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17.10.2010 | 09:31 | Zentralbank für Getreide 

Internationale Getreidebank gefordert

Berlin/Rom - Mit einer weltweiten Zentralbank für Getreide könnte nach Auffassung des Bonner Entwicklungsexperten Joachim von Braun Rohstoff-Spekulanten Einhalt geboten und der Hunger in den Entwicklungsländern entschärft werden.

Getreide
(c) proplanta
Zum Welternährungstag sagte der Direktor des Bonner Zentrums für Entwicklungsforschung am Samstag im Deutschlandradio Kultur, eine solche Zentralbank müsse mit mit Geld, Wissen und einer Getreidereserve ausgestattet werden, um Spekulationen mit den Weltvorräten an Reis, Mais oder Weizen zu verhindern.

Die Getreidebank müsse von den G8- und G20-Ländern finanziert werden, forderte von Braun. China und Indien müssten auf jeden Fall dazugehören, «denn beide sitzen auf den größten Getreidereserven und sind die größten Konsumenten». Er sehe die Chancen auf eine Umsetzung dieser Idee positiv, denn der Leidensdruck sei angesichts der weltweiten Hungerkatastrophen groß.

Immer noch hungern nach Schätzungen der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) weltweit 925 Millionen Menschen, stirbt alle sechs Sekunden ein Kind an Hunger und Unterernährung. Von Entwarnung könne nicht die Rede sein, hieß es am Samstag in Rom nach einer einwöchigen Tagung des Welternährungsausschusses. Dennoch zogen Experten eine vorsichtig positive Bilanz.

«Es konnten Fortschritte bei der Entwicklung von gemeinsamen Richtlinien für die großflächigen Landkäufe von Investoren und reichen Ländern erzielt werden», sagte etwa Marita Wiggerthale von der Hilfsorganisation Oxfam. Der erste Schritt sei damit getan, das Problem sei erkannt. Nun seien dringend Regeln notwendig, die den weltweiten Ausverkauf von Agrarland in die Schranken weisen - «sonst wird der Hunger in den nächsten Jahren wieder zunehmen».

Das sogenannte «Land-grabbing» war eines der zentralen Themen der Tagung, bei der erstmals auch nichtstaatliche Hilfsorganisationen gleichberechtigt mit am Verhandlungstisch saßen. Laut Oxfam wurden von Industrie- als auch Schwellenländern allein in den vergangenen zwei Jahren etwa 45 Millionen Hektar in armen Ländern aufgekauft. Das entspreche etwa der Größe Schwedens. Zwei Drittel des «Land-grabbings» betreffe Afrika.

Im September hatten die Weizenpreise nach Angaben der FAO um 60 bis 80 Prozent höher gelegen als Anfang Juli, beim Mais waren es 40 Prozent mehr. Die Preise hätten damit aber noch um ein Drittel unter denen des Krisenjahres 2008 gelegen. Nach FAO-Schätzungen dürfte die Getreideproduktion in diesem Jahr bei etwa 2,24 Milliarden Tonnen weltweit liegen. Das wäre zwar ein Prozent weniger als im Vorjahr, aber immer noch die drittgrößte Gesamternte aller Zeiten. (dpa)
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