«Insbesondere die Nord-Süd-Gleichstromverbindungen von Emden nach Philippsburg, von Wilster nach Grafenrheinfeld und von Wolmirstedt nach Gundremmingen haben sich wiederum als notwendig erwiesen», sagte der Präsident der für den Netzausbau zuständigen Bundesbehörde, Jochen Homann, jetzt.
Die vier Übertragungsnetzbetreiber hatten nach den kontroversen Diskussionen um die Notwendigkeit der drei geplanten großen Stromtrassen von Nord- und Ostdeutschland nach Baden-Württemberg und Bayern ihre Pläne noch einmal überarbeitet - und die Netzagentur dies anschließend geprüft. Das Ergebnis: Keine der drei Leitungen ist nach Einschätzung der Bundesbehörde verzichtbar. «Der Bedarf wird durch die Prüfungsergebnisse der Bundesnetzagentur zum wiederholten Mal klar belegt», sagte Homann. Zwei dieser geplanten Leitungen sollen durch Bayern führen: der SuedLink von der Nordseeküste ins unterfränkische Grafenrheinfeld und die Ost-Süd-Trasse von Sachsen-Anhalt nach Schwaben.
Die Staatsregierung will sich davon nicht beeindrucken lassen. Wirtschaftsministerin Ilse
Aigner (CSU) stellte fest, dass das letzte Wort die Politik hat: «Die Bundesnetzagentur hat ihre Sicht», sagte Aigner auf Anfrage. «Die Entscheidung fällt aber in der Koalition bis Juni, so wie es vereinbart wurde im Gesamtpaket: von Energieeffizienz über Strommarkt bis Stromtransport.»
Derzeit hält die Bundesnetzagentur 63 der 92 vorgeschlagenen Maßnahmen zum Neu- und Ausbau im deutschen Höchstspannungsnetz für erforderlich. In den nächsten zehn Jahren sollen 2.800 Kilometer neue Höchstspannungsleitungen gebaut und 2.900 Kilometer im bestehenden Netz optimiert werden. Als Kosten werden mindestens 22 Milliarden Euro veranschlagt - ohne Erdkabel.
Ein Koalitionsgipfel hatte am Dienstag die Lösung der Trassendebatte erneut vertagt. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kündigte eine Lösung bis Juni an. (dpa/lby)