Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
26.07.2021 | 09:49 | Unfallschutz 

Zu viele Stürze von Leitern: Versicherer wirbt für Alternativen

Kempten - Rund 500 Leiter-Unfälle in der bayerischen Landwirtschaft im Jahr 2019: Nach Ansicht der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) sind das zu viele.

Unfallgefahr
Ob zur Obsternte oder zum Lampenwechsel im Stall: Bayerische Landwirte arbeiten oft auf Leitern - und fallen zu häufig herunter, findet ein Versicherer. Mit einem Pilotprojekt soll für Alternativen geworben werden. Doch dazu ist einiges an Überzeugungsarbeit nötig. (c) proplanta
Mit dem Pilotprojekt «Weg von der Leiter» will der Versicherer Bauern im Allgäu von den Leitern holen - und für sichere Alternativen werben. Unterstützung kommt aus der Politik, doch gerade bei älteren Landwirten wird wohl viel Überzeugungsarbeit nötig sein.

Im Schnitt würden der Versicherung pro Woche zehn Leiter-Unfälle gemeldet, nach denen die Verunglückten mindestens drei Tage arbeitsunfähig gewesen seien, sagte Alois Schilling vom Bereich Prävention bei der SVLFG zum Start des Pilotprojekts in Kempten. Die Folgen reichten von Brüchen am Sprunggelenk über Trümmerfrakturen bis zu Kopf- und Nackenverletzungen.

«Das heißt lebenslängliche Probleme, vielleicht auch Unfallrente für die Betroffenen», betonte Schilling. Vier Menschen starben in Bayern im Jahr 2019 bei Leiter-Unfällen in der Landwirtschaft, besonders gefährdet waren über 70-Jährige.

Um das zu vermeiden, will die SVLFG in den kommenden Wochen Landwirte im Oberallgäu als Modellregion auf die Gefahren bei der Benutzung von Leitern aufmerksam machen - mit Briefen, Besuchen und Schulungen.

«Dann werden wir evaluieren: Entwickelt sich etwas beim Unfallgeschehen?», sagt Schilling. Die Kemptener Europaabgeordnete Ulrike Müller (Freie Wähler) unterstützt das seit Mitte Juni laufende Projekt als Schirmherrin: «Ich hoffe, wir können damit viele Unfälle vermeiden, nicht nur Kosten für die Krankenkassen.»

Doch auch für die SVLFG sind Leiter-Unfälle in der Landwirtschaft eine Kostenfrage: Im Schnitt hat jeder Fall der letzten fünf Jahre rund 10.000 Euro gekostet, der teuerste Unfall in diesem Zeitraum schlug mit etwa 2,2 Millionen Euro an Folgekosten zu Buche.

«Leiter-Unfälle sind unsere teuersten Unfälle», sagt Schilling. Bayern sei besonders betroffen, weil es dort viele Familienbetriebe gebe, auf denen Menschen teils bis ins hohe Alter arbeiteten. Dabei ließen sich Leiter-Unfälle leicht vermeiden, ist man bei der Versicherung überzeugt - zum Beispiel durch fahrbare Treppen.

«Leitern sind da und man nimmt sie, weil man das schon immer so gemacht hat», sagt Werner Graßl, Sicherheitsberater der SVLFG im Oberallgäu und Landkreis Lindau. Werkzeuge wie Hochentaster oder Geräte wie Teleskoplader seien aber die sicherere Variante.

Davon müsse man viele Landwirte erst noch überzeugen, sagt Alois Schilling. «Wir werden da viel Widerstand bekommen. Da ist oft kein Risiko-Bewusstsein.» Hätten sich Landwirte aber erst einmal für eine Alternative wie eine Treppe entschieden, seien viele vom Mehrwert überzeugt, sagt Sicherheitsberater Graßl. «Da sagen viele: Warum haben wir das nicht gleich so gemacht?»


Unfälle in der Land- und Forstwirtschaft



dpa/lby
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Gewerkschaften fordern EU-Regeln für Fleischindustrie

 Schadstoffe am Arbeitsplatz: EU-Parlament stimmt neuen Grenzwerten zu

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken