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03.01.2024 | 05:31 | Windkraftausbau 

Windbranche leidet weiter unter Planungsunsicherheit

Kiel - Die Windbranche in Schleswig-Holstein freut sich über sehr gute Ausbau- und Genehmigungszahlen im Jahr 2023.

Windbranche
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2023 sind mehr als 230 Windräder in SH neu ans Netz gegangen. Auch die Genehmigungszahlen sind gut. Dennoch blickt der Branchenverband nicht nur zuversichtlich in die Zukunft. (c) proplanta
Schleswig-Holstein liege mit jeweils über einem Gigawatt brutto zugebauten und genehmigten Windenergieanlagen auf den Plätzen eins und zwei im Ländervergleich, sagte der Geschäftsführer des Landesverbandes Erneuerbare Energien, Marcus Hrach. Man müsse dabei zwar beachten, dass in vielen anderen Bundesländern nur sehr langsam ausgebaut werde, «aber es zeigt auch, dass Politik und Branche die Energiewende gemeinsam zügig voranbringen können».

Nach Zahlen des Energiewendeministeriums von Ende Dezember sind 2023 mehr als 230 neue Windräder in Schleswig-Holstein ans Netz gegangen. Die 232 neuen Anlagen haben eine Gesamtleistung von 1,2 Gigawatt. Zum Vergleich: Das Ende 2021 stillgelegte Kernkraftwerk Brokdorf hatte eine Leistung von rund 1,4 Gigawatt. Außerdem wurden im vergangenen Jahr in Schleswig-Holstein 221 Windräder mit einer Leistung von 1,16 Gigawatt neu genehmigt.

Verband: Wichtige Änderungen vorziehen

Im Dezember beschloss die schwarz-grüne Landesregierung zudem einen deutlich stärkeren Ausbau der Windkraft im Land - wie bereits mit dem Koalitionsvertrag angekündigt. CDU und Grüne wollen die installierte Windkraft-Leistung an Land auf 15 Gigawatt erhöhen. Dafür sollen künftig drei statt bislang zwei Prozent der Landesfläche als Gebiete für Windräder vorgesehen sein.

Nach Ansicht des Verbands sollten wichtige Änderungen der neuen Planung vorgezogen werden. Durch früheres «Repowering» außerhalb ausgewiesener Vorranggebiete könne der Zeitraum bis zur rechtskräftigen Ausweisung neuer Flächen überbrückt werden.

Ansonsten sei das Ende der positiven Genehmigungszahlen absehbar «und es ist zu befürchten, dass nach dem kurzzeitigen Boom wieder eine Phase des Stillstands folgt, wenn das Land nicht gegensteuert», sagte Hrach. Das vom Land ausgerufene Ziel der Klimaneutralität wird ihm zufolge nicht zu erreichen sein, wenn es nicht gelingt, eine langfristige Verstetigung beim Zubau der erneuerbaren Energien zu gewährleisten.

Branche leidet weiter unter Planungsunsicherheit

Insgesamt leidet die Branche aufgrund unterschiedlicher Aspekte weiter unter Planungsunsicherheit, wie Hrach betonte. «Dazu gehören einerseits die großen Verzögerungen im Gesetzgebungsprozess für wichtige Änderungen im EEG.» Auch dass die Bundesnetzagentur erst Mitte Dezember den neuen Höchstwert für Ausschreibungen für 2024 bekanntgegeben habe, sei bedauerlich. «Die Branche hätte hier deutlich mehr Vorlauf gebraucht.»

Auch die deutlichen Preis- und Zinssteigerungen und die daraus entstehenden Finanzierungsschwierigkeiten machen der Branche zu schaffen. «Darüber hinaus bestehen weiterhin Probleme beim Transport von Windenergieanlagen und Anlagenteilen», sagte Hrach. Generell bleibe es aufgrund von Lieferengpässen oft eine Herausforderung, die Realisierungsfristen für die Zuschläge aus den Windausschreibungen einzuhalten.

Hrach wirbt für Gemeindeöffnungsklausel

Hrach betonte, «vor dem Hintergrund, dass Schleswig-Holstein erstes klimaneutrales Industrieland werden will, wäre es dringend geboten, alle Mittel zur Beschleunigung, die der Bund zur Verfügung stellt, zu nutzen.» So sollte das Land die vom Bundesgesetzgeber geschaffenen Möglichkeiten der sogenannten Gemeindeöffnungsklausel zur kommunalen Ausweisung von zusätzlichen Windeignungsgebieten nutzen und diese nicht einschränken. «Viele Gemeinden wollen selbst endlich Teil der Energiewende werden oder noch mehr beitragen, als sie es bisher durften», sagte Hrach. «Es wäre fahrlässig, dies als Vorreiterland mit dem Ziel, erstes klimaneutrales Bundesland zu werden, nun einzuschränken.»
dpa/lno
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