Die deutsche
Agrarwirtschaft sieht im weltweit wachsenden Handel mit landwirtschaftlichen Produkten auch Chancen für arme Länder. Auf der Wintertagung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (
DLG) warnte deren Präsident Carl-Albrecht Bartmer am Mittwoch in München vor Einschränkungen des Agrarhandels.
Dieser sei «nicht die Ursache von Hunger und mangelnder Verteilungsgerechtigkeit, sondern ein Teil der Lösung», sagte Bartmer. Handelsverknüpfungen sorgten nicht nur für Investitionen, sondern könnten auch rechtsstaatliche Rahmenbedingungen und Bildung voranbringen.
Bartmer begrüßte auch, dass mit dem Abkommen von Bali Bewegung in die Verhandlungen der
Welthandelsorganisation (WTO) gekommen sei. Das im Dezember auf der indonesischen Insel beschlossene Paket soll unter anderem den Entwicklungsländern einen besseren Zugang zu wichtigen Märkten verschaffen und Zollschranken abbauen.
Kritisch sieht die aktuelle Situation der Generalsekretär der
Welthungerhilfe, Wolfgang Jamann. Die Öffnung der Märkte in den Entwicklungsländern diene derzeit vor allem den Exportinteressen der Industrienationen. Im Rahmen der WTO-Verhandlungen müssten gerechte Handelsbedingungen geschaffen werden. Auch gelte es, Importbeschränkungen der EU und anderer Industrieländer zu überprüfen und Subventionen in Schwellen- und Industrieländern weiter abzubauen.
Auch künftig dürften das Bevölkerungswachstum und der wachsende Wohlstand den weltweiten Agrarhandel anheizen, erwartet der Agrarwissenschaftler Prof. Joachim von Braun von der Universität Bonn. Landwirtschaftliche Produkte dürften aber auch in anderen Wirtschaftszweigen zunehmend an Bedeutung gewinnen, etwa in der Automobilindustrie und der Bauwirtschaft, wenn es beispielsweise um die Entwicklung von kompostierbaren Materialien gehe.
Deutschland sollte sich nach Ansicht von Braun für eine Reform der
WTO stark machen. «Dies ist auch im Interesse der vielen deutschen Akteure in Landwirtschaft und Agrarindustrie mit Potenzial in Wertschöpfungsketten.» (dpa)