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24.09.2023 | 01:00 | Biomarkt 

Österreich: Umsatz mit Biolebensmitteln preisbedingt weiter gestiegen

Wien - Die Biobranche in Österreich kann offenbar der hohen Inflation einigermaßen trotzen. Das zeigen nach Angaben der Agrarmarkt Austria (AMA) Marketing die aktuellen RollAMA-Daten für das erste Halbjahr 2023, die am Dienstag (19.9.) in Wien vorgestellt wurden.

Bio-Lebensmittel
Erlöse mit Bio-Frischwaren legen im ersten Halbjahr 2023 um 6 Prozent zu - Allerdings gingen die eingekauften Mengen zurück - Bioware profitiert von immer geringeren Preisunterschieden zu konventionellen Produkten - AMA Marketing präsentiert detaillierte Einkaufsanalyse. (c) K.F.L. - fotolia.com
Die Bio-Frischwarenumsätze ‑ ohne Brot und Gebäck - summierten sich demnach in der ersten Jahreshälfte im Lebensmitteleinzelhandel auf rund 460 Mio Euro, was im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einem Zuwachs von 6 % entsprach. Allerdings verringerten sich die eingekauften Mengen ebenfalls, und zwar um 6 %.

Der Anteil des Lebensmitteleinzelhandels am gesamten Bioumsatz blieb stabil bei 11,5 %. Je nach Bio-Warengruppe zeigte sich laut der AMA Marketing in der ersten Jahreshälfte eine abweichende Entwicklung. Bei Milchprodukten ging die Tendenz leicht bis mäßig nach unten, während die Bioanteile im Fleischbereich bei 7 % stagnierten.

Bei Eiern entfielen 20 % der Ausgaben auf Bioware, was dem Wert des Vorjahres entsprach. Von den wirtschaftlichen Herausforderungen unbeeinflusst wuchs der Markt für Bioobst auf einen Umsatzanteil von 17 %; bei Biogemüse waren es 24 %.

2022 Umsatzrekord erzielt



Ein Effekt, der Bio seit Beginn der Inflation zugutekam, waren der AMA zufolge die immer geringeren Preisunterschiede zu konventionellen Produkten. Mit einem Plus von 12 % lagen die Preissteigerungen für einen Bio-Frischewarenkorb im ersten Halbjahr 2023 unter denen gleichartiger konventioneller Produkte mit 14 %. Noch größer war der Unterschied im vorigen Gesamtjahr 2022. Bioprodukte verteuerten sich gegenüber 2021 um durchschnittlich 7,5 %, während es bei konventionellen Lebensmitteln 11,5 % waren.

Mit Blick auf 2022 hob die AMA außerdem hervor, dass die Biobranche in Österreich einen Umsatzrekord erzielt habe. Laut ihren Angaben kamen der Einzelhandel, der Direktvertrieb und der Fachhandel sowie die Gastronomie beim Verkauf von Biolebensmitteln auf einen Gesamtumsatz von 2,687 Mrd Euro; im Vergleich zu 2021 war das eine Steigerung um 162 Mio Euro oder 5 %. Gegenüber 2019 legten die Erlöse sogar um rund 500 Mio Euro zu.

Krise gibt Biobranche Schub



Der AMA zufolge zeigte 2022 insbesondere der Bioumsatz in der Gastronomie eine positive Entwicklung. Der Anteil am Gesamtumsatz stieg gegenüber dem Vorjahr um 2 Prozentpunkte auf 7 %; dies entsprach einem Umsatzplus von 62 Mio Euro. Auf den Lebensmitteleinzelhandel entfiel ein Anteil von 11,5 %. Laut Darstellung der Wiener Markexperten hat die Biobranche in der Krisenzeit einen weiteren Schub erhalten.

Die Menschen hätten damit begonnen, sich mehr mit Lebensmitteln zu beschäftigten und hätten deren Wert zu schätzen gelernt. Außerdem habe das Thema Gesundheit im Fokus gestanden, für viele ein wichtiges Motiv für den Kauf von Bioprodukten.

Sinkende Einkaufmengen in diesem Jahr



Vorgelegt wurden von der AMA auch Daten zum Einkaufsverhalten bei Lebensmitteln im ersten Halbjahr 2023. Die gesamte Einkaufsmenge der österreichischen Haushalte sank gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 3,5 % und lag damit erstmals sogar leicht unter dem Niveau vor Beginn der Corona-Pandemie.

