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01.11.2012 | 07:43 | Bioprodukte 

Bioland rät zur Umstellung auf Ökolandbau

Stuttgart - Dieses Jahr hat Bioland Baden-Württemberg bereits 64 neue Betriebe bekommen. Doch es könnten noch viel mehr sein: Die Marktnachfrage nach regionalen Bioprodukten wächst schneller als das Angebot. In diese Lücke können Neubetriebe hineinstoßen.

Biolandbau
(c) proplanta
Konventionelle Betriebe, die ihren Betrieb jetzt umstellen, profitieren derzeit neben dem günstigen politischen Klima auch von den wachsenden Marktchancen im Südwesten. „Heimische Öko-Erzeugnisse erleben derzeit eine Renaissance in der Verbrauchergunst. Immer mehr Unternehmen der abnehmenden Hand fragen daher aktiv bei uns nach Bioland Rohstoffen", so Dr. Christian Eichert.

er Geschäftsführer beim Bioland Landesverband Baden-Württemberg versichert: „Auch wenn dies von dem einen oder anderen Bauernfunktionär noch anders dargestellt wird, befinden wir uns mit unserer Form der Landbewirtschaftung und unseren fortschrittlichen Tierhaltungsbedingungen auf dem einzig zukunftsfähigen Weg hin zu einer verbrauchergerechten Lebensmittelerzeugung." Bei der grün-roten Landesregierung scheinen diese Überzeugungen ebenfalls verankert zu sein, wie sich den vielen positiven Verlautbarungen in diese Richtung ablesen lässt.

Überzeugt ist auch Josef Wagner in Bodnegg. Der Landwirtschaftsmeister ist Anfang 2011 mit seinem Milchvieh- und Futterbaubetrieb bei Bioland eingestiegen. Die Entscheidung für den Ökolandbau war für ihn ein längerer Prozess mit einem ganzen Bündel von Gründen: „Über einen Homöopathiekurs habe ich erfahren, dass es außer der Chemie noch andere Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die wirken. Es macht einfach sehr viel Spaß nachhaltig zu wirtschaften. In meinen Augen ist das der Weg, auch kommenden Generationen eine artenreiche Flora und Fauna zu bieten. Außerdem schätze ich, dass die Kollegen vom Ökolandbau sehr kollegial miteinander umgehen.

Die zahlreichen Gruppentreffen sind informativ und gesellig zugleich", erklärt der Vollblutbauer. Dass sich die Umstellung betriebswirtschaftlich lohnt, hat seine Tochter in ihrem Agrarstudium an der Universität Hohenheim in ihrer Bachelorarbeit berechnet. Zumal Josef Wagner bereits einen Laufstall für seine Milchkühe hatte. „Besonders interessant ist die Umstellung für Gemischt- und Milchviehbetriebe, wenn sie wenig in die Tierhaltung investieren müssen", bestätigt Bioland-Berater Martin Weiß aus der Praxis.

Aber auch viele Ackerbaubetriebe interessieren sich für eine Umstellung. Schließlich müssen ökologisch wirtschaftende Betriebe viel weniger in Produktionsmittel wie Dünger und Pflanzenschutzmittel investieren.

Ein wichtiger Grund für den Landwirt Christoph Gutjahr, seinen Gemischtbetrieb im Enzkreis dieses Jahr auf Bioland umzustellen: „In der konventionellen Landwirtschaft schöpft die Agrarindustrie ihren Gewinn ab und wir Landwirte sind abhängig vom Weltmarkt. In der Bioschiene habe ich mehr Möglichkeiten am Marktgeschehen teilzunehmen und regional zu vermarkten."

Allerdings zählen für die meisten neuen Verbandsmitglieder nicht nur betriebswirtschaftliche Überlegungen. Stattdessen möchten die Umsteller mit einer unabhängigen, tier- und umweltfreundlichen Wirtschaftsweise ihre Arbeitszufriedenheit erhöhen. Dazu gehört auch Gemeinschaftsgeist statt Einzelkämpfertum: „Extensiv wirtschaftende Betriebe oder EU-Biobetriebe haben kein Umfeld, um sich auszutauschen oder ihre Interessen zu vertreten. Bei uns kommen die Bauern untereinander wieder ins Gespräch", versichert Martin Weiß.

Interessierte Betriebe können sich jetzt an zwei Seminaren über die Umstellung informieren: am Freitag, 16. November von 10 bis 16 Uhr auf dem Bioland-Betrieb der Familie Ganter in Achern und am Donnerstag, 6. Dezember zwischen 9:30 und 16 Uhr in der Bauernschule in Bad Waldsee. Hier informieren die Bioland-Berater über die Grundlagen des biologischen Pflanzenbaus und der Tierhaltung, geben Einblicke in den Bio-Markt und erläutern erforderliche betriebliche Veränderungen.

Beim Besuch eines Bioland-Betriebs erhalten interessierte Landwirte einen Eindruck von der praktischen Umsetzung. Die Teilnahme kostet nichts außer der Verpflegung, aber bitte unbedingt anmelden.

Am 29. Januar 2013 findet im Rahmen der Bioland-Wintertagung ein kompakter Einführungskurs in Bad Boll statt. Dieser eignet sich auch für Auszubildende, Praktikanten und alle Interessierten. Wer sein Wissen vertiefen will, kann viele weitere Seminare besuchen. Ein Faltblatt mit den Angeboten für Umstellungsinteressierte 2012/2013 gibt es auf www.bioland-bw.de oder bei Bioland Baden-Württemberg unter Tel.: 0711-550939-0, Fax: 550939-50 oder info-bw@bioland.de. (bioland)
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