1997 wählte das DBV-Präsidium den Niederbayern
Sonnleitner zum Nachfolger des langjährigen Präsidenten Constantin Freiherr von Heereman. Sonnleitner, der in der Nähe von Passau mit seiner Gattin einen 100-Hektar Hof bewirtschaftet, ist mit Leib und Seele Bauer und Bauernpräsident. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung beurteilte Sonnleitner im Sommer 2006 unmittelbar nach seiner dritten Wiederwahl als einen Bauernpräsidenten, der „nach vorn orientiert, neugierig und entschlossen“ sei.
Der heute 58-jährige Gerd Sonnleitner wünscht sich Verbände als eine treibende gestaltende Kraft in Politik und Gesellschaft. Den
Bauernverband versteht Sonnleitner als Wirtschaftsverband, der alle Produktionsrichtungen und Produktgruppen politisch vertritt und Verantwortung im ländlichen Raum übernimmt. Die Mitglieder - rund 90 Prozent aller 380.000 landwirtschaftlichen Betriebe zählen sich zum Deutschen Bauernverband - ruft er zu Geschlossenheit auf und fordert von ihnen, die Chancen in den Märkten selbstbewusst und unternehmerisch zu nutzen.
Bereits zur ersten Wiederwahl hatte Sonnleitner die Verbandsstrukturen im Deutschen Bauernverband reformiert und eine Direktwahl von Präsident und Verbandsvorstand durch rund 400 Delegierte eingeführt. Den Fachausschüssen des
DBV übertrug Sonnleitner mehr Verantwortung.
Für Sonnleitner sind die Bauernfamilien wichtige Leistungsträger in der Gesellschaft. Umso mehr ist es ihm ein Anliegen, das Bild der Landwirtschaft mit einer verstärkten
Öffentlichkeitsarbeit und einer Bildungsoffensive zu verbessern. Ende 2000 erschütterte der ers-te BSE-Fall in Deutschland das landwirtschaftliche Selbstverständnis. Doch nutzte Sonnleitner die Krise zu einer Initiative, ein bis dahin nicht mögliches Qualitätssicherungssystem über die gesamte Lebensmittelkette hinweg mit rückverfolgbaren Produktionsabläufen aufzubauen.
Mit dieser Transparenz gelang es, das Verbrauchervertrauen bei Fleisch wieder zu erreichen und bei Obst, Gemüse und Milch zu verstärken. Nicht erst seit der BSE-Krise pflegt Sonnleitner den Dialog mit anderen Wirtschafts- und Gesellschaftsgruppen sowie den Kirchen und auch der Landwirtschaft kritisch gegenüber stehenden NGOs.
Die Auseinandersetzungen mit der rot-grünen Bundesregierung um die Ausrichtung der
Agrarpolitik hielten Sonnleitner nicht davon ab, die deutschen Landwirte auf die Herausforderungen einer zunehmend globalisierten Welt vorzubereiten mit Agrarmärkten, aus denen sich der Staat zunehmend zurückzieht. Sonnleitner sieht sich durch die heutigen dynamischen Entwicklungen auf den Agrarmärkten und bei der Bioenergie voll bestätigt. Seine Vorstellungen eines Europäischen Landwirtschaftsmodells, nach dem landwirtschaftliche Tätigkeit im Einklang mit dem Verbraucher-, Tier- und Naturschutz steht, sind heute wesentlicher Bestandteil der EU-Agrarpolitik.
Sonnleitner engagierte sich von Beginn an stark auf der europäischen und internationalen politischen Bühne. Den europäischen Bauernverband COPA leitete er als Präsident von 2001 bis 2003. Bei den Ministerkonferenzen der Welthandelsrunde in Cancun und Hongkong beriet er in den Regierungsdelegationen mit. Ein fairer Abschluss der WTO-Verhandlungen liegt ihm aus landwirtschaftlicher wie aus gesamtwirtschaftlicher Verantwortung am Herzen. (DBV)