Mit einem Zuwachs von nur 68 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 193 Megawatt liege der Nordosten nur auf dem neunten Platz im Ländervergleich, teilte der energiepolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Rudolf Borchert, am Mittwoch in Schwerin mit. Den größten Zubau hatte nach Branchenangaben mit knapp 890 Megawatt das Nachbarland Schleswig-Holstein.
Bundesweit kamen demnach Windräder mit einer Gesamtleistung von 3.536 Megawatt hinzu, was etwa der Leistung von zwei Atomkraftwerken entspricht. Der Zubau lag damit um knapp ein Fünftel unter dem des Rekordjahres 2014. Der Bundesverband WindEnergie und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau betonten am Mittwoch jedoch in Berlin, 2015 sei das zweitstärkste Jahr. Die Entwicklung sei gesund.
Ein Grund für den schwachen Zubau im Nordosten ist Borchert zufolge das Fehlen von Flächen, was aus Rechtsproblemen bei den regionalen Raumentwicklungsprogrammen resultiere. Immer wieder ziehen Investoren und Gegner ausgewiesener Windkraft-Areale vor Gericht.
«Der Schlüssel für den Ausbau der
Windenergie an Land sind rechtssicher vorgeplante Flächen», sagte Borchert. Besserung verspreche er sich vom geplanten Bürger- und Gemeindebeteiligungsgesetz des Landes. Dieses werde für eine größere Akzeptanz der Windkraft an Land sorgen.
Erst am Montag hatten sich die Regierungschefs der norddeutschen Bundesländer bei einem Treffen in Wismar für den konsequenten Ausbau der Windenergie an Land und auf hoher See ausgesprochen. In einem sogenannten Wismarer Appell forderten sie gemeinsam mit dem Bundesverband Windenergie, dem Arbeitgeberverband Nordmetall und der IG Metall Küste den weiteren Zubau an Land von 2,5 Gigawatt Leistung pro Jahr.
Auf See sollen auch im kommenden Jahrzehnt zwei bis drei Windparks pro Jahr neu ans Netz gehen. Der Appell sei «eine sehr starke Wortmeldung» in Richtung Berlin, erklärte Mecklenburg- Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD). Er sieht vor allem in der Kohleindustrie einen Bremser der Energiewende.
Kritik am Kurs der Nord-Regierungschefs kam von der Partei Alternative für Deutschland (AfD). «Der sogenannte Wismarer Appell steht exemplarisch für die Arroganz der momentan regierenden Politiker», erklärte der Rostocker AfD-Landtagskandidat Holger Arppe. Die Befindlichkeiten der Bürger, ihre berechtigten Sorgen und ihre offene Ablehnung der Windkraft hätten in dem Papier der fünf Ministerpräsidenten keine Rolle gespielt, beklagte Arppe.