Aus der POLITIK kamen gemischte Reaktionen. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (
SPD) begrüßte die Entscheidung. Zunächst sollten alle Zweifel über die Umweltverträglichkeit der Mais-Linie
MON 810 ausgeräumt werden, sagte er. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast
sagte: «Die heutige Entscheidung hat
Aigner nur verkündet, entschieden haben die Verbraucher an der Kasse.» Auch Bayerns Ministerpräsident Horst
Seehofer (CSU) äußerte sich zustimmend: «Neue Studien zwingen uns dazu, die offenen Fragen erst einmal zu klären.»
Bundesforschungsministerin Annette Schavan (
CDU) dagegen bedauerte die Entscheidung. Forschung für die grüne
Gentechnik sei Teil der Hightech-Strategie der Bundesregierung. Angesichts vieler Ängste und Unsicherheiten bei den Bürgern sei eine faire Debatte über Chancen und Risiken nötig. Auch in der Unionsfraktion im
Bundestag stieß das Verbot auf Kritik. Unions-Fraktionsvize Katherina Reiche (CDU) sagte aber, das
Anbauverbot solle nicht als Grundsatzentscheidung gegen die Pflanzen-Biotechnologie in Deutschland gewertet werden. Die FDP- Gentechnik-Expertin Christel Happach-Kasan kritisierte, Aigner beuge sich dem Druck aus Bayern.
Zustimmung kam von UMWELTSCHÜTZERN. Nach Ansicht des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland
BUND sind die Verdachtsmomente, dass der Genmais Natur und Tierwelt schädigt, so zahlreich, dass ein Verbot zwingend sei. Aigner habe dem Druck großer Gentechnik- Unternehmen nicht nachgegeben. Der Naturschutzbund
NABU sprach von einem erfreulichen Kurswechsel im Landwirtschaftsministerium.
Greenpeace betonte: «Nun muss Frau Aigner auch in Brüssel gegen die Neuzulassung ähnlicher Gen-Maissorten in der EU stimmen.»
Auch ÖKO-VERBÄNDE äußerten sich positiv. Von einem «Etappensieg der Vernunft» sprach der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft. Bioland forderte, die kommerzielle Nutzung von Gentechnik in der Landwirtschaft europaweit für fünf Jahre auszusetzen.
Gegen die Anwendung von Gentechnik in der Landwirtschaft sprach sich erneut der DEUTSCHE BAUERNVERBAND aus. Dies habe mit den «äußerst schwierigen Haftungsregelungen für die Landwirte» zu tun. Wie bei der Bevölkerung gebe es auch bei den Bauern einen tiefen Graben zwischen Befürwortern und Gegnern.
Kritik kam von der WIRTSCHAFT. Die Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie befürchtete «einen herben Rückschlag für den Biotechnologie-Standort Deutschland». Der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter erklärte, die Ministerin riskiere die Spitzenposition des Forschungsstandortes Deutschland. Zudem drohten Millionen-Klagen. (dpa)