«Das Thema wird häufig in Lehrgängen und bei den Imkervereinen nachgefragt», sagte Karl-Heinz Müller, stellvertretender Vorsitzender des Landesimkerverbandes Thüringen. Auch die Mitgliederzahlen stiegen in den vergangenen Jahren kontinuierlich.
«Wir freuen uns, dass sich immer mehr Frauen für die Imkerei interessieren», sagte Müller anlässlich des Imkertages am Samstag. Im Freistaat sind derzeit 2.747 Mitglieder in 102 Imkervereinen organisiert. Sie kümmern sich um insgesamt 22.000 Bienenvölker. Rund 16 Prozent der Imker sind Frauen.
Ende April will das Thüringer Umweltministerium einen eigenen Bienenkasten im
Hof aufstellen. Das Projekt soll nicht nur zeigen, dass Imkern in urbanen Räumen funktionieren kann, sondern vor allem auf die Probleme der Bienen aufmerksam machen.
«Durch die intensive
Landwirtschaft fehlt Bienen zunehmend die Nahrungsgrundlage. Außerdem setzt ihnen der Pestizideinsatz zu», sagte ein Sprecher des Ministeriums in Erfurt. Für die Insekten will das Ministerium eine kleine Bienenweide anlegen. Ministeriumshonig soll es auch geben, der später bei Terminen als Präsent verteilt werden soll.
Auch die Hochschulen in Thüringen haben eigene
Bienenvölker - aus unterschiedlichen Gründen. An der Universität Erfurt schwirren zwei Bienenvölker durch die Luft. «Wir wollten auf unserem
Campus etwas Nachhaltiges für unsere Umwelt tun», erklärte eine Sprecherin der Uni. Außerdem sollen angehende Grundschullehrer das Imkern in der Stadt erlernen.
Thüringen ist nach Angaben der Uni Erfurt bundesweit das einzige Land, das Kinder noch im Pflichtfach «Schulgarten» unterrichtet. Zweimal im Jahr ernten die angehenden Lehrer Honig, den sie «Campusgold» nennen. Er wird an Gäste der Uni oder an Kooperationspartner verschenkt. Rund 60 Kilogramm «Campusgold» produzierten die Studenten im vergangenen Jahr.
Bienenkästen stehen unter anderem in Erfurt auf dem Dach der Messe, am Zoopark und am ega-Park. Die Friedrich-Schiller-Universität Jena hält Bienen vor allem aus traditionellen Gründen: Die Insekten schwirren am Bienenhaus herum, das eng mit der Geschichte der Bienenkunde in Thüringen verbunden ist. Heute ist dort die Arbeitsgruppe Biologiedidaktik untergebracht.
«Wir sind uns der Bedeutung dieses Hauses bewusst. Für Besucher gibt es einen Lehrbienenstand», sagt Uwe Hoßfeld, außerplanmäßiger Professor für Didaktik der Biologie. Mitunter sammeln Studenten tote Bienen, um sie unter einem Mikroskop zu beobachten.
Nicht nur öffentliche Einrichtungen wie Universitäten oder Ministerien halten Bienen. Laut Thüringer Imkerverband interessieren sich auch Unternehmen und immer mehr Stadtbewohner für das Imkern in urbanen Räumen. Doch Müller warnt: «Bienen machen Arbeit. Zwischen April und September sollte man keinen großen Urlaub planen.»
Wer sich einen Bienenkasten auf den Balkon stellen will, sollte sich vorher die Genehmigung vom Vermieter einholen und mit den Nachbarn sprechen. «Ich empfehle immer, im Umkreis von fünf Kilometern zu schauen, ob genug Pflanzen als Nahrungsquelle für die Bienen da sind», sagte Müller. Geeignet seien zum Beispiel Parks, Gartenanlagen oder Friedhöfe in der Nähe.
«In den Städten gibt es oft eine üppige Lindentracht. Aber man braucht das ganze Jahr über genügend Nahrungsquellen für die Bienen», sagte Müller. Zudem müssten die Völker beim Veterinäramt angemeldet werden.