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21.06.2010 | 23:19 | Medizinforschung  

Nach 10 Jahren: Trotz Erbgutentzifferung wenig Erfolg

New York - Es klang wie ein Wunder, was die Entzifferung ihres Erbguts der Menschheit bescheren sollte.

DNA
(c) Remar - fotolia.com
Maßgeschneiderte Therapien, eine Fülle neuer wirksamerer Therapien und Einblick in das persönliche Krebsrisiko. Die Genomforschung werde «die Diagnose, Prävention und Behandlung der meisten oder sogar aller Krankheiten revolutionieren», erklärte der damalige US-Präsident Bill Clinton am 26. Juni 2000 anlässlich der Präsentation des menschlichen Erbguts.

Die Zeremonie im Weißen Haus war zugleich ein Friedensschluss zwischen dem Human-Genom-Projekt (HGP) und dem Gen-Pionier Craig Venter, der eine erste Blaupause der drei Milliarden Genbausteine des Menschen schon zweieinhalb Monate zuvor vermeldet hatte. HGP-Chef Francis Collins versprach vor zehn Jahren «einen kompletten Wandel in der therapeutischen Medizin».

Inzwischen lässt sich das Erbgut des Menschen immer schneller entziffern, und zwar für wenige tausend Euro.


Die echte Revolution blieb bislang aus

Und das, obwohl Milliarden in die Erforschung genetischer Mutationen flossen, die Krankheiten verursachen können. Die Ausbeute ist mehr als karg: Ein Mittel gegen Osteoporose (Prolia), ein anderes (Benlysta) gegen die Autoimmunkrankheit Lupus und einige wenige neue Krebstherapien sind dem Durchbruch im Sommer 2000 gefolgt.

Derweil verdoppelte die US-Pharmaindustrie nach einem Bericht der «New York Times» ihre Investitionen zwischen 2000 und 2009 auf 46 Milliarden Dollar (37 Milliarden Euro). Ungeachtet der enormen Ausgaben blieb die Zahl neu zugelassener Medikamente bisher noch konstant: Etwa 25 pro Jahr.

Möglich ist, dass die Fülle von Informationen aus dem Human Genome Project die Forschung überfordert hat. «Daten, überall Daten, aber nicht ein einziges Produkt», stöhnte ein Unternehmenssprecher dem Blatt vor. Andere Firmen erinnern daran, dass die Entwicklung einer neuen Therapie schon immer 10 bis 15 Jahre gedauert hat. «Das Genom fördert die Wissenschaft, nicht die Medizin», meint der künftige Direktor des Nationalen Krebsforschungsinstituts, Harold Varmus.

Das scheint auch eine Studie zu demonstrieren, die 101 «verdächtigen» Genvariationen bei 19.000 Frauen zwölf Jahre lang unter die Lupe nahm. Ihr Ziel: Ein genetischer Test für die Anlage zu Herzproblemen. Am Ende räumte die federführende Forscherin Nina Paynter vom Brigham und Women's Hospital in Boston ein, dass die herkömmliche Analyse der Familiengeschichte verlässlichere Prognosen liefert als der Gentest.

Die Nationalen Gesundheitsforschungsinstitute (NIH) der USA gaben 2002 eine Untersuchung in Auftrag, die Abweichungen im Erbgut von Europäern, Ostasiaten und Afrikanern ausfindig macht. In diesem als HapMap bekannten Katalog haben Forscher wie Eric Lander vom Broad Institute in Cambridge bei Boston inzwischen 850 Stellen im Erbgut entdeckt, die mit Krankheiten verknüpft sind. Doch sie allein erklären diese Leiden nicht, es gibt viel mehr Einflussfaktoren, die etwa auf dem Erbgutstrang zwischen den Genen liegen.



Venter stellte vor einem Monat den ersten Organismus mit künstlichem Genom vor

Derweil hat sich Craig Venter, der die Entzifferung des menschlichen Erbguts mit seinem Schnellschussverfahren vor 2000 entscheidend vorangetrieben hatte, längst das nächste Ziel gesetzt. Venter stellte vor einem Monat den ersten Organismus mit künstlichem Genom vor. Er will Mikroorganismen, die umweltfreundliche Energieträger produzieren, klimaschädliche Kohlendioxide abbauen oder Atommüll unschädlich machen, in einigen Jahren am Fließband bauen. (dpa)
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