Das warme Wetter im Frühjahr sorgte für durstige Kehlen und bescherte der Branche erstmals seit 2007 wieder steigende Nachfrage in einem ersten Halbjahr. «Es wäre schön, wenn wir nach dem verregneten Juli im Gesamtjahr plus minus Null rauskommen», sagte der Geschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Peter Hahn, am Donnerstag in Berlin. Für die Brauer wäre dies ein Erfolg, denn im Schnitt sinkt der
Bierkonsum jährlich um 1,5 Prozent.
Im ersten Halbjahr setzten Brauereien und Bierlager rund 49,5 Millionen Hektoliter des Gerstensaftes ab - 1 Prozent oder 0,5 Millionen Hektoliter mehr als im Vorjahreszeitraum, wie das Statische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Zuletzt hatte es im ersten Halbjahr 2007 ein Plus von 0,5 Prozent gegeben. Der Inlandsabsatz stieg von Januar bis Ende Juni leicht um 0,2 Prozent auf 41,4 Millionen Hektoliter. Den letzten Zuwachs gab es hier 2006. Steuerfrei gingen insgesamt 8,1 Millionen Hektoliter (plus 5,3 Prozent) in den Export und als sogenannter Haustrunk an die Beschäftigten von Brauereien.
Zunächst hoffte die Branche nach dem guten Start sogar auf ein Absatzplus in diesem Jahr. «Doch der verregnete Juli wird den Zuwachs in den ersten sechs Monaten wohl zunichtemachen», sagte Hahn. Mittel- und langfristig müsse sich die Branche auf einen weiter schrumpfenden Biermarkt einstellen. Grund sei die demografische Entwicklung. «Deutschland wird weniger und älter«, sagte Hahn.
Den höchsten Absatz verzeichneten die Brauer im ersten Halbjahr in Nordrhein-Westfalen und Bayern. Im bevölkerungsreichsten Bundesland stieg die Nachfrage um 0,5 Prozent auf 12,1 Millionen Hektoliter, in Bayern legte sie um 1,8 Prozent auf 10,8 Millionen Hektoliter zu. Den stärksten Zuwachs gab es in Hessen (plus 12,2 Prozent auf 1,6 Millionen Hektoliter). In der
Weinregion Rheinland-Pfalz/Saarland tranken die Menschen ebenfalls mehr Bier als im ersten Halbjahr 2010.
Der Absatz stieg um 3,2 Prozent auf 3,7 Millionen Hektoliter. Einen deutlichen Rückgang um 7,7 Prozent auf 1,9 Millionen Hektoliter gab es dagegen in Berlin/Brandenburg.
Die großen Biermarken haben einer Studie zufolge im ersten Halbjahr fast durch die Bank hinweg Marktanteile gewonnen. Von den 10 absatzstärksten Biermarken seien 9 stärker gewachsen als der deutsche Biermarkt, wie aus dem Ranking von «Inside» hervorgeht. Die höchsten Absatzzuwächse im Inland erzielten laut dem Fachmagazin Hasseröder (11,9 Prozent), Erdinger (7,3 Prozent) und Beck's (7 Prozent). Auch Veltins (6 Prozent) und Radeberger (5,9 Prozent) hätten kräftig zugelegt.
Bei den starken Ausschlägen spielten verschiedene Faktoren eine Rolle, sagte «Inside»-Chefredakteur Niklas Other. Einer davon seien die zahlreichen Aktionsangebote der Handelsketten. Dadurch griffen die Verbraucher bei der einen oder anderen Marke verstärkt zu. Bei einzelnen Marken glichen sich Rückgänge des Vorjahres mit den Zuwächsen der ersten sechs Monaten aus. (dpa)