Nach fünf aufeinander folgenden Jahren mit einem deutlichen Aufbau der Welt-Getreideendbestände auf ein Niveau von 651 Mio. t zum 30.06.2018 folgte mit 2018/19 erstmals wieder ein Getreidewirtschaftsjahr, in welchem die Bilanz ein Defizit aufwies.
Laut Novemberschätzung des USDA stand einer Erzeugung von 2.130 Mio. t ein Verbrauch von 2.136 Mio. t gegenüber. Entsprechend zeigte sich der Endbestand zum 30.06.2019 mit 625 Mio. t rückläufig. Für die aktuelle Saison 2019/20 ging man im Mai 2019 noch von einer positiven Getreidebilanz mit einem
Überschuss von 20 Mio. t aus. Dies änderte sich jedoch mit der Julischätzung des USDA.
Im Moment wird die Welt-Getreideproduktion in der Novemberschätzung für 2019/20 nur noch auf 2.160 Mio. t taxiert (-43 Mio. t gg. der Maischätzung). Bei einem ebenfalls leicht nach unten korrigierten Verbrauch von 2.167 Mio. t ergibt sich in der Bilanz derzeit ein rechnerisches Defizit von 10 Mio. t.
Der Endbestand zum 30.06.2020 soll entsprechend auf einen Wert um 615 Mio. t fallen. Dennoch bewegt sich der stock-to-use-ratio (Verhältnis Endbestand zu Verbrauch) für 2018/19 mit 29,3 % bzw. für 2019/20 mit 28,4 % weiter auf einem soliden Niveau.
Im Oktoberbericht 2019 schätzte die
EU-Kommission die EU-Getreideernte 2018 unverändert auf 290,2 Mio. t, den Verbrauch dagegen leicht höher bei 287,8 Mio. t. Mit einem
Selbstversorgungsgrad von 100,8 % brachte die Ernte 2018 damit das schlechteste Ergebnis seit 2010. In der aktuellen Ernte 2019 wird derzeit mit 315,6 Mio. t Erzeugungsmenge gerechnet.
Im Vergleich zur Septemberschätzung wurde damit eine erneute Aufwärtskorrektur von rund 3 Mio. t vorgenommen. Der Verbrauch wird mit 290,0 Mio. t deutlich darunter gesehen, so dass sich zum einen die Endbestände auf 56 Mio. t erhöhen könnten, zum anderen auch wieder mehr Getreide für den Export, welcher auf 39,8 Mio. t geschätzt wird, zur Verfügung stehen könnte.
Im Gegensatz zur Vorjahresernte werden die Ernten im mittleren, nördlichen und östlichen Europa als gut durchschnittlich eingeschätzt, während im Süden, v.a. Spanien, Portugal und Rumänien aufgrund von Trockenheit eher schwache Ernten gesehen werden.
In seiner vorläufigen Schätzung vom September taxiert das
BMEL die
Getreideernte 2019 mit Mais auf 44,71 Mio. t (Vj. 37,95). Aufgrund der v.a. im Osten Deutschlands vorherrschenden Trockenheit lag das Ergebnis zwar deutlich über dem, Vorjahr, in Summe jedoch rund 3,3 % unter dem fünfjährigen Durchschnitt. Die
Weizenproduktion wird bei insgesamt 23,04 Mio. t gesehen (+13,7 % gg. Vj.).
Die
Gerstenernte soll bei 11,77 Mio. t liegen (+22,8 % gg. Vj.). Zurückgenommen wurden die Erwartungen beim Körnermais auf 3,78 Mio. t (+13,1 % gg. Vj.). Die höheren Erntemengen sind in allen Fällen fast ausschließlich höheren Erträgen geschuldet. Regional fiel die Ernte sehr unterschiedlich aus.
Die Erträge im Süden waren zumeist zufriedenstellend bis gut, aus dem Osten hingegen wird berichtet, dass die Druschergebnisse teilweise erheblich unterhalb des 5-jährigen Durchschnitts lagen.
Futtergerste
Die Erzeugerpreise für
Futtergerste waren mit Beginn der Ernte deutlich rückläufig. Ex-Ernte wurden Preise um 13,50 €/dt. im Markt ausgerufen. Derzeit deutet sich eine leichte Befestigung an. Im November wurde Futtergerste bei 13,70 €/dt. gesehen.
Die Erträge im Süden lagen überwiegend gut bis sehr gut zwischen 7 bis 9 t/ha. Die Ware konnte in den meisten Fällen gesund und mit guten Hektolitergewichten eingefahren werden. Die über die Blüh- und Kornfüllungsphase immer wieder fallenden Niederschläge sorgten für ein überraschend gutes Ergebnis.
Anders die Situation im Osten Deutschlands. Aus Brandenburg wurde berichtet, dass die Wintergerstenerträge dort in vielen Fällen aufgrund der anhaltenden Trockenheit im Aufwuchs teils deutlich unter dem 5-jährigen Mittel lagen.
Auf EU-Ebene wurde die Gerstenernte zuletzt erneut um 1 Mio. t auf 62,4 Mio. t nach oben korrigiert. Das liegt über dem 5-jährigen Mittel von 59,1 Mio. t. Für Deutschland beziffert das BMEL den Wintergerstenanbau auf 1,363 Mio. ha (Vj. 1,216) und die
Erntemenge auf 9,82 Mio. t (Vj. 7,37) bei einem Durchschnittsertrag von 72,1 dt./ha (Vj. 60,6).
In Summe deuten die Zahlen darauf hin, dass für die Erzeugerpreise im weiteren Verlauf der Vermarktungssaison noch Spielraum nach oben vorhanden sein könnte. Vorausgesetzt es kommt auf Abnehmerseite nicht zu Problemen, z.B. durch ASP. Die Preise scheinen den Erntedruck überwunden zu haben und erhalten Unterstützung von guten Erlösen in der
Veredlung, v.a. bei Schlachtschweinen und Ferkeln.