Im Einkauf an der Strombörse würde der Preis zwischen 1,70 und 5 Euro je Megawattstunde steigen, ergeben Berechnungen von zwei großen Energieversorgern, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Was dies für die Haushalte bedeuten würde, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Kilowattstunde könnte aber etwas teurer werden.
Am Dienstag lag der Börsenpreis für Strom zeitweise bei knapp 50 Euro die Megawattstunde, an vielen Tagen sind es aber nur 35 bis 40 Euro. Übertragen auf die für Verbraucher relevante Kilowattstunde sind das 3,5 bis 5 Cent. Mit den ganzen Kosten für Transport, Vertrieb, Abgaben Steuern und Ökostrom-Umlage zahlen die Verbraucher als Endkundenpreis derzeit rund 29 Cent je Kilowattstunde.
Zusammen mit dem Bundeswirtschaftsministerium wurde das Szenario einer Stilllegung von rund zehn Braun- und Steinkohlekraftwerken mit einer Leistung von 10.000 Megawatt durchgespielt. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (
SPD) will aber nicht zwangsweise einschreiten.
Dennoch hält er offiziell daran fest, dass bis 2020 das Ziel von 40 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als 1990 noch zu schaffen ist. Fachleute halten dafür das Stilllegen einiger Kohlekraftwerke für notwendig. Derzeit gibt es Überkapazitäten, allerdings könnte sich bis 2022 wegen des Atomausstiegs ein Engpass ergeben.
Durch steigende Börsenstrompreise würden Erzeuger mit anderen Kraftwerken zwar mehr als bei den derzeitigen Überkapazitäten verdienen. Aber Verhandlungen über freiwillige Abschaltungen blieben bisher ohne Erfolg. Denn auch wegen eines hohen Stromexports lässt sich mit Kohlekraftwerken noch gutes Geld verdienen. Umweltschützer verweisen darauf, dass Kohlestrom nur vordergründig billig sei - nicht eingerechnet seien die Kosten durch Umwelt- und Klimaschäden.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) warb für den Erhalt von Kohlekraftwerken. Ihre Landesregierung stehe dazu, «dass es in NRW für die nächsten Jahrzehnte noch Kohlekraftwerke geben wird», sagte sie dem «Handelsblatt». Aus NRW kommen die beiden großen Versorger
RWE und Eon, die stark auf fossile Energien setzen.
Grünen-Chefin Simone Peter meinte in der «Rheinischen Post» mit Blick auf Angela Merkel: «Da würde ich mir ein Machtwort der Kanzlerin gegenüber den Kohlefreunden erwarten: Wir steigen schrittweise aus der Kohle aus und legen dafür einen konkreten Plan vor.»