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15.01.2010 | 07:26 | Agrarmärkte  

Aigner sieht Preissteigerung für Bauern - Krise dauert

Berlin - Die Bauern werden nach Einschätzung der Bundesregierung künftig von höheren Erzeugerpreisen profitieren.

Ilse Aigner
(c) proplanta
Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) sieht dabei eine Trendwende, aber noch kein Ende der Krise in der Landwirtschaft. Bauernpräsident Gerd Sonnleitner hofft ebenfalls auf eine baldige Erholung. Zur Eröffnung der Ausstellungs-Halle des Agrarministeriums vor Beginn der 75. Grünen Woche am Donnerstagabend in Berlin hatten Greenpeace-Mitglieder gegen Gen-Kartoffeln protestiert.

«Wir sehen eine Aufhellung der Konjunktur, eine wieder stärkere Nachfrage nach Agrarrohstoffen und haben auch die begründete Hoffnung auf steigende Erzeugerpreise», sagte Aigner. «Das alles kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Situation für die Landwirtschaft insgesamt schwierig bleibt.» Ob Lebensmittel auch für Verbraucher teurer werden, ist offen. Aigner sieht mit Besorgnis auf den scharfen Wettbewerb. Bauernpräsident Gerd Sonnleitner sagte: «Wir hoffen auf durchgängig verbesserte Preise, obwohl sie sich nicht so entwickeln werden, wie wir uns das wünschen.»

Aigner will sich bei der Neuordnung der EU-Agrarfinanzen dafür einsetzen, dass deutsche Bauern auch nach 2013 starke Subventionen erhalten. «Ich werde für die Interessen der deutschen Landwirte in Brüssel kämpfen.» Es gehe um eine verlässliche Finanzgrundlage bei direkten Beihilfen und bei Mitteln für die Entwicklung ländlicher Regionen. Die Leistungen der Bauern für Klimaschutz müssten stärker unterstützt werden. Sonnleitner sagte, ein Direktausgleich sei existenziell nötig, wenn Umweltschutzauflagen für Landwirte nicht über Lebensmittelpreise honoriert würden.

Aigner will nicht für einen Verzicht von Fleisch zugunsten von mehr Klimaschutz werben. «An Verzichtsappellen beteilige ich mich nicht», sagte sie. «Zu einer gesunden Ernährung gehöre eine breite Palette. Wir haben eher ein Problem, dass wir mit Übergewicht insgesamt zu kämpfen haben.» Aigner hatte nach Weihnachten dazu aufgerufen, ausgewogen zu essen und auf die Ernährungspyramide der Deutschen Gesellschaft für Ernährung verwiesen. Darin wird nur zwei bis drei Mal Fleisch pro Woche empfohlen. Der Bauernverband hatte dies so verstanden, als hätte Aigner zum Fleischverzicht aufgerufen. Sonnleitner hält dies nun für ausgeräumt. Man könne auch in Zukunft Fleisch «ohne schlechtes Gewissen» genießen.

Greenpeace-Aktivisten protestierten mit einer überraschenden Aktion bei einem Rundgang Aigners auf der Grünen Woche gegen Gen- Kartoffeln. Sie warfen ihr Kartoffeln vor die Füße und wurden umgehend von Sicherheitskräften aus der Messehalle geführt. Die Landwirtschaftsministerin ließ ihre Haltung für eine industrielle Zulassung der Gen-Kartoffel Amflora offen. «Die EU-Kommission kann allein entscheiden über den Anbau», sagte Aigner. Für den Forschungsanbau in Deutschland hatte sie grünes Licht gegeben.

Grünen-Fraktionschefin Renate Künast forderte Strafen für mangelnden Umweltschutz. «Die Zahlungen müssen drastisch gesenkt werden», sagte Künast der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Die volle Höhe soll nur bekommen, wer ökologische Kriterien erfüllt.» Die Ex- Verbraucherministerin forderte auch eine Klimaschutz-Kennzeichnung von Produkten. «Ein Öko-Label muss Pflicht werden.» Aigner verlangte mehr Klimaschutz der Bauern weltweit. «Jedes Land muss konkrete Maßnahmen definieren.» Der Agrarministergipfel am Samstag mit rund 50 Ländervertretern sei «der erste Schritt» nach dem UN-Klimagipfel in Kopenhagen. Dort soll eine weltweite Klimaschutzinitiative gestartet werden. (dpa)
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