Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
14.03.2011 | 16:17 | Atomunfall 

In drei Fukushima-Reaktoren droht eine Kernschmelze

Tokio - Der Kampf um das Atomkraftwerk Fukushima Eins hält die Welt in Atem: Jetzt droht in drei Reaktoren eine Kernschmelze, wie Regierungssprecher Yukio Edano am Montag der Nachrichtenagentur Kyodo sagte.

Atomenergie
(c) proplanta

Im Reaktorblock 2 könnte die Kernschmelze bereits begonnen haben, sagte die Betreibergesellschaft Tepco. Dort ragten die Brennstäbe am Abend aus dem Wasser heraus, nachdem es zu Problemen mit einem Ventil gekommen war, wie die Betreibergesellschaft Tepco mitteilte. Daraufhin pumpten Techniker erneut große Mengen Meerwasser in die Anlage.

Am späten Abend (Ortszeit) wurde am Haupttor des Atomkraftwerks eine erhöhte Radioaktivität von 3.130 Mikrosievert gemessen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo meldete - dies sei doppelt so hoch wie der zuvor gemessene Höchstwert. Die Kühlung des Reaktors 2 brach am Montag mehrfach zusammen - jedes Mal gelang es den Technikern der Betreiberfirma Tepco, wieder Meerwasser in die Kammern mit den vier Meter hohen Brennstäben zu pumpen. Zuvor hatte es um 11.00 Uhr Ortszeit (03.00 Uhr MEZ) eine zweite Wasserstoffexplosion gegeben: Diesmal war Reaktorblock 3 betroffen. Sieben Arbeiter wurden verletzt und fünf verstrahlt, wie Kyodo berichtete.

Mit einer Kernschmelze steigt die Gefahr, dass der Druckbehälter beschädigt und hochgradig radioaktives Material aus dem Reaktor-Inneren freigesetzt wird. Deshalb sei es außerordentlich wichtig, die Brennstäbe möglichst schnell wieder abzukühlen, betonte Sven Dokter von der Deutschen Gesellschaft für Reaktorsicherheit im dpa-Gespräch. Bei einer vollständigen Kernschmelze mit extrem hohen Temperaturen und hohem Druck sei nicht auszuschließen, dass sich die heiße Masse durch den Boden des Druckbehälters fresse. Treffe sie später auf Grundwasser, könnte es zu einer verheerenden Dampfexplosion kommen.

Nach einem heftigen Nachbeben und einer neuen Tsunami-Warnung wurde das Unglücks-Atomkraftwerk in Fukushima am Montag von einer zweiten Wasserstoffexplosion - diesmal in Reaktor 3 - erschüttert. Die Betonhülle des Gebäudes wurde beschädigt. Nach Informationen von Greenpeace enthält der Reaktor 3 das besonders gesundheitsgefährdende Plutonium. Nach Angaben der japanischen Behörden blieb der Reaktor selbst intakt. Am Samstag war es zu einer ähnlichen Explosion in einem Gebäude des Reaktors 1 gekommen.

Die US-Marine setzte den Hilfseinsatz ihrer Schiffe vor der japanischen Küste wegen einer leichten Verstrahlung vorübergehend aus. In der Umgebung, an Hubschraubern und bei ihren Besatzungsmitgliedern sei eine geringe Dosis Radioaktivität festgestellt worden, teilte die US-Marine mit. Der Flugzeugträger «USS Ronald Reagan» und andere Schiffe der Siebten Flotte seien daraufhin an eine andere Stelle beordert worden, um nicht mehr dem Wind aus Richtung des beschädigten Atomkraftwerks Fukushima ausgesetzt zu sein.

Zuvor hatte die «New York Times» unter Berufung auf US-Regierungskreise geschrieben, das Schiff sei durch eine von einem japanischen Atomkraftwerk ausgehende «Wolke» gefahren. Mehrere Crew-Mitglieder hätten binnen einer Stunde eine Monatsdosis Strahlung abbekommen. Dazu erklärte die Marine, die Seeleute auf den Schiffen seien einer geringeren Strahlung ausgesetzt gewesen als einer Monatsdosis. Strahlung war den Angaben zufolge auch bei 17 Mitgliedern von Helikopterbesetzungen nach ihrer Rückkehr von Hilfseinsätzen nahe der schwer getroffenen Stadt Sendai festgestellt worden. Es habe sich aber um eine kleine Dosis gehandelt.

Probleme mit der Kühlung gibt es auch im rund zwölf Kilometer entfernten Atomkraftwerk Fukushima Zwei. Dort arbeiten Experten an der Wiederherstellung der Kühlung von zwei Reaktoren. Bisher habe man bei keinem der vier Reaktoren Druck abgelassen, teilten die japanischen Behörden der Internationalen Atomenergieorganisation IAEA mit. Zudem versagte im AKW Tokai am Sonntag (MEZ) eine Pumpe für das Kühlsystem. Die Anlage steht nur rund 120 Kilometer nordöstlich von Tokio. Derweil legten die Botschaften mehrerer EU-Staaten ihren Bürgern nahe, Japan zu verlassen.

Die Bundesregierung stellte als Reaktion am Montag die erst im Herbst beschlossenen längeren Laufzeiten infrage. Unklar blieb am Montag zunächst, ob Schwarz-Gelb als Reaktion auf die Atomkatastrophe in Japan seine Beschlüsse zur Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke insgesamt aussetzen will oder nur für einzelne Anlagen. Diese könnten dann wohl sofort abgeschaltet werden. Die Ministerpräsidenten mit Atomstandorten wollen sich an diesem Dienstag mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) treffen. (dpa)

Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet