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09.03.2007 | 17:45 | Biowaffe 

Ethanol als US-Biowaffe gegen Linkspopulisten Chávez

Sao Paulo/Buenos Aires - Bisher schien kein Kraut gegen den zunehmenden Einfluss des linkspopulistischen US-Gegners Hugo Chávez in Lateinamerika gewachsen zu sein.

Ethanol
(c) proplanta
Doch nun soll dem Präsidenten Venezuelas und seiner Bewegung für einen linken Subkontinent mit Hilfe von Bioethanol aus Zuckerrohr Einhalt geboten werden. Dies ist zumindest nach Einschätzung politischer Beobachter eines der Motive von US-Präsident George W. Bush, der am Freitag mit seinem brasilianischen Amtskollegen Luiz Inacio Lula da Silva vor allem über die gemeinsame Förderung der Ethanol-Produktion gesprochen hat. Zuckerrohrschnaps quasi als «Biowaffe» gegen Petrodollars von Chávez.

Bush drückte sich am Freitag in Brasilien gewählter aus. «Es liegt im Interesse der USA, dass die Länder der Region in Sachen Energie Selbstversorger werden und nicht von anderen abhängig bleiben», sagte er. Zudem komme dem Kraftstoff aus nachwachsenden Rohstoffen angesichts des Klimawandels eine wachsende Bedeutung zu, betonte Bush, der sich zum «Steward der Umwelt» erklärte.

Für Brasilien hingegen stellt die Ethanol-Produktion vor allem ein enormes Wirtschaftspotenzial dar. Für die kommenden Jahre sind Milliarden-Investitionen geplant und das Land hofft nun auf zusätzliche US-Investitionen. Zusammen mit den USA produziert der südamerikanische Gigant schon jetzt mehr als 70 Prozent des weltweit erzeugten Ethanols.

Die Jahresproduktion Brasiliens liegt derzeit bei 16 Milliarden Litern Ethanol, von denen der größte Teil als Kraftstoff für Autos eingesetzt wird. Benzin in dem Land enthält bereits 23 Prozent Ethanol. Unter Tropenbedingungen relativ billig produziert kann Ethanol mit fossilen Kraftstoffen konkurrieren. Das schon vor Jahrzehnten begonnene Projekt trägt jetzt Früchte. Brasilien konnte seine Abhängigkeit von den teuren Rohölimporten deutlich verringern. Zudem wird für die Erzeugung von Ethanol aus Zuckerrohr in Brasilien sehr viel weniger fossile Energie verbraucht als zum Beispiel in Europa. Deshalb werden auch die CO2-Emissionen entsprechend stärker reduziert, die Klimabilanz verbessert sich.

Allerdings hat die Erfolgsstory auch Schattenseiten. Der Landverbrauch für den Anbau von immer mehr Zuckerrohr ist extrem hoch. Außerdem warnen Umweltschützer vor den negativen Folgen der Monokulturen für die Bodenfruchtbarkeit. Zudem bestehe die Gefahr, dass immer größere Teile des Regenwaldes für die Zuckerrohrplantagen gerodet würden. Ein erhöhter Einsatz von Pestiziden schlägt ebenso negativ zu Buche wie die Beeinträchtigung des Grundwassers und die Verdrängung von Kleinbauern zugunsten großer agroindustrieller Unternehmen. Für Unruhe sorgt in Brasilien auch, dass zunehmend ausländisches Kapital in die Branche drängt. Erhoffte Jahresrenditen von bis zu 20 Prozent des eingesetzten Kapitals locken.

Ein latenter Konflikt gerade in Ländern wie Brasilien mit einer Armutsrate von etwa 30 Prozent schwelt auch zwischen der Pflanzenproduktion für Treibstoffe und der Lebensmittelerzeugung. Je größer der Bedarf an Biokraftstoffen, desto teurer könnten Grundnahrungsmittel werden. Einen Vorgeschmack auf künftige Konflikte gab es vor gut einem Monat in Mexiko, der letzten Station der Bush- Reise. Zehntausende Menschen protestierten damals gegen die Verteuerung des Fladenbrotes Tortilla unter anderem durch den Einsatz von Maismehl zur Herstellung von Biotreibstoff in den USA. Solche Konflikte wären dann wieder ein gefundenes Fressen für Chávez und seine Revolutions-Rhetorik. (dpa)
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