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08.10.2009 | 09:00 | TV-Tipp 

Quotendruck und Turbokühe - Der Überlebenskampf der Milchbauern

München - Die Milchbauern sind zu Opfern ihres eigenen Erfolges geworden:

Quotendruck und Turbokühe - Der Überlebenskampf der Milchbauern
In den letzen Jahrzehnten ist die Produktivität ihrer Höfe enorm gestiegen. Trotzdem - oder gerade deshalb - ist es kaum noch möglich, davon zu leben. Das große Angebot und der Preiskampf im Einzelhandel haben die Margen weit unter den Wert gedrückt, zu dem man noch vernünftig produzieren kann. Viele Höfe im Saarland stehen vor dem Aus. Immer massiver regt sich der Protest.

Gleichzeitig will die EU will mit europäischen Milchprodukten die große weite Welt beliefern. Riesige Ställe, riesige Futtermengen -Kapitalverwertung der Milch auf industrieller Basis. Da ist für bäuerliche Strukturen, regionales Qualitätsbewusstsein oder Nachhaltigkeit kein Platz mehr. Auch die saarländischen Milchbauern revoltieren. Sie machen sich auf nach Brüssel, um vor EU-Politikern zu demonstrieren und werden von der Polizei niedergeknüppelt.

Sie schütten Milch aus vor den Discounterläden, die ständig die Preise weiter zu drücken. Sie versuchen, mit ihrer Molkerei ins Gespräch zu kommen und sind doch machtlos, obwohl sie als Genossenschaftler Miteigentümer der Molkerei sind. Inzwischen hat der Protest auch den Landtag erreicht. Die übergeordnete Steuerung der Milchmengen müsse abgeschafft werden, fordern sie, die Liefermengen der Bauern müssten konkret überwacht werden und nicht wie bisher am Ende saldiert, wenn der einzelne Bauer sein Milchgeld längst kassiert hat und der Markt abgesoffen ist.

Der Druck der Verhältnisse führt zu Hamsterrad-Bauern. Um den sinkenden Preisen überhaupt etwas entgegen setzen zu können, züchten sie „Turbo-Kühe“, die zehn- oder gar zwölftausend Liter Milch pro Jahr geben. Doch was für den einzelnen Betrieb ein Ausweg sein könnte, führt in der Summe zu noch mehr Milch, die weiter auf die Preise drückt.

SR-Reporter Mirko Tomic hat die saarländischen Milchbauern bei ihrem Kampf um den Erhalt ihrer Höfe begleitet - und politischen Kampf um eine wirtschaftliche Zukunft. Sein Film kommt zu dem Schluss: So lange es den Verbraucher egal ist, unter welchen Umständen ihre Milch produziert wird, so lange wird sich die Abwärtsspirale weiter drehen - zum Schaden der bäuerlichen Betriebe, des Tierschutzes und der Nachhaltigkeit der Landwirtschaft. (BDM)
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