Als Gründe führen die Marktexperten einerseits einen höheren Außer-Haus-Konsum nach Ende aller Restriktionen an, aber auch eine spürbare Zurückhaltung beim Einkauf aufgrund der inflationsbedingt höheren Preise. Diese hatten und haben zur Folge, dass die Konsumenten ihre Einkäufe gezielter planen und mengenmäßig pro Einkauf weniger mitnehmen.

Laut AMA  hat das Konsumverhalten in den vergangenen drei Jahren starken Schwankungen und Einflüssen unterlegen, die man bisher in diesem Ausmaß nicht gekannt hat. „Während die Corona-Krise im Grunde zu einer Steigerung der Wertschätzung von Lebensmitteln geführt hat, lenkte die Inflation den Fokus wieder stärker auf Preise und Aktionen“, fasste Geschäftsführerin Christina Mutenthaler-Sipek die Entwicklungen zusammen.

Kriterien verschieben sich



Im Rahmen einer Motivanalyse wurde von der AMA Marketing zusätzlich die Bedeutung von Regionalität und Qualität im Verhältnis zu Preisen und Aktionen untersucht. Hier ist zu erkennen, dass sich die Kriterien für den täglichen Einkauf angesichts der Preiserhöhungen verschoben und damit eine direkte Auswirkung auf das Kaufverhalten der Verbraucher haben.

Zwar stehen die Frische mit 83 % und eine hohe Qualität mit 65 % nach wie vor an erster beziehungsweise zweiter Stelle bei der Frage nach den Kriterien für die Kaufentscheidung, gefolgt von Aktionen, die für 58 % der Befragten relevant sind. Sie sind jedoch wichtiger als konstant günstige Preise. Das weist darauf hin, dass rabattierte Preise vor allem eine psychologische Wirkung haben und der Wert von Lebensmitteln nicht grundsätzlich in Frage gestellt wird.

Regionalität bleibt wichtiger Trend



Allerdings gaben die Befragten auch an, dass der Preis beziehungsweise Aktionen in ihrem tatsächlichen Einkaufsverhalten insgesamt wichtiger sind als die Qualität. 58 % sagten, dass sie in Summe eher auf den Preis oder Aktionen achteten als auf die Qualität der Lebensmittel. Im Vergleich zu einer Motivanalyse aus dem Jahr 2021 ist das eine starke Verschiebung.

Damals hatten 60 % der Teilnehmer angegeben, eher auf die Qualität zu achten als auf den Preis. Ein wichtiger Trend bleibe zudem die Regionalität, die für fast 60 % der Befragten an Bedeutung gewonnen habe, so die AMA. Ebenso drängten langfristig Kriterien der Nachhaltigkeit wie Tierwohl und umweltfreundliche Verpackung ins Bewusstsein der Konsumenten.

Rückbesinnung auf Traditionen



Wie sich regionale Produkte auch künftig am Markt behaupten können, hat Food-Trend-Expertin Hanni Rützler für die AMA untersucht. Sie kommt zu dem Schluss, dass es seit den 1980er-Jahren vor allem zwei Entwicklungen gab, die zu einer Rückbesinnung auf regionale Produkte und Küchen beitrugen. Dies war zum einen die Globalisierung der Esskulturen in Gestalt von Pizza, Pasta, Burger, Döner und Co. im kulinarischen Alltag, zum anderen die zunehmende Industrialisierung und Standardisierung der Lebensmittelproduktion, die mit Qualitätsverlusten einherging und viele Konsumenten verunsicherten.

Als Reaktion darauf seien die regionale Herkunft von Lebensmitteln sowie traditionelle Herstellungs- und Zubereitungsarten zunehmend als Qualitätskriterien wahrgenommen worden, so Rützler. Eine höhere Qualität, mehr Nachhaltigkeit und bessere Sozialverträglichkeit hinsichtlich der Produktion und des Vertriebs, aber auch Saisonalität spielten in der Wahrnehmung der Konsumenten ebenso eine Rolle wie die ökonomische Unterstützung von Landwirten und Produzenten vor Ort.
AgE
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