Der
Bundestag verschob am späten Donnerstagabend das für das Jahresende geplante Verbot um zwei Jahre. Die Verschiebung hatten Vertreter der Landwirtschaft und der
Fleischindustrie gefordert. Ihr Argument: Die Branche sei noch nicht so weit, das Verbot flächendeckend umzusetzen. In Deutschland werden Millionen männlicher Ferkel kurz nach der Geburt betäubungslos kastriert. Das soll verhindern, dass das Fleisch den von vielen als unangenehm empfundenen
Ebergeruch entwickelt.
Die frühere
Landwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) warf der großen Koalition vor, sie sei der «parlamentarische Arm von
Bauernverband und Schlachtindustrie» und trete den Tierschutz mit Füßen. Kritik kam auch von
Greenpeace, dem Deutschen
Tierschutzbund und dem Verein ProVieh. Der Präsident des Tierschutzbundes, Thomas Schröder, sagte, es gebe bereits drei tierschutzgerechte praktikable Alternativen.
Dem widersprach die Koalition. Die vorhandenen Alternativmethoden seien noch nicht vollkommen, sagte die Tierschutzbeauftragte der SPD-Fraktion, Susanne Mittag. So seien etwa die Geräte für eine Betäubung mit Isodluran noch nicht ausreichend vorhanden. Bauernpräsident
Joachim Rukwied forderte einen geregelten Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration. Die zwei Jahre Aufschub müssten genutzt werden, um pragmatische Lösungen für alle
Betriebe und Betriebsgrößen zu finden.