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22.06.2010 | 18:30 | Keimgefahr in Problemzonen  

Wassertests an Nord- und Ostsee - ADAC schlägt Alarm

Hamburg - Ungetrübte Badefreuden an Nord- und Ostsee oder nicht?

Keimgefahr in Problemzonen

Die EU spricht vom «sauberen Badespaß» an deutschen Küsten, dagegen schlägt der ADAC Alarm. Die Wassertester des Automobilclubs haben die Strände selbst unter die Lupe genommen - mit einer durchwachsenen Bilanz: Das Wasser an einzelnen Spiel- und Badebereichen von 22 Stränden ist mit Keimen belastet.

«Besorgniserregend» nannte Thomas Burkhardt, ADAC-Vizepräsident für Technik, das Ergebnis am Dienstag in Hamburg. In fast einem Viertel der Fälle wurden die Grenzwerte teils mehrfach und oft auch sehr hoch überschritten. Fäkalbakterien trübten an 17 Stellen den Badespaß.

Die ADAC-Experten hatten 72 Messstellen eingerichtet und dabei besonders Problembereiche ins Visier genommen. «Aber wir haben unsere Wissenschaftler nicht neben eine Pfütze gesetzt, um zu warten bis eine Möwe kommt und sich dort erleichtert», meinte Robert Sauter vom ADAC.

Der Badegewässerbericht der Europäischen Union (EU) hatte erst vor wenigen Tagen nahezu allen Ostseeküsten und 99 Prozent der deutschen Nordseeküste EU-Standards bescheinigt. Die deutschen Küsten seien so sauber wie seit 20 Jahren nicht mehr.

Immerhin 38 Stellen der vom ADAC gemeinsam mit dem Hydra-Institut untersuchten Stellen bekamen jetzt ebenfalls die Noten «sehr gut» und «gut». «Mangelhaft» lautete das Urteil allerdings an vier Stellen, «bedenklich» an 13.

Zu den Siegern gehörten Strandabschnitte in Boltenhagen an der Ostsee sowie in Westerland (Sylt) an der Nordsee, zu den Verlierern zählten Messstellen in Kühlungsborn und bei Eckernförde. Untersucht wurden die Proben auf gesundheitsgefährdende Keime, die zum Beispiel Magen-Darm-Krankheiten oder Hautausschläge zur Folge haben können. Fazit der Tester: «An sehr vielen Badestränden gibt es punktuell hygienisch belastete Bereiche. Sie fallen oft schon durch Schmutz oder unangenehmen Geruch auf und lassen sich leicht ausfindig machen.» 

Der ADAC ging bei seinem ersten Test dieser Art - von Juli bis September 2009 - bewusst einen anderen Weg als die EU. Bei deren Messungen - vorwiegend an den Hauptstränden - blieben Problem- und Randzonen unbeachtet. Und: Während die EU-Prüfer ihre Proben ab einem Meter Wassertiefe vor dem Strand entnehmen, checkte der ADAC Stellen, die sonst unberücksichtigt bleiben wie etwa Flachwasser.

Gerade im flachen Gewässer aber planschten Kinder besonders gern. Bei der Auswahl der Messstellen wurden «potenzielle Belastungsquellen» wie zum Beispiel Mündungen von Bächen, Entwässerungsgräben und Rohrleitungen beachtet.

Die Tester richteten jeweils mehrere Messstellen ein, in die Wertung kamen aber meistens nur diejenigen, wo auch gebadet wird - also nicht etwa Bereiche zwischen den Steinen künstlicher Dämme. Die ADAC-Wertungen könnten nicht auf die Wasserqualität des gesamten Strandes, Ortes oder Küstenabschnitts übertragen werden, hieß es. Man sehe sich auch nicht als Konkurrenz zur EU-Studie, sondern als Ergänzung.

Gemeinden, in denen die vom ADAC gemessenen Werte die Grenzwerte überschritten, seien auf das Problem aufmerksam gemacht worden. «Aber es wurden weder Warnhinweise aufgestellt noch die Probleme anderweitig beseitigt», berichtete ADAC-Vizepräsident Burkhardt. «Wenn wir unsere Aufgabe als Verbraucherschützer aber ernst nehmen, müssen wir weiterhin Druck machen.»

Unterdessen reagierte das Ostseebad Kühlungsborn (Mecklenburg- Vorpommern) am Dienstag auf die ADAC-Testergebnisse und kündigte Maßnahmen zur Besitigung der festgestellten Verschmutzungen an. (dpa)

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