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19.12.2012 | 13:37 | Rohstoffhunger 

Rohstoffagentur mahnt zu stärkerer Rohstoff-Selbstversorgung

Hannover/Paris - Explodierende Kosten, launische Weltmärkte,  politisch unberechenbare Großexporteure sowie Krisen, Kriege und Konflikte: Der Rohstoffhunger der deutschen Wirtschaft stößt an Grenzen.

Kohle
(c) Marco Becker - fotolia.com
«Im Zeitraum zwischen 2003 und 2011 haben wir für Rohstoffe das Dreifache zahlen müssen», sagt Hildegard Wilken. Engpässe drohen weniger durch zur Neige gehende Reserven, so die stellvertretende Leiterin der Deutschen Rohstoffagentur, sondern durch politische oder wirtschaftliche Krisen und Naturkatastrophen.

Die Expertin und ihre Kollegen in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) mahnten am Dienstag bei der Vorstellung der jüngsten Rohstoff-Berichte auch vor wachsenden Kosten - und damit zur Besinnung auf heimische Reserven. Damit geben sie der umstrittenen Erschließung deutscher Erdgas- und Erdölvorkommen neue Aktualität. Denn zu Deutschlands Reserven gehören auch Schiefergas und -öl. Doch die Fördermethoden, darunter die oft kritisierte Fracking-Technik, sind umstritten.

Auch der klimaschädliche Brennstoff Kohle gilt aus ökologischer Sicht nicht gerade als unbedenklich - zuletzt hatten Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace auf dem SPD-Bundesparteitag in Hannover öffentlichkeitswirksam gegen den Energieträger protestiert. Deutschland ist der mit Abstand weltgrößte Produzent und Verbraucher von Braunkohle. «Kohle ist unter den fossilen Energierohstoffen weiterhin der bedeutendste Energierohstoff mit den bei weitem größten globalen Gesamtressourcen», schreiben die Autoren der «Energiestudie 2012»: «Mit einem Anteil von 56 Prozent an den Reserven und 89 Prozent an den Ressourcen verfügt Kohle über das größte Potenzial von allen nicht erneuerbaren Energierohstoffen.»

Die Experten der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris sagten ebenfalls am Dienstag der Kohle eine glänzende Zukunft vorher. Sie könne sogar Öl als weltweit wichtigsten Energielieferanten ablösen, sagte IEA-Chefin Maria van der Hoeven. Getrieben vom Bedarf aus den Entwicklungs- und Schwellenländern rechnet die IEA mit einem jährlichen Anstieg des Kohleverbrauchs um mehr als 500 000 Tonnen. In fünf Jahren könnte er damit fast dem von Öl entsprechen.

Der Anteil der erneuerbaren Energie liegt mittlerweile in Deutschland über dem der Kernkraft. Der Ökostromanteil klettert im laufenden Jahr auf den Rekordwert von rund 23 Prozent, wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in Berlin mitteilte. Doch fossile Energieträger machen nach Angaben der Rohstoffagentur weiter über drei Viertel des deutschen Gesamtenergieverbrauchs aus.

Nach dem jüngsten «Situationsbericht 2012» der Deutschen Rohstoffagentur, der noch auf Daten des Vorjahres basiert, nutzte die Bundesrepublik im Vorjahr importierte Energieträger im Wert von 137,6 Milliarden Euro - dem standen in Deutschland produzierte Rohstoffe im Wert von 20,8 Milliarden Euro gegenüber. Gerade mal 0,8 Prozent des deutschen Brutto-Inlandsprodukts, wie der BGR-Abteilungschef für Energie- und mineralische Rohstoffe, Volker Steinbach, betonte.

«Deutschland verfügt durchaus über ein nennenswertes Rohstoffpotenzial - nicht nur im Primärbergbau, sondern auch im Recycling-Bereich.» Steinbach verwies auf das große Interesse, das eine Exportnation wie die Bundesrepublik an einer langfristig sicheren Rohstoffversorgung haben muss. Er mahnte: «Vor dem Hintergrund möglicher Lieferengpässe und großer Preisschwankungen erfordert die sichere Versorgung mit Rohstoffen einen langfristigen Planungshorizont.» (dpa)
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