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30.06.2021 | 12:46 | Gaspreisvergleich 

Drehen Gasversorger wieder an der Preisschraube?

Berlin - Während Deutschland bei den Preisen für Haushaltsstrom Spitzenreiter in Europa ist, zahlen Verbraucher für Gas zum Heizen und Kochen etwas weniger als im europäischen Durchschnitt.

Gasversorgung
Der neue C02-Preis macht das Heizen teurer. Beim Gas haben Marktbeobachtern zufolge viele Versorger an der Preisschraube gedreht. Beim Blick über die Landesgrenzen zeigt sich, dass Gas in Deutschland vergleichsweise günstig ist. (c) Michael Shake - fotolia.com
Nach Zahlen des EU-Statistikamts Eurostat lag der Gaspreis im zweiten Halbjahr 2020 mit durchschnittlich 6,2 Cent pro Kilowattstunde im Mittelfeld. In der Europäischen Union kostete die Kilowattstunde im Schnitt knapp 7,0 Cent.

Setzt man die Gaspreise ins Verhältnis zur jeweiligen Kaufkraft, gehörte Deutschland zu den günstigsten Ländern. Den Eurostat-Zahlen zufolge war Gas in Spanien, Portugal und Italien relativ am teuersten.

Seit Januar hätten 440 Grundversorger ihre Preise um durchschnittlich 6,5 Prozent angehoben, berichtete das Vergleichsportal Check24 am Mittwoch. Ein Musterhaushalt habe im Juni für einen Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden im Schnitt 1.289 Euro zahlen müssen. Die gleiche Menge Gas habe bei Preisen vom Januar noch 1.247 Euro gekostet. Das sei ein Plus von 3,4 Prozent. Das Vergleichsportal Verivox hatte kürzlich eine ähnliche Preisentwicklung ermittelt.

Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland zahlten derzeit nicht zuletzt wegen der CO2-Abgabe Rekordpreise für Gas, sagte Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei Check24. Durch die seit Jahresbeginn fällige Abgabe zahle der Musterhaushalt dieses Jahr 119 Euro mehr. Mittel- und langfristig werde Gas aufgrund der negativen Klimabilanz noch teurer.

Seit Anfang 2021 ist in Deutschland eine Abgabe von 25 Euro je Tonne ausgestoßenem Kohlendioxid (CO2) fällig, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht. Eine vor Wochen erzielte Einigung der Bundesregierung zur hälftigen Entlastung der Mieter bei den Zusatzkosten fürs Heizen war am Veto der Unionsfraktion gescheitert.

Noch kräftiger als bei Gas ist der Preisanstieg beim Heizöl. Das Info-Portal Tecson ermittelte am Mittwoch einen bundesweiten Durchschnittspreis von 71,80 Euro für 100 Liter bei einer Abnahme von 3.000 Litern. Im November vergangenen Jahres gab es noch ein Preistief von 38,70 Euro für 100 Liter. Im längeren Vergleich sind die aktuellen Heizölpreise aber nicht ungewöhnlich hoch. Im November 2018 hatten sie mit rund 88 Euro je 100 Liter noch höher gelegen.

Mit der Konjunkturerholung steigt weltweit die Nachfrage nach Rohöl, das treibt den Preis nach oben. Auch am Mittwoch sind die Ölpreise gestiegen. Bei einem Treffen am Donnerstag will der Ölverbund Opec+ darüber beraten, ob die Fördermenge ab August angehoben wird. 

Der Preisanstieg bei Haushaltsenergie hat auch die Inflationsrate in Deutschland nach oben getrieben. Das Statistische Bundesamt hatte für Mai einen Anstieg der Preise für leichtes Heizöl um 35,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat ermittelt, bei Erdgas betrug das Plus 2,2 Prozent. Strom lag dagegen um 0,1 Prozent unter dem Vorjahreswert. Im Juni haben die Energiepreise insgesamt, also einschließlich Kraftstoffen, nach vorläufigen Daten gegenüber dem Vorjahresmonat um 9,4 Prozent zugelegt.
dpa
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