Und dies sind vor dem Hintergrund wachsender Betriebsgrößen zunehmend Fremdarbeitskräfte, die dauerhaft eingesetzt werden, um den betrieblichen Wachstumsvorstellungen gerecht werden zu können. Auch die
Agrarwirtschaft muss sich daher um die besten Fachkräfte, um hervorragend ausgebildete und hoch motivierte Mitarbeiter bemühen, hieß es auf dem 4. Arbeitnehmertag der
Landwirtschaftskammer Niedersachsen, der gestern (18. November) am Rande der
EuroTier und der BioEnergy Decentral im Convention Center in Hannover stattfand. Die Tagung „Konkurrenzfähigkeit des Agrarsektors - Ringen um gute Fachkräfte“ fand über 900 Zuhörer, unter ihnen zahlreiche junge Besucher.
Die Landwirtschaftskammer habe den Fachkräftemangel in der Landwirtschaft frühzeitig erkannt, hob Arendt Meyer zu Wehdel, Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, in seiner Begrüßung hervor. Dem trage sie mit ihrem mittlerweile vierten Arbeitnehmertag Rechnung, auf welchem deutlich wurde, welch große Bedeutung der Ausbildung und Beratung des agrarwirtschaftlichen Nachwuchses zukommt. Für die deutsche Agrar- und Ernährungswirtschaft prognostizierte DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer in seinem Grußwort eine Steigerung der Umsätze um 18 Prozent innerhalb der nächsten drei Jahre. Verbunden mit einem rasanten technischen Fortschritt sei die Agrarwelt eine attraktive Zukunftsbranche mit neuen, reizvollen Aufgaben in den Grünen Berufen.
Auch Astrid Grotelüschen, Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung in Niedersachsen, betonte die Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe hin zu modernen Unternehmen, die qualifizierte Fachkräfte erfordern. Diese erwarteten jedoch gleichzeitig angemessene Karriere- und Verdienstchancen. Im Ringen um gute Fachkräfte für die Wachstumsbranche Landwirtschaft sei eine erstklassige Ausbildung ebenso wichtig wie eine hohe Motivation, die der Arbeitgeber fördern könne.
Die Herausforderungen, die mit der dauerhaften Einstellung nichtfamiliärer Arbeitskräfte für den landwirtschaftlichen Betriebsleiter einhergehen, benannte Prof. Dr. Enno Bahrs von der Universität Hohenheim. Er verwies auf die Notwendigkeit eines adäquaten Einstellungs- und Arbeitsprofils für die Arbeitskräfte, aber auch auf die Zahlungsbereitschaft und -fähigkeit eines darauf abgestimmten Lohnes. Dabei seien Vergleichslöhne im unmittelbaren Umfeld des landwirtschaftlichen Unternehmens zu berücksichtigen. Es gelte das historisch bedingte Image der Landwirtschaft als Arbeitsfeld mit geringem Status und geringem Nettoeinkommen abzubauen, da es längst nicht mehr gerechtfertigt sei. Die Landwirtschaft erfahre in jüngster Vergangenheit viel mehr eine immer stärkere gesellschaftliche Akzeptanz, da sie im Spannungsfeld zwischen Natur und Technik attraktive Arbeitsmöglichkeiten mit nachhaltigen Einkommenspotenzialen biete.
Diese positiven Aspekte für die Karriereplanung sind auch nach Auffassung des Agrarsekretärs der European Federation of Food, Agriculture and Tourism (EFFAT) in Brüssel, August Spahn, noch deutlicher zu machen. Erst wenn für junge Leute absehbar sei, dass die Berufswahl im landwirtschaftlichen Bereich nicht mit übermäßigen Lohnabschlägen verbunden ist und die Arbeitszeit eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch für die Fremdarbeitskräfte möglich macht, werde der Sektor wieder reizvoll, so Spahn.
Die Veranstaltung wurde durch eine anschauliche Präsentation des Kommunikations- und Motivationstrainers Alexander Munke zu Erfolgsfaktoren der beruflichen Handelns abgerundet. (lwk-ns)