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15.01.2010 | 02:35 | Klimaforschung  

Wenn der Wind sich dreht - eisiger «Polarluftexpress»

Potsdam - Der «Polarluftexpress» sorgt für den diesjährigen, kalten Winter.

Polarluftexpress
(c) proplanta
Dabei strömt kalte Luft aus der Arktis direkt nach Europa. Hauptursache für den Wechsel zwischen warmen und kalten Wintern ist eine natürliche Schwankung von Luftströmungen, die Arktische Oszillation, erläutert Prof. Klaus Dethloff vom Alfred- Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, Außenstelle Potsdam.


Wie kommt es zu den kalten Temperaturen dieses Winters?

Dethloff: «In diesem Winter entwickelte sich über Skandinavien ein Hochdruckgebiet. Das Skandinavienhoch zapft die arktische Kaltluft an und bringt sie als "Polarluftexpress" nach Europa. In der Arktis ist es derzeit extrem kalt, denn während der Polarnacht fehlt die Sonneneinstrahlung. Wie lange das winterliche Strömungsmuster erhalten bleibt, kann man noch nicht vorhersagen. In einem Modell des Europäischen Zentrums für Wettervorhersagen (ECMWF) hält sich das Skandinavienhoch jedenfalls die nächsten Tage.»


Warum hatten wir viele Jahre relativ warme Winter?

Dethloff: «Die Winterstrenge in Europa hängt mit der Phase der Arktischen Oszillation zusammen. In der (wärmeren) positiven Phase wird die Luftströmung durch ein starkes Islandtief und ein ausgeprägtes Azorenhoch bestimmt. Die Winter sind dann vergleichsweise mild, weil starke Westwinde relativ milde Luft vom Atlantik nach Europa transportieren.»


Wie lässt sich der Temperaturwechsel erklären?

Dethloff: «In den letzten zwei Jahrzehnten herrschte eine vorwiegend positive Phase der Arktischen Oszillation mit einem starken Islandtief und einem starken Azorenhoch vor. Beide sorgten für eine milde Westwindströmung vom Atlantik nach Europa. In diesem Winter hat die Strömung sich gedreht und das Luftdruckmuster entspricht der negativen Phase der Arktischen Oszillation. Diese beschert den Europäern einen strengeren Winter.»


Woher kommt die Strömungs-Schwankung?

Dethloff: «Das ist eine natürliche Klimaschaukel durch Kopplung von Prozessen im Ozean und der Atmosphäre mit dem arktischen Meereis auf Zeitskalen von Jahrzehnten. Sie wird auch durch anthropogene Prozesse beeinflusst. In den 1960er und 1970er Jahren dominierte die negative Phase der Arktischen Oszillation mit kälteren Wintern und viel Schnee. Seit Mitte der 1980er Jahre folgte wieder eine positive Schwingungsphase mit einer Erwärmung. Die Mechanismen dahinter sind bisher nur unzureichend erforscht und verstanden.» (dpa)
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