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26.04.2015 | 14:03 | Energie vom Meer 

Besser spät als nie - Offshore-Windenergie kommt endlich in Schwung

Hamburg - Die Nordsee wird zum Kraftwerk für die deutsche Stromversorgung. Nach Pleiten und Pannen, Kinderkrankheiten und Netzproblemen nehmen jetzt immer mehr Windparks vor der Nordseeküste ihren Betrieb auf.

Offshore-Windenergie
Vor fünf Jahren ging «alpha ventus» in Betrieb, der erste Windpark vor der deutschen Nordseeküste. Nach schleppendem Anlauf leistet die Offshore-Windenergie in diesem Jahr erstmals einen nennenswerten Beitrag zur Energiewende. (c) proplanta
Am nächsten Donnerstag (30.4.) wird «DanTysk» an der deutsch-dänischen Grenze offiziell in Betrieb genommen.

Zu der Festveranstaltung in Hamburg haben sich auch Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und sein schwedischer Amtskollege Mikael Damberg angesagt. Betreiber des Windparks 70 Kilometer westlich von Sylt sind der schwedische Staatskonzern Vattenfall und die Stadtwerke München.

Die Feierstunde fällt fast genau zusammen mit einem Jahrestag. Vor fünf Jahren (27.4.) ging der erste deutsche Offshore-Windpark «alpha ventus» ans Netz. So lange hat es gedauert, bis die Branche richtig in Schwung gekommen ist. Nun geht es Schlag auf Schlag. In wenigen Wochen geht «Nordsee Ost» in Betrieb. Im Sommer und später folgen dann «Global Tech 1», «Borkum Riffgrund 1», «Butendiek», «Amrumbank West», der erste kommunale Windpark «Trianel Windpark Borkum» und in der Ostsee «Baltic 2».

Bei vielen dieser Windparks drehen sich bereits etliche Rotoren im Wind und liefern im Probebetrieb Strom ins Netz. Damit wird 2015 zu dem Jahr, in dem die Offshore-Windenergie den Durchbruch schafft zu einem wichtigen Baustein der deutschen Energieversorgung.

Ende des vergangenen Jahres lieferten knapp 260 Windkraftanlagen mit einer Leistung von 1.050 Megawatt Strom ins deutsche Netz. «Bis zum Ende des laufenden Jahres wird sich die Leistung ungefähr auf 3.000 Megawatt verdreifachen», sagt Sebastian Sahm von der Stiftung Offshore-Windenergie. Das entspricht ungefähr der Leistung von zwei großen Atomkraftwerken wie zum Beispiel Brokdorf.

«Die Betreiber der Windparks werden bis zum Jahresende rund zehn Milliarden Euro in den Ausbau der Offshore-Windenergie investiert haben», heißt es beim Bundesverband Windenergie. Jeder Windpark kostet ungefähr eine Milliarde Euro. Das macht sich auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar; die Branche beschäftigt inzwischen rund 19.000 Mitarbeiter.

Die Investitionsentscheidungen für die Windparks, die jetzt ans Netz gehen, wurden schon vor Jahren getroffen. Unter den Regeln des EEG erhalten die Betreiber für jede Kilowattstunde Strom acht Jahre lang 19 Cent. Zum Vergleich: An der Strombörse kostet die Kilowattstunde drei Cent. Mit der üppigen Vergütung können die Betreiber die hohen Investitionen wieder hereinbekommen und ihre Kapitalkosten senken. Diese Subvention bezahlen die Stromkunden über die EEG-Umlage. Bislang hat die Offshore-Windenergie hier kaum zu Buche geschlagen, doch das könnte sich bald ändern.

Das Ziel der Bundesregierung von 6.500 Megawatt Offshore-Leistung bis zum Jahr 2020 ist angesichts der bisher genehmigten und bereits finanzierten Projekte wohl ohne größere Probleme erreichbar. Der dänische Energiekonzern Dong Energy hat gerade mit dem Bau von «Gode Wind 1 und 2» begonnen, mit 582 Megawatt Leistung der größte deutsche Windpark. Weitere Projekte anderer Betreiber sind bereits in Arbeit oder in der Pipeline.

Nach 2020 soll die Gesamtkapazität der Windkraftanlagen auf See innerhalb von zehn Jahren auf 15.000 Megawatt wachsen. Das entspricht zwei neuen Windparks pro Jahr. «Das finden wir nicht ehrgeizig genug», sagt Sahm. Bundesminister Gabriel hatte bei der Erneuerung des EEG im vergangenen Jahr die Ausbauziele für die Offshore-Windenergie deutlich reduziert, um die Kosten und damit auch die Strompreise im Zaum zu halten.

Gemessen an der installierten Leistung und der Zahl der Offshore-Windkraftwerke ist Deutschland nun auf den dritten Platz in Europa vorgerückt, hinter dem deutlichen Marktführer Großbritannien und Dänemark. «Das ist ein internationales Geschäft, sowohl für die Betreiber, als auch für die Hersteller und Zulieferer», sagt Iris Franco Fratini von Dong Energy.

Mit ihren wachsenden Aktivitäten hätten sich die deutschen Anbieter eine gute Position für den Wettbewerb auf den Weltmärkten geschaffen. Nun komme es darauf an, große Projekte umzusetzen und die Windparks in Serie zu bauen. Denn die Kosten sollen in den nächsten Jahren um 40 Prozent sinken - und das geht nur mit großen Stückzahlen. (dpa)
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