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08.03.2011 | 12:20 | Agrarpolitik 

Bauernverband Schleswig-Holstein: Welche Landwirtschaft brauchen wir?

Rendsburg - Die gesellschaftliche Debatte über die Landwirtschaft ist laut Bauernverbandspräsident Werner Schwarz eröffnet. Er sorge sich um das Bild der heutigen Landwirtschaft in der Öffentlichkeit, so Schwarz.

Nahrungsmittelerzeugung
Nicht nur die Medienberichterstattung um den Dioxin-Fall sondern auch die von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner initiierte Diskussion über eine Charta „Landwirtschaft und Verbraucher“ machten die Bedeutung der Landwirtschaft in der Wahrnehmung der Menschen deutlich. Schwarz wertete dieses anlässlich des alljährlichen Kaminabends mit der Landespresse am Montagabend in Achterwehr allerdings als positives Zeichen.

„Landwirtschaft interessiert die Menschen und das nicht ohne Grund. Lebensmittel werden mehr denn je als Mittel zum Leben wahrgenommen.“ Dabei seien sie so günstig wie nie zuvor. Noch vor 100 Jahren habe der Verbraucher die Hälfte seines Einkommens dafür ausgegeben, heute seien es nur noch 12 Prozent. Dabei hätten sich Qualität und Verarbeitung enorm verbessert. Der Präsident betont: „Diese Leistung unserer Bauern ist nur mit einer modernen und intensiven Landwirtschaft möglich.“ Das Wunschbild über die Landwirtschaft sei aber allzu häufig von agrarromantischen Vorstellungen geprägt.

Als „unglücklich“ bezeichnete Schwarz daher die Richtung der agrarpolitischen Debatte: „Wir machen einen Fehler, wenn wir unsere landwirtschaftliche Produktion in gut und schlecht unterteilen. Natürlich erzeugen wir auch regional, saisonal, ökologisch - und das machen wir gerne. Aber es muss auch gekauft werden.“ Seiner Ansicht nach geht an einer modernen Landwirtschaft und Tierhaltung kein Weg vorbei. Diese erfülle die Verbraucherwünsche noch am besten.

Schwarz warnt die Politik, den Bogen zu überspannen: „Unsere Landwirte stehen unter einem enormen Wettbewerbsdruck. Im Gegensatz zu den Klein- und Mittelständlern im Handwerk sind wir von Weltmarktpreisen abhängig.“ Landwirte müssten ihre Betriebe ständig weiterentwickeln und vergrößern, um sie am Leben zu halten und die von der Gesellschaft geforderten Leistungen zu erbringen. Trotzdem stünden Teile der Gesellschaft und der Politik den notwendigen Betriebsgrößen skeptisch gegenüber. Schwarz: „Das funktioniert so nicht!“

Eine artgerechte und ökologisch verantwortliche Produktivitätssteigerung ist nach Aussage des Bauernpräsidenten nur über moderne und standortangepasste Technologien zu erreichen: „Moderne Landtechnik, Pflanzenschutz, Düngung, Züchtung, Tiermedizin sind verlässliche Partner des Menschen und nicht ihre Feinde.“ Schwarz kritisierte, die Befürworter einer Agrarwende wiesen keine realistischen Umsetzungskonzepte auf und bestätigte: „Zur Marktorientierung der Landwirtschaft gibt es keine Alternative.“

Er forderte, niemand, der Verantwortung trage, dürfe der Bevölkerung vorgaukeln, dass eine generell andere Landwirtschaft möglich sei. „Wir müssen vielmehr zeigen, was moderne Landwirtschaft kann.“ Der Bauernverband tue dies mit einem großen Selbstbewusstsein. Denn die Landwirte wüssten, dass es ihren Tieren gut gehe und auch den Pflanzen und dem Boden. Schwarz sagte zu: „Das werden wir in Zukunft noch weit offensiver darstellen müssen. Und ich bin mir sicher, dass die Bevölkerung diesen Weg dann auch mitgeht.“ (bvsh)
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