Aigner hatte dazu Vertreter unter anderem vom Bund der Deutschen
Landjugend (BDL), des Deutschen Bauernverbandes (DBV), des Deutschen Landfrauenverbandes (dlv) sowie der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt in das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (
BMELV) geladen. Kernpunkte des Gesprächs waren die Situation der Berufsbildung im Agrarbereich, Maßnahmen zur Sicherung des Berufsnachwuchses und künftige Anforderungen an die fachliche Qualifikation von landwirtschaftlichen Unternehmern und Arbeitnehmern.
In einem Punkt waren sich die Teilnehmer der Runde schnell einig: Auch wenn die landwirtschaftliche Ausbildung, die Fortbildungsmöglichkeiten sowie die agrarische Hochschulbildung in Deutschland von hoher Qualität sind, besteht Handlungsbedarf, um die Folgen der Demographie in den Griff zu bekommen. Denn der Kampf um junge gute Leute werde immer härter und hoch motivierte und qualifizierte junge Menschen dringend benötigt, so der einhellige Tenor.
Der BDL hat am Mittwoch deshalb gegenüber Ministerin Ilse
Aigner seine Forderung nach der Abschaffung des Föderalismus in der agrarischen Bildung bekräftigt. "Die Rahmenbedingungen müssen so ausgerichtet werden, dass jungen Menschen in der agrarischen Aus- und Fortbildung keine Steine in den Weg gelegt werden", sagte BDL-Vorsitzender Gunther Hiestand. Denn die Anforderungen sind gestiegen: junge Menschen sollen gut ausgebildet sein und müssen daher die Möglichkeit erhalten, unbürokratisch in anderen Regionen und Bundesländern für den Beruf und das Leben zu lernen. Das aber verhindere nach Meinung des BDL der Föderalismus im Bildungsbereich: Jedes Bundesland verfügt über eigene Regelungen für die Ausbildung und Fortbildung in der Landwirtschaft. Dies betrifft die unterschiedliche und nicht konsequente gemeinschaftliche Umsetzung der Lehrpläne beziehungsweise der Ausbildungsrahmenrichtlinie in den Bundesländern. Das
Agrarstudium ist durch die einzelnen Hochschulstandorte unterschiedlich gestaltet. Der als notwendig propagierte Standortwechsel der Auszubildenden und Studenten kann kaum oder nur unter Billigung erheblicher Nachteile realisiert werden.
Für die Nachwuchsförderung muss zudem das Image der grünen Berufe verbessert werden. EU-weit sind nur sieben Prozent der LandwirtInnen 35 Jahre und jünger. "Es ist wichtig, auch junge Frauen zu motivieren", sagte die stellvertretende BDL-Vorsitzende Magdalena Kliver. "Dazu ist es aber erforderlich, ohne Klischees über die Landwirtschaft zu informieren." Ein Schritt, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit noch stärker auf die grünen Berufe zu lenken, ist der Berufswettbewerb der Deutschen Landjugend unter der Schirmherrschaft von Ilse Aigner.
In seinem Fazit machte Gunther Hiestand noch einmal deutlich, wie wichtig Zukunftsperspektiven sind. "Junge Menschen brauchen Planungssicherheit, wenn sie in die Landwirtschaft gehen sollen." Deshalb unterstrich der BDL in dem Spitzengespräch wiederholt seine Forderung an die Politik nach verlässlichen politische Rahmenbedingungen und Richtlinien wie beispielsweise die Hofabgabeklausel oder die Gemeinsame
Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP). (BDL)