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27.09.2008 | 03:55 | Fischerei 

Muschelfischer hoffen auf einen harten Winter

Hannover - Schwarzviolette Schale, leckerer Inhalt: An der niedersächsischen Küste werden seit kurzem wieder Miesmuscheln angelandet, berichtet der Landvolk-Pressedienst.

Muschelfischer hoffen auf einen harten Winter
Die Qualität der Meeresfrüchte ist nach den Beobachtungen von Fischereiexperten überzeugend. „Die Muscheln glänzen mit Fleischgehalten zwischen 25 und 27 Prozent und sind damit vollfleischig“, bestätigt Thorsten Brandt, Leiter des staatlichen Fischereiamtes in Bremerhaven. Je nach Wetterlage in den kommenden Wochen könnte der Fleischgehalt sogar noch auf bis zu 30 Prozent steigen.
 
Allerdings sorgt die kalte Witterung seit Mitte September für ein anderes Phänomen: Die Muscheln haben sich stark mit dem Untergrund „vertrosst“ und sind für die Fischer nur mit einiger Mühe zu ernten, berichtet Manuela Gubernator, Geschäftsführerin der Niedersächsischen Muschelfischer. Ansonsten sind die Muschelfischer mit den bisherigen Anlandungen zufrieden, bisher konnten sie rund 1.000 Kilo Miesmuscheln verkaufen. Die Preise haben sich auf dem Niveau des Vorjahres stabilisiert, allerdings scheint weniger Konsumware als in 2007 zur Verfügung zu stehen.

Mit der abgelaufenen Miesmuschelsaison sind die Fischer im Großen und Ganzen zufrieden. Da die Anlandemengen mit 5.440 Tonnen das Vorjahresniveau um knapp 25 Prozent übertrafen, verfehlten die durchschnittlichen Erzeugerpreise zwar die Höhe des Vorjahres, rund 1,33 Euro je Kilo im Schnitt waren aber zufriedenstellend. Doch etwas fehlt, und zwar dringend: Die Miesmuscheln sorgen schon seit einiger Zeit für zu wenig Nachwuchs, um die Bestände zu sichern.
 
In diesem Jahr ist der Brutfall der Meeresfrüchte sogar fast komplett ausgefallen. Erschwert wird die Situation durch die milden Winter, da dann die Fressfeinde der wenigen Jungmuscheln - wie Seesterne, Schnecken oder Vögel - fast immer präsent sind. Zwar werden derzeit verschiedene Verfahren zum Gewinnen von Muschelsaat etwa an Langleinen getestet, dadurch geraten die Fischer aber häufig in Nutzungskonflikte mit anderen Anrainern. Jetzt hoffen die Muschelfischer auf einen harten Winter, denn erfahrungsgemäß kommen die Miesmuschelbestände dann zu einem Bruterfolg und große Teile des Wattenmeeres erhalten neue Muschenkolonien. 

Nicht mehr aufzuhalten ist nach den Beobachtungen der Fischer dagegen die Besiedlung der heimischen Gewässer durch die Pazifische Auster, die sich immer mehr in der Nordsee ausbreitet. Sie ist nicht nur Nahrungskonkurrent der heimischen Miesmuscheln, sondern besetzt auch deren Bänke. Zusätzlich trumpft die Auster durch eine hohe Vermehrungsrate auf und scheint noch nicht einmal den Fressfeinden der Muscheln wie Eiderenten und Austernfischern zu schmecken. Da diese Wildkulturen zudem mit außerordentlich harten Panzern gesegnet sind, die untereinander auch noch regelrecht „verbacken“, sind sie überdies für die Fischer nicht wirtschaftlich zu nutzen. (LPD)
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