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15.02.2012 | 14:03 | Bio-Boom 

BÖLW: 10.000 neue Bio-Betriebe braucht das Land

Berlin/ Nürnberg - Der Bio-Boom ist ungebrochen: Um 9 % legte 2011 in Deutschland der Umsatz mit Bio-Produkten im Vergleich zum Vorjahr zu.

Bio-Boom
(c) proplanta

Das gab der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) anlässlich der BioFach, Welt-Leitmesse der Bio-Branche, in Nürnberg bekannt.

Der Umsatz wuchs von 6,02 Mrd. Euro im Jahr 2010 auf nun 6,59 Mrd. Euro. „Diesem erfreulichen Wachstum, steht eine schlechte Nachricht gegenüber: Noch stärker als bisher fällt die Entwicklung des Bio-Anbaus in Deutschland hinter die Marktentwicklung zurück", so Alexander Gerber, Geschäftsführer des BÖLW.

Die Anbaufläche von Betrieben, die einem deutschen Bio-Anbauverband angehören, wuchs 2011 nur um 1,5 %. Insgesamt wuchs die Bio-Anbaufläche lediglich um ca. 2,3 % von 990.702 ha im Jahr 2010 auf 1.013.540 ha im Jahr 2011. Auch bei der Anzahl der Bio-Betriebe geht die Wachstumsrate mit 4,8 % weiter zurück: rund 23.000 Betriebe wirtschafteten im Jahr 2011 ökologisch, 1.061 mehr als 2010

Logische Konsequenz ist, dass der Importanteil weiter steigt: „Der Importanteil liegt beispielsweise bei Getreide bei 15, bei Kartoffeln bei 26 und bei Möhren und Äpfeln bei ca. 50 %", stellt Gerber fest.

„Wir brauchen jetzt 10.000 neue Bio-Betriebe, um die Lücke zwischen Nachfrage und Angebot für heimische Bio-Produkte zu schließen", so Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstandsvorsitzender des BÖLW.

Die Ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft schafft neue Arbeitsplätze, verbessert die Wertschöpfung und Lebensqualität im ländlichen Raum, belastet die Umwelt nicht und ist tier- und klimafreundlich - kurz: sie ist die nachhaltigste Form der Lebensmittelproduktion und schafft dabei noch ökonomischen und sozialen Mehrwert. „Es wäre ein Gewinn für unsere Landwirte und die gesamte Gesellschaft, wenn wir diese Leistungen durch eine Ausdehnung des Ökologischen Landbaus in Deutschland nutzen", betont Löwenstein.

Angesichts dieser Entwicklung sieht der BÖLW, in dem die Verbände der landwirtschaftlichen Erzeuger, der Lebensmittelverarbeiter und der Händler von ökologischen Produkten zusammengeschlossen sind, die Notwendigkeit, der Politik für den Ökolandbau eine neue Dimension zu verleihen.

„Wir fordern einen entschiedenen Politikwechsel, damit der Ökologische Landbau in Deutschland einen Schub erhält", fordert der BÖLW-Vorsitzende. „Das geht nur, wenn eine Politik beendet wird, die einer industriellen Landwirtschaft sogar noch wirtschaftliche Vorteile verschafft, deren ökologische und soziale Folgekosten der Allgemeinheit aufgebürdet werden."


Als wichtigste Maßnahmen fordert der BÖLW deshalb:

  1. Verursacherprinzip: Folgekosten der landwirtschaftlichen Produktion dürfen nicht mehr ausgelagert werden. Landwirtschaft darf nicht mehr zum Nulltarif Artenvielfalt, Grundwasser und Bodenfruchtbarkeit schädigen und die artgemäßen Bedürfnisse der Nutztiere missachten. Tierschutzauflagen und Abgaben auf Stickstoff sowie Eiweißimporte sind Beispiele für entsprechende Instrumente.

  2. Beendigung der Biogasförderung für Ackerfrüchte, die gezielt für die Verwendung in Biogasanlagen angebaut werden. Die „Vermaisung" der Landschaft und der unfaire Wettbewerb um Ackerflächen müssen beendet werden. Die künftige Förderung ist auf Anlagen zu begrenzen, die anderweitig nicht nutzbaren Aufwuchs von Landschaftspflegeflächen, Kleegras und Zwischenfrüchte sowie landwirtschaftliche Rest- und Abfallstoffe verwerten.

  3. Sukzessive Umschichtung der Direktzahlungen für die Landwirtschaft im Rahmen der Europäischen Agrarpolitik von der sogenannten „Ersten Säule" in die „Zweite Säule". Innerhalb der Zweiten Säule ist ein Mindestanteil von 50 % für Agrarumweltmaßnahmen vorzusehen. Ab 2020 darf es dann keine zwei Säulen mehr geben, sondern nur noch Zahlungen für eine Landwirtschaft, die konkrete gesellschaftliche Leistungen erbringt.

  4. Ökolandbauförderung muss verpflichtender Förderbestandteil in der „Zweiten Säule" werden, um dem „Rein-raus" bei der Öko-Förderung durch die Bundesländer ein Ende zu setzen. Die Betriebe brauchen Planungssicherheit für die weitreichende und langfristige Entscheidung, auf Ökologischen Landbau umzustellen.

  5. Anhebung der Umstellungsbeihilfen und Beibehaltungsprämien auf ein Niveau, das einen echten Anreiz bietet, auf den Ökologischen Landbau umzustellen.

  6. Dem Ökolandbau eine Leitbildfunktion zuordnen. Die politisch für Landwirtschaft in Bund und Ländern Verantwortlichen müssen sich klar positionieren: Ökologischer Landbau als nachhaltigste Form der Landwirtschaft muss eine Leitbildfunktion für die Entwicklung unserer Landwirtschaft einnehmen.

Erläuterungen:

Der aktuelle Situation am Bio-Markt und die Entwicklung des Ökologischen Landbaus sind ausführlich in der BÖLW-Broschüre „Zahlen, Daten, Fakten - Die Bio-Branche 2012" dargestellt, die ab sofort unter www.boelw.de zum Download bereit steht und auch als gedruckte Version erhältlich ist.

Der „Arbeitskreis Biomarkt" hat die Daten des GfK-Haushaltspanels, des Handelspanels Nielsen für den Lebensmitteleinzelhandel und der Daten der Kommunikationsberatung Klaus Braun für den Naturkosthandel neu bewertet und zu einer Schätzung für den gesamten deutschen Bio-Markt zusammengeführt.

Dem Arbeitskreis gehören an: AgroMilagro Research, Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI), bioVista, Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), GfK, Prof. Dr. Ulrich Hamm von der Universität Kassel, Klaus Braun Kommunikationsberatung, Prof. Dr. Paul Michels von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und Nielsen. (bölw)
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