Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
24.07.2010 | 19:42 | Expertin: "Nur jeder achte Übergewichtige sieht sich als zu dick" 

Bereits Jugendliche leiden an Altersdiabetes

St. Pölten - Immer mehr Jugendliche sind von Diabetes Typ 2 betroffen, der als "Altersdiabetes" bekannten Krankheit.

Bereits Jugendliche leiden an Altersdiabetes
Das zeigen Forscher der Fachhochschule St. Pölten in einer aktuellen Studie. "Schon jetzt gibt es 15-Jährige, die an Altersdiabetes leiden. In Zukunft wird diese Zahl deutlich steigen", berichtet die Ernährungswissenschafterin Jutta Möseneder im pressetext-Interview.

Die Forscher untersuchten 300 Berufsschüler nach Faktoren, die das Risiko für die Zuckerkrankheit drastisch erhöhen. Dazu gehören vor allem Übergewicht und Fettleibigkeit. "Acht Prozent der Untersuchten sind aufgrund ihres Taillenumfanges übergewichtig. Allerdings empfindet sich nur ein Prozent der Mädchen und Burschen selbst als dick", so die Forscherin. Warum es dieses gestörte Köperbild gibt, weiß man bisher nicht. "Möglich ist, dass Dicke oft auch übergewichtige Freunde haben, was die Wahrnehmung abschwächt."


Birne ist besser als Apfel

Noch immer explodiert das Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen. "Sie nehmen früher zu und werden dicker als früher. Waren es früher ein paar Kilo zuviel, sind es heute oft gleich Dutzende", erklärt Möseneder. Während viel Hüftspeck - die Expertin bezeichnet es als "Birnentyp" - das Gesundheitsrisiko nur wenig erhöht, bringt zuviel Bauchspeck ("Apfeltyp") Probleme. "Zuviel Fett um die Organe bedeutet hohe Gefahr für Diabetes und andere Stoffwechselkrankheiten. Außerdem droht eine krankhafte Adipositas."

Diabetes kann außer durch Übergewicht auch genetisch bedingt sein. Demnach bringt Zuckerkrankheit in der näheren Verwandtschaft ein Risiko mit sich, was bei rund jedem dritten untersuchten Jugendlichen der Fall war. "Sind Vater oder Mutter Diabetiker, steigt das Risiko für das Kind um 30 Prozent, auch selbst zu erkranken. Dieser Gefahr sind sich aber die wenigsten Jugendlichen bewusst", so die Ernährungswissenschafterin. Wer familiär belastet sei, müsse besonders auf seinen Lebensstil achten.


Jugendliche über Risiko aufklären

Obwohl das Problem drängt, erfahren Jugendliche meist nicht rechtzeitig, dass sie auf eine Stoffwechselerkrankung zusteuern. Die St. Pöltner Forscher warnen, dass die Risiko-Fragebögen, die beim Diabetes-Screening eingesetzt werden, nicht auf Jugendliche zugeschnitten sind. "Sie arbeiten mit dem Body-Mass-Index, doch vernachlässigt dieser das Längenwachstum in der Pubertät. Damit werden die Ergebnisse verzerrt", so die Studienleiterin Daniela Wewerka-Kreimel.

Ziel der Experten ist es, ein Screening-Instrument für Jugendliche zu entwickeln, das kostengünstig und wissenschaftlich fundiert ist. Es baut auf Perzentilkurven, die anzeigen, ob sich Teenager in einem Risikobereich befinden. "Erfragt wird dafür etwa das Ausmaß an Bewegung, die Häufigkeit des Verzehrs von Obst, Gemüse oder Vollkornprodukten, zusätzlich zur Erhebung der Körpermaße. Für den Schularzt wäre das ein wichtiges Hilfsmittel, um 15-Jährige, vielleicht später auch Zehnjährige zu untersuchen", betont Möseneder. (pte)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Nachfrage nach Fleischersatz kurbelt Produktion an

 Zu wenig Tempo für weniger Zucker

 Rewe eröffnet erste rein vegane Supermarktfiliale in Berlin

 Wie gesund ist pflanzliche Ernährung? - Großangelegte Studie startet

 Haushalte verschwenden jeden Tag eine Milliarde Mahlzeiten

  Kommentierte Artikel

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Immer mehr Tierarten sorgen in Thüringen für Ärger

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?

 Frankreichs Staatsrat schränkt Vogeljagd weiter ein

 LED-Lampen in Straßenlaternen sparen massiv Strom ein

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig