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10.03.2011 | 07:34 | Biosprit E10 

Biosprit aus Pflanzen - Segen für die Kasse, Fluch für die Umwelt?

Buenos Aires - Wo früher Rinder grasten oder Bäume wurzelten, wächst in Argentinien heute immer öfter Soja.

Biokraftstoff
(c) proplanta
Es ist das wichtigste Agrarerzeugnis des Landes - und ein Exportschlager. Fast die gesamte Sojaernte wird in Form von Bohnen, Mehl, Ölen oder auch als Biosprit exportiert, der dort zu 99 Prozent aus Sojaöl gewonnen wird. Das ist ein besonders gutes Geschäft: So liegt die Ausfuhrsteuer für Biodiesel 12 Prozentpunkte niedriger als die für Sojaöl. Umweltschützer halten den Trend allerdings für gefährlich.

Biodiesel sei umweltfreundlich, schwefelfrei und schaffe Arbeitsplätze im Land, argumentiert der Präsident der argentinischen Kammer für erneuerbare Energien, Carlos St. James. «Wir befinden uns am Beginn einer Industrie, die eine Menge Gewinn bringen wird, weit über die bloße Tatsache hinaus, dass die Leute viel Geld damit verdienen werden.»

Die Produktion boomt: Die landesweit 23 Anlagen erzeugten im vergangenen Jahr 1,9 Millionen Tonnen Biodiesel, das sind 51 Prozent mehr als noch 2009. Durch den Einsatz zweier neuer Anlagen soll dieses Jahr die Produktion auf 3,1 Millionen Tonnen weiter ansteigen. Zum Vergleich: Die in dieser Woche eröffnete weltgrößte Biodieselanlage in Singapur soll jährlich 800.000 Tonnen Kraftstoff herstellen, vor allem aus Palmöl aus Malaysia und Indonesien.

Angesichts des exzessiven Soja-Anbaus schlagen Umweltschützer nun Alarm. «Biodiesel aus Soja ist keinesfalls nur gut, sondern schadet der Umwelt erheblich», erklärt Hernán Giardini, Koordinator der Kampagne «Klima und Wälder» von Greenpeace Argentinien. Zwischen 1998 und 2008 musste alle zwei Minuten ein Hektar Wald den Soja-Äckern weichen. «Eines der größten Umweltdesaster des vergangenen Jahrzehnts», meint Giardini.

Auch Rinderweideflächen, Mais- und Sonnenblumenfelder werden in Sojaplantagen umgewandelt. Fast alle der in Argentinien genutzten Soja-Sorten sind genetisch verändert, werden meist als Monokultur angebaut und entziehen der Erde besonders viele Nährstoffe, moniert Greenpeace. Die Umweltschützer fordern, dass keine Wälder mehr für neue Anbauflächen gerodet werden. Außerdem müsse die gesamte Produktionskette, einschließlich des Transports, auf ihre Umweltbilanz abgeklopft werden. Nur wenn der CO2-Ausstoß vom Feld bis zum Tank mindestens 50 Prozent unter dem traditioneller Kraftstoffe liege, sei das Geschäft auch für die Umwelt ein Erfolg.

Argentinien exportiert 1,3 der insgesamt 1,9 Millionen Tonnen Biosprit - vor allem in die Europäische Union. Die verbleibenden 600 000 Tonnen sind für den Heimatmarkt bestimmt, um den staatlich festgelegten Mindestanteil von sieben Prozent Biokraftstoff im Diesel zu erreichen. Deutschland führt die Weltrangliste der Produktion von Biosprit an, gefolgt von Frankreich, Brasilien und Argentinien.

Die tatsächliche Umweltfreundlichkeit von Biodiesel ist auch ein Aspekt der EU-Nachhaltigkeitsverordnung. Die sieht unter anderem die ausschließliche Einfuhr von Biodiesel mit einem um 35 Prozent verringertem CO2-Ausstoß vor. «Doch das ist nicht genug», sagt Waldexpertin Corinna Hölzel von Greenpeace Deutschland. So blieben zum Beispiel soziale Aspekte völlig unberücksichtigt. Bis Juli dieses Jahres will die EU-Kommission einen Änderungsvorschlag der Verordnung vorlegen. (dpa)
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