Doch „ich bin davon überzeugt, dass wir am Ende gestärkt aus der Krise kommen können, weil wir im europäischen Vergleich eine stärkere Wettbewerbskraft haben.“ Dies sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, im Interview mit der Fuldaer Zeitung. Zurzeit würden die Landwirte bei allen Produkten unter Preisrückgängen leiden. Um die Folgen der
Wirtschaftskrise zu verringern, müsste der Absatz vorangetrieben werden, „wo ein direktes Ergebnis erkennbar ist“.
Auch sprach sich
Sonnleitner für ein Bündel an Gesamtmaßnahmen aus, die unternehmerisch umzusetzen seien. Wesentlich sei eine nachhaltige Entlastung der Betriebe in dieser Krise. „Vor allem müssen wir bei Kostennachteilen entlastet werden, die uns im europäischen Wettbewerb zurückwerfen. Das ist zum Beispiel der Steuersatz beim Agrardiesel“, betonte der DBV-Präsident.
Sonnleitner wies im Interview darauf hin, dass für Agrardiesel ein deutscher Bauer 40 Cent pro Liter zahlt, ein französischer unter ein Cent. Dadurch entstünden erhebliche Wettbewerbsnachteile für die deutschen Bauern. Der
Bauernverband sei enttäuscht vom jüngsten Treffen der Koalitionsspitze. Die
SPD habe sich einer Senkung bei Agrardiesel total verweigert. Auch die unionsgeführten Länder wären keine offensiven Kämpfer gewesen, einzig die CSU habe sich massiv für die Bauern eingesetzt.
Deshalb sei lediglich ein Kompromiss herausgekommen, „der für uns absolut unbefriedigend ist. Aber wir werden keine Ruhe geben, um den Agrardiesel-Nachteil zu beenden“, betonte Sonnleitner. Er wies in diesem Zusammenhang auf die große volkswirtschaftliche Bedeutung der Landwirte hin. Die Landwirtschaft mache zusammen mit den vor- und nachgelagerten Bereichen und der mittelständischen innovativen Ernährungswirtschaft insgesamt 15 Prozent des Bruttosozialprodukts aus.
Zur Zukunft der
Milchquote machte Sonnleitner deutlich, dass die Quote im Jahr 2015 in Europa weg sein wird. Wer sagt, diese Entscheidung könne man rückgängig machen, der müsse die Systematik Europas hinterfragen. Aus diesem Grund seien alle Überlegungen, ob man für oder gegen eine Quote ist, obsolet. „Deshalb müssen wir die Zeit jetzt nutzen, um im klassischen Wettbewerb zurechtzukommen. Dazu müssen wir auf den Märkten stark sein und unsere Molkereien müssen sich besser aufstellen“, sagte Sonnleitner. Ebenso müssten benachteiligte Regionen in ihrer Wettbewerbskraft durch flankierende Maßnahmen wie zum Beispiel die Ausgleichszahlungen für benachteiligte Agrargebiete gestärkt werden. Nach Einschätzung Sonnleitners kann dies mit Preisgerüsten oder einem Milchboard nicht funktionieren.
Über den Berufsnachwuchs äußerte sich Sonnleitner zuversichtlich. „Wer heute in die Landwirtschaft einsteigt, ist motiviert und wird gut ausgebildet“, betonte der DBV-Präsident. Jeder junge Mensch habe die besten Perspektiven für den Beruf, wenn er überzeugt sei von seiner Berufswahl und seinen Beruf liebe. „Denn das ist für mich die entscheidende Frage, um auch Durststrecken wie jetzt zu überstehen und dabei seine Lebensfreude zu erhalten“, zeigte sich Sonnleitner überzeugt. Er wies darauf hin, dass es bei der Ausbildung in den grünen Berufen Zuwächse von teilweise zehn Prozent gegeben habe.
Der Berufsstand müsse deshalb alles daran setzen, Zukunftsperspektiven gerade für die junge Generation in der Landwirtschaft durch verlässliche Rahmenbedingungen zu sichern. (DBV)