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19.06.2022 | 09:46 | Ukraine-Krieg 

Warum fließt ukrainisches Getreide auf dem Landweg nicht so schnell wie möglich ab?

Kiew - Getreidehandel ist vor allem eine Frage der Logistik, da die räumliche Verteilung der Produktion einerseits und des Verbrauchs andererseits sich national, regional und global stark unterscheiden.

Getreidehandel Ukraine
(c) proplanta
In der Logistik wiederum bestimmt das schwächste Glied die Kapazität der gesamten Kette; Logistik ist somit in erster Linie eine Frage der Schwachstellenanalyse. Folgende Schwachstellen könnten und sollten sofort adressiert werden, um den ukrainischen Getreideexport zu beschleunigen:

Importbeschränkungen für Weizen und Gerste

Raps- und Sonnenblumenprodukte können ohne Beschränkungen in die EU importiert werden. FürMais gilt der variable Importzoll, der bei den derzeit sehr hohen Preisen nicht greift. Aber für Weizen und Gerste galten bis zum 19. Mai prohibitiv hohe Importzölle in Verbindung mit zollfreien Kontingenten für die Ukraine im Rahmen des Freihandelsabkommens mit der EU (DCFTA) und einigen weiteren allgemeinen Zollkontingenten.

Hohe Importzölle sollen den EU-Binnenmarkt vor preisgünstigen Importen schützen. Ein solcher Schutz wird derzeit nicht benötigt; die Zollbelastung geht letztlich zulasten der ukrainischen Landwirte und trägt zu Verzögerungen bei der Abwicklung an der Grenze zur EU bei. Die am 19. Mai beschlossene Abschaffung der EU-Importrestriktionen für ukrainisches Getreide ist sehr zu begrüßen, hätte aber deutlich früher beschlossen werden sollen.

Die Zoll- und phytosanitäre Abwicklung an der EU-Grenze

Derzeit stehen LKWs drei Tage und mehr in beiden Richtungen an der Grenze zwischen der Ukraine und der EU - wertvolle Zeit, in der sie sonst weitere Ladungen befördern könnten. Es wird auch davon berichtet, dass Züge waggonweise abgefertigt werden. Die EU hat die Anforderungen beim Import bereits erheblich gelockert. Die Vorlage von Phytozeugnissen ist ausgesetzt. Dennoch hat sich die Abfertigung an der Grenze nicht maßgeblich beschleunigt. Die Gründe hierfür sind nicht ganz klar.

Unter anderem wird von personellen Engpässen bei der Zollabfertigung berichtet, aber auch von Korruption.Klar ist jedenfalls, dass es hier dringend zu einer Beschleunigung der Abwicklung kommen muss über mehr personelle Kapazitäten und eine Vorsortierung der Lkw bereits vor der Grenze.

Da ukrainische LKWs in der Regel nur über die Abgasnorm Euro 2 verfügen, dürfen sie in der EU nicht fahren. Lkw-Kapazitäten sind in der EU knapp und das Umladen an der Grenze kostet Zeit und Geld. Mit einer Ausnahmegenehmigung für zunächst ein halbes Jahr könnten ukrainische Lkw die Häfen an der Ostsee direkt ansteuern. Des Weiteren könnte das zulässige Gesamtgewicht der LKWs in Deutschland vorübergehend von 40 auf 44 t erhöht werden, was eine 15-prozentige Erhöhung der Zuladung von 26 auf 30 t ermöglichen würde. Natürlich sollten nur dafür zugelassene Lkw eine solche Genehmigung erhalten. Im sogenannten Kombiverkehr ist ohnehin schon ein zulässiges Gesamtgewicht von 44 t üblich, nur bisher nicht im Schüttgutverkehr
AgE
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