nur geringfügige Entlastung, die Raps-Erzeugerpreise fielen nur kurzfristig unter die 50 €/dtMarke.
Die wiederholt knappe Bilanz 2021/22 ließ sowohl die Kurse an den Börsen als auch die Erzeugerpreise direkt nach der Ernte 2021 anziehen. Zum Jahreswechsel 2021/22 knackten die Erzeugerpreise die 70 €/dt-Marke. Dieses Niveau hielt bis Mitte Februar. Mit Beginn der Ukrainekrise und dem Einmarsch der russischen Armee am schossen die Raps-Erzeugerpreise auf über 80 €/dt.
Aktuell werden im Süden Werte um 94 €/dt genannt. Allerdings findet auf diesem Niveau kaum noch Handel statt. Die Akteure warten auf die neue Ernte, so dass die Preise der Nachprodukte
Rapsschrot und -öl aktuell fallende Tendenzen zeigen. Allerdings weiter auf höchstem Niveau.
Terminmarkt Raps
Die Rapsnotierungen in Paris legten in der Saison 2020/21 einen so vom Markt nicht erwarteten Höhenflug hin. Gestartet in der Ernte 2020 mit Kursen um 370 €/t für den vorderen Termin notierte Raps Ende April 2021 bei über 600 €/t. In der Spitze erreichte der MAI21 kurzzeitig sogar ein Allzeithoch um 680 €/t. Zu Erntebeginn machte sich die Hoffnung auf eine gute Ernte in D und der EU, aber auch eine vom USDA als ausgeglichen prognostiziert Welt-Rapsbilanz im Markt bemerkbar.
Der vordere Termin AUG21 fiel Anfang Juli auf ein Tief bei 480 €/t. Schnell wurde aber klar, dass eine ausgeprägte Trockenheit in Kanada alle Hoffnungen auf ein entspanntes Rapsjahr trüben würde. Ab Ende Juli 2021 kannten die Rapskurse in Paris nur noch den Weg nach oben. In einer Spitze notierte der MAI22 Anfang Januar 2022 bei 758,50 €/t. Im Januar und Februar war eine leichte Beruhigung im Markt zu verspüren, da mehr und mehr klar wurde, dass Australien eine Spitzenernte einfahren würde.
Mitte Februar war der MAI22 bei Kursen um 680 €/t angelangt. Mit dem Einmarsch der russischen Armee drehten die Rapskurse wieder nach Norden. Am 22. April notierte der MAI22 in der Spitze über 1.080 €/t und schloss zu Monatsende bei knapp 1.000 €/t.
Die neue Ernte notiert derzeit zwischen 800 und 820 €/t und wird damit entsprechend der optimistischen Prognosen deutlich schwächer gesehen. Dennoch kann von schwach keine Rede sein. Wer hätte jemals gedacht, dass Raps auf Erzeugerebene knapp 1 €/kg erlösen könnten.
Für Landwirte sollten die derzeitigen Prognosen aber Anlass geben, wenn noch nicht geschehen, über die Vermarktung der Ernte 2022, und ggf. auch schon 2023 nachzudenken.