Den Zuschlag erhielten vier Windparks in der Nordsee mit einer Gesamtkapazität von 1.490 Megawatt, teilte die Bundesnetzagentur am Donnerstag in Bonn mit. Sie erhalten im Durchschnitt eine Förderung aus dem EEG-Gesetz von 0,44 Cent je Kilowattstunde.
Zum Vergleich: Die aktuelle Förderung für Offshore-Strom liegt bei 18,4 Cent je Kilowattstunde, allerdings nur über acht Jahre, während die neuen Projekte über 20 Jahre gefördert werden. Die Windparks, die jetzt den Zuschlag erhalten haben, werden nach 2021 ans Netz gehen.
«Das Ausschreibungsverfahren hat demnach mittel- und langfristige Kostensenkungspotenziale freigesetzt, die zu einer in diesem Umfang nicht erwarteten Senkung der Förderung führen werden», erklärte der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann. Die Offshore-Windenergie stelle ihre Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis.
Die Ausschreibung ist ein Ergebnis der vorerst letzten Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und löst die bisherigen Fördermodelle ab. In diesem und im nächsten Jahr sind in zwei Runden insgesamt 3.100 Megawatt ausgeschrieben. Teilnahmeberechtigt sind genehmigte und fortgeschrittene Projekte mit einem Volumen von 6.000 bis 7.000 Megawatt. Das erklärt den hohen Wettbewerbsdruck.
Wer nicht zum Zuge kommt, muss entweder auf einen Erfolg bei späteren Ausschreibungen spekulieren oder kann seine bislang getätigten Investitionen abschreiben. Die vier Windparks liegen sämtlich in der Nordsee; bei der nächsten Runde in einem Jahr müssen auch mindestens 500 Megawatt für die Ostsee dabei sein.
Die vier erfolgreichen Projekte erhalten eine Förderung zwischen 0,00 und 6,00 Cent je Kilowattstunde. Null Cent bedeutet: Die Betreiber erwarten, dass sie die Windparks in der Nordsee komplett ohne öffentliche Förderung betreiben und sich aus dem Marktpreis für Strom finanzieren können. Damit wäre die Offshore-Windenergie komplett wettbewerbsfähig.
«Mit dem heute erfolgten Zuschlag ist nun der Weg frei für eines der größten geplanten Offshore-Projekte in Europa», sagte der Chef des Energieversorgers
EnBW, Frank Mastiaux. Sein Unternehmen erhielt den Zuschlag für das 900-Megawatt-Projekt «He dreiht» nördlich von Borkum, das ohne Subventionen auskommen soll. Die Planung fuße auf umfangreichen Marktanalysen.
Patrick Graichen von der Stiftung Agora Energiewende verwies aber auch auf Risiken. «Die Bieter gehen davon aus, dass die
Strompreise am Großhandelsmarkt deutlich steigen. Dazu wird es jedoch nur kommen, wenn Kohlekraftwerke vom Markt gehen und überdies die Zertifikate für Treibhausgasemissionsrechte teurer werden und die Strompreise tatsächlich steigen. Falls nicht, werden sie die Windparks trotz des Zuschlags wahrscheinlich nicht bauen.»
Die EEG-Umlage, mit der die Energiewende teilweise finanziert wird, ist von 3,5 Cent pro Kilowattstunde im Jahr 2012 auf 6,88 Cent in diesem Jahr gestiegen. Sie macht knapp ein Viertel des Strompreises aus. Um den Anstieg der Strompreise zu dämpfen, hatte die Bundesregierung den Ausbaupfad für die Offshore-Windenergie gedeckelt.
Angesichts der Kostensenkung durch immer größere und effektivere Windkraftwerke und die zunehmende Industrialisierung fordert die Branche, den Offshore-Ausbau wieder stärker zu forcieren. Gegenwärtig sind 16 Windparks mit rund 950 Windrädern und einer installierten Leistung von 4.100 Megawatt in Betrieb. Bis 2030 sollen es 15.000 Megawatt sein.