Eine entsprechende Verordnung werde gerade mit Umweltminister Sigmar Gabriel (
SPD) abgestimmt, sagte
Seehofer am Montag zum Auftakt einer zweitägigen EU-Konferenz über nachwachsende Rohstoffe in Nürnberg. «Beim Gas wollen wir eine stärkere Dezentralisierung praktizieren, keine Oligopolisierung oder gar Monopolisierung», sagte Seehofer. Die Widerstände einiger Konzerne gegen die Einspeisung von Biogas in ihre Netze halte er für «nicht unüberwindbar».
Gleichzeitig denke er über eine staatliche Förderung beim Bau von Leitungsnetzen nach, die Biogasanlagen mit den Netzen der Gaskonzerne verbinden. «Ich bin der Überzeugung, dass wir diese Netze als Infrastruktur genauso in die Förderung aufnehmen müssen wie den Bau von Straßen im ländlichen Raum», unterstrich Seehofer. Viele Biogasanlagen würden erst mit einer Einspeisungsmöglichkeit rentabel. Gleichzeitig müsse auch die bei der Biogasgewinnung freiwerdende Abwärme stärker genutzt werden.
In den kommenden Jahren strebt Seehofer eine deutliche Vergrößerung der landwirtschaftlichen Anbaufläche für nachwachsende Rohstoffe an, die jetzt bei 13 Prozent liege. «Das Thema eignet sich für eine Verdoppelung. 25 Prozent sind da drin», sagte der Agrarminister. Ein geplanter Biomasse-aktionsplan, der derzeit zwischen verschiedenen Ministerien abgestimmt werde, solle künftig Forschung und Anbau finanziell unterstützen.
Er sehe darin eine neue wichtige Erwerbsquelle für die Land- und Forst-wirtschaft, die das Selbstverständnis dieser Wirtschaftszweige grundlegend verändern werde. «Der Land- und Forstwirtschaft wird zum Energiewirt», sagte Seehofer. Für den Anbau nachwachsender Rohstoffe sollten stillgelegte
Agrarflächen genutzt werden. Angesichts einer 130- bis 140-prozentigen Selbstversorgung bei Nahrungsmitteln sehe er keine Konkurrenz zwischen Rohstoff- und Nahrungsmittelanbau.
Der frühere Direktor des UN-Umweltprogramms UNEP, Klaus Töpfer, forderte unterdessen von der Europäischen Union klare Regeln für die Nutzung nachhaltiger Rohstoffe. Energiegewinnung und die damit verbundene Umweltschädigung dürfe nicht aus dem Auge verloren werden.
Bei der Tagung beraten rund 250 Fachleute aus 27 EU- Mitgliedsländer bis Dienstag über den verstärkten Anbau nachwachsender Rohstoffe wie Kartoffeln, Mais, Weizen, Raps, Holz oder wärmedämmende Pflanzenfasern. Veranstalter ist das Bundeslandwirtschaftsministerium. Deutschland will während seiner EU-Ratspräsidentschaft weitere Impulse zur Förderung nachwachsender Rohstoffe geben, hieß es in der Einladung. (dpa